Donau Zeitung

„Das war eine meiner großen Niederlage­n“

Robert Stadlober erzählt von der erfolgreic­hen TV-Sitcom „Das Institut“– und von weniger gelungenen Projekten

- Interview: Josef Karg

Herr Stadlober, was gibt es Neues aus Kallalabad?

Robert Stadlober: Unser Institut bemüht sich weiterhin, die deutsche Kultur zu verbreiten, doch leider interessie­rt sich kein Mensch dafür. Deswegen müssen wir Mitarbeite­r uns mit uns selbst beschäftig­en.

Weil doch noch nicht jeder die Fernseh-Sitcom „Das Institut – Oase des Scheiterns“im Bayerische­n Fernsehen kennt: Kallalabad ist die erfundene Hauptstadt des erfundenen Staates Kisbekista­n. Und Sie gehören zu den Mitarbeite­rn eines deutschen Kulturinst­ituts, das vor lauter Langeweile nach jeder Folge fast einen Kampf der Kulturen heraufbesc­hwört. Stadlober: Kann man so sagen, ja.

Was erfährt man denn in den nächsten Folgen über die Deutschen? Stadlober: In jedem Fall wird gezeigt, dass sie gnadenlos pedantisch sind. Der Deutsche hat einen Plan und der wird auch umgesetzt, egal wie. Und damit rennen sie in jeder anderen Kultur gegen Wände. Aber sie wollen es trotzdem nicht einsehen, dass das so ist.

Apropos Oase des Scheiterns. Woran sind Sie in Ihrem Leben schon gescheiter­t?

Stadlober: An einigen Dingen. Das bringt auch der Beruf mit sich. Einmal beispielsw­eise, als Michael Harnecke das „Weiße Band“drehen wollte, war ich beim Casting in der letzten Runde. Ich war für die Rolle zwar ein bisschen zu jung, aber ich hätte sie sehr gerne gespielt. Leider war ich im letzten Vorspiel nicht wirklich gut. Da bin ich vielleicht gescheiter­t. Das war eine der großen Niederlage­n in meiner Karriere.

Ihnen eilt ein wenig der Ruf des Rabauken voraus. Angeblich war früher keine Hotelzimme­reinrichtu­ng vor Ihnen sicher. Wie ist das heute? Stadlober: Das ist kein Problem mehr. Das lag damals ein wenig an dem Film „Crazy“, in dem ich einen zurückhalt­enden, schüchtern­en Typen gespielt habe. Und ich war damals 17 und wollte Mädchen und überhaupt alle beeindruck­en und beweisen, dass ich ein ganz cooler Typ bin und nicht der nachdenkli­che Junge, den ich im Film darstellte. Aber ganze Hotelzimme­r habe ich nie zerlegt.

Gehören Sie inzwischen zum Establishm­ent?

Stadlober: Nein, das kann ich immer noch mit stolz geschwellt­er Brust sagen. Aber ich arbeite mit dem

Establishm­ent. Das, was ich mache, komplett autark zu machen, würde schon große Opfer verlangen. Ich habe inzwischen ja auch Familie. Und da habe ich keine Lust, meinen Kindern in 20 Jahren zu erklären: Papa hat ganz radikale politische Kunst gemacht und deswegen habt ihr nix zum Essen gehabt.

Mit elf Jahren waren Sie schon Synchronsp­recher, anschließe­nd spielten Sie in verschiede­nen Fernsehpro­duktionen und Kinofilmen mit. Sie gelten als ein Mensch, der Veränderun­g braucht. Wird Ihnen das Schauspiel­ern nicht langsam langweilig?

Stadlober: Nein, das ist ja ein weites Feld. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich nicht nur Schauspiel­er bin. Ich mache ja auch Musik, literarisc­he Abende oder inszeniere am Theater. Ich kann alles machen, was mich interessie­rt.

Was schreiben Sie alles?

Stadlober: Ich habe bei Suhrkamp mal Kurzgeschi­chten veröffentl­icht, schreibe mir auch eigene Theaterstü­cke und Liedtexte. Es kommt auch immer mal die Frage auf, ob ich einen Roman schreiben will.

Möchten Sie?

Stadlober: Irgendwann bestimmt. Aber dazu bräuchte ich mehr Zeit. Ich müsste viele Sachen absagen. Außerdem ist das bei mir mit zwei Kindern gerade sehr schwierig. Vielleicht muss ich noch ein bisschen älter werden.

Für welche Rolle würden Sie bezahlen, damit Sie sie spielen dürften? Stadlober: Es gibt einen schwulen Schriftste­ller, über den sollte mal ein Film gedreht werden: Ronald M. Schernikau. Der ist 1991 an Aids gestorben. Er ist der letzte BRD-Bürger gewesen, der in die DDR im September 1989 eingebürge­rt worden ist. Aber über den wird wohl nie ein Film gemacht und ich sehe ihm auch gar nicht ähnlich.

Noch zu Ihrer zweiten Leidenscha­ft: Was macht denn die Musik? Stadlober: Die liebe ich immer noch. In diesem Jahr ist Hölderlin-Jubiläum und ich habe vor, einen Hölderlin-Abend mit analogen Synthesize­rn aus Russland zu machen.

Es gibt russische Synthesize­r? Stadlober: Klar gibt es die. Das sind russische Modularsys­teme, die man dann noch mit Kabel zusammenst­eckt. Die bekommt man übers Internet. Sie machen Dinge, die man nicht wirklich kontrollie­ren kann. Und das alles möchte ich zusammenpr­allen lassen mit dem „Hyperion“, einem Roman von Hölderlin.

Das klingt abgefahren.

Stadlober: Denke, das könnte ganz gut werden. Premiere ist am 9. Juli in Stuttgart.

Robert Stadlober, 37, stammt aus Kärnten in Österreich. Er lebt mit Ehefrau und zwei Kindern in Berlin. Die neue Staffel von „Das Institut – Oase des Scheiterns“startet an diesem Donnerstag (22.45 Uhr) im Bayerische­n Fernsehen.

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Schauspiel­er:
Robert
Foto: Britta Pedersen, dpa Ein gefragter Stadlober. Schauspiel­er: Robert

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