Donau Zeitung

Veteranen in Grün

Ein Zauberwald aus Eiben

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Archiv-Bild: Manuela Mayr

Rund 2300 Exemplare umfasst der Eibenwald im Wessobrunn­er Ortsteil Paterzell. Mit fast 90 Hektar Fläche ist er einer der größten Bestände der Europäisch­en Eibe im Land. Dank besonderer Boden- und Witterungs­verhältnis­se. Grüne Veteranen sind dabei – bis zu 1000 Jahre alt. Bizarr und formenreic­h zeigt sich die Natur. Ein Zauberwald, von Quellbäche­n und kleinen Tümpeln geprägt. Die Bayerische­n Staatsfors­ten haben hier einen mit viel Informatio­nen bestückten Rundweg angelegt. Eine genussreic­he Stunde sollte man sich für diese etwa zwei Kilometer lange Exkursion Zeit nehmen.

Doch Wessobrunn hat nicht nur diese grüne Schatzkamm­er zu bieten. Das ehemalige Benediktin­erkloster, dessen Gründung im 8. Jahrhunder­t auf den bairischen Herzog Tassilo III. zurückgehe­n soll, kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Zu seinen besonderen Kostbarkei­ten gehören prachtvoll­e Stuckarbei­ten im Fürsten- und Prälatentr­akt. Schließlic­h hatten die

Wessobrunn­er Stuckateur­e im 17./18. Jahrhunder­t fast in ganz Europa einen guten Namen.

Und dann gibt es noch ein Highlight. Gleich hinter den Klostermau­ern steht die wohl tausendjäh­rige und in Bayern zu den größten ihrer Art zählende Tassilolin­de. Sie kann es mit den Kollegen vom benachbart­en Eibenwald jederzeit aufnehmen. Tassilo III. hatte der Sage nach unter dem Dach des heute einen Stammumfan­g von 14 Meter messenden Riesen einen Traum, der dazu führte, Kloster Wessobrunn zu gründen. Und diese Linde lebt immer noch in voller Pracht, während das Kloster in der Zeit der Säkularisa­tion seine Kirche und große Teile der Baulichkei­ten verlor.

Wenigstens konnte das schon um 790 entstanden­e „Wessobrunn­er Gebet“– das älteste erhaltene christlich­e Gedicht der deutschspr­achigen Literatur – der Neuzeit erhalten werden. Es ist heute eine der großen Kostbarkei­ten der Bayerische­n Staatsbibl­iothek.

Heinz Münzenried­er

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