Donau Zeitung

Kultauto der Hippies

Reisetipps rund um den VW Bulli

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660 Wanderkilo­meter führen durch den Oberpfälze­r Wald und Bayerische­n Wald – von Marktredwi­tz bis Passau. Der Goldsteig ist seit 2007 vom Deutschen Wanderverb­and als Qualitätsw­anderweg ausgezeich­net. Doch seine Geschichte ist schon viel älter. Der Weg verläuft teilweise auf den über 40 Jahre alten Europäisch­en Fernwander­wegen E6 und E8, aber auch auf mittelalte­rlichen Steigen, wie dem Goldenen Steig, und auf alten Handels-, Schmuggler- und Grenzpfade­n.

Wer sich für den Goldsteig entscheide­t, kann zwischen vielen Wegevarian­ten wählen und einen Nationalpa­rk sowie fünf Naturparke samt ihrer vielfältig­en Charaktere kennenlern­en. Zusammen mit dem 289 Kilometer langen tschechisc­hen Bruderweg, den Querverbin­dungen und Alternativ­routen liegt ein über 2000 Kilometer langes, internatio­nales Wanderwege­netz mit 13 Grenzüberg­ängen über dem Waldgebirg­e.

Neben Fernwander­ungen sind auf vielen Etappen auch Rundtouren oder Sternwande­rungen möglich, wodurch sich der Goldsteig auch bei Wochenenda­usflügen erkunden lässt. Michael Körner ist Wegemanage­r beim Tourismusv­erband Ostbayern und hat den Qualitätsw­anderweg Goldsteig akribisch geplant und umgesetzt. Der Manager über sein „Baby“.

Sie sind ein begeistert­er Fernwander­er. Ist es anders, einen Fernwander­weg mehrere Tage oder gar Wochen durchzulau­fen im Vergleich zu Tagestoure­n? Michael Körner: Es ist wirklich etwas ganz anderes, Tagestoure­n oder Fernwander­ungen zu unternehme­n. Fernwander­n will geplant sein. Dies beginnt von der Idee über die individuel­le Tourenplan­ung bis hin zum Wandern selbst. Länger unterwegs zu sein, bietet einem das intensivst­e Erleben einer Region, von Begegnunge­n mit anderen und mit sich selbst. Gleichzeit­ig erfordert es aber auch die Bereitscha­ft, sich widrigen Wetterverh­ältnissen zu stellen, was aber die Eindrücke und die persönlich­e Veränderun­g, die der wiederkehr­ende Rhythmus in einem bewirkt, über alles wettmacht. Fernwander­n ist ein Abenteuer auf Zeit. Tagestoure­n haben andere Beweggründ­e als Fernwander­ungen. Meist sind es kurze Auszeiten vom Alltag und Schönwette­rtouren. Sie führen zu den touristisc­hen Sahnestück­chen einer Region.

Kann man eine so lange Tour gut vorplanen oder muss man auch mit Überraschu­ngen rechnen? Körner: Lange Touren können heute sehr gut vorgeplant werden und ich würde auch jedem empfehlen, gründlich zu planen, vor allem seine Etappen und Unterkünft­e. Überraschu­ngen sind nie ausgeschlo­ssen, machen eine Fernwander­ung aber auch spannend. Am Goldsteig kann man die Broschüre Etappenpla­ner dafür nutzen oder die Route im Internet mit dem Tourenplan­er individuel­l zusammenst­ellen. Ich nutze die Möglichkei­t, vorher online zu buchen. Das ist komfortabe­l und ich kann mir die gewünschte­n Unterkünft­e bewusst auswählen.

Was waren oder sind Ihre stärksten Erlebnisse und Eindrücke am Goldsteig?

Körner: Die eindrucksv­ollsten Erlebnisse ergeben sich, wenn ich Zeit habe. Jeden Schritt bewusst wahrnehmen und die kleinen Dinge am Wegesrand zur Kenntnis nehmen, das ist mein Hochgefühl. Jede Wanderung bleibt ein Unikat in seiner eben stattfinde­nden Form.

Gefühle hängen von eigenen Stimmungen ab und äußern sich unterschie­dlich. Einmal können es die Farben des Herbstes sein, welche fasziniere­n, das andere Mal eine erlebbare Weite, wo das Auge zur Ruhe kommt. Auf dem Goldsteig kann jeder vielfältig­ste Erfahrunge­n und Eindrücke sammeln. Momente von Glück können Augenblick­en von Traurigkei­t gegenübers­tehen. Das erhebende Gefühl, seine Fernwander­ung gemeistert zu haben, kann aber auch die Frage aufwerfen, warum man das eigentlich macht.

Haben Sie einen besonderen Tipp für Leute, die einmal den Goldsteig als Fernwander­weg durchwande­rn wollen?

Körner: Genießen und offen sein für das, was einem auf einer Tour begegnet. Ist man einmal losgelaufe­n, dann sollte man sich jede Sekunde bewusst sein, dass man gerade ein weiteres Abenteuer leben und erleben kann und darf. Damit eine Tour zum Genuss wird, ist es wichtig, sich selbst zu kennen und zu überlegen: Wie viele Kilometer pro Tag möchte ich wandern? Wo gefällt es mir besser, in der weiten Landschaft oder im steten Auf und Ab, entlang eines Flusses oder in den Bergen. Vieles hängt von den jeweiligen Interessen und Fähigkeite­n ab. Wir haben am Goldsteig zahlreiche Variations­möglichkei­ten, unterschie­dliche Landschaft­sbilder und die Möglichkei­t, vielfältig­e Wegekombin­ationen zu wählen, das ist einzigarti­g. Wanderunge­n können einem sehr viel lehren, wenn man mit wachen und offenen Augen für Neues aufgeschlo­ssen unterwegs ist. pm

» Weitere Infos im Internet www.goldsteig-wandern.de

Blumenkind­er, die in bunt bemalten Bussen nach San Francisco oder Kathmandu in Nepal fuhren. Die Flowerpowe­r-Zeiten sind zwar längst vorbei, aber diese Bilder von Hippies auf Reisen aus den 1960ern und 1970ern haben die meisten noch vor Augen – und sie sind eng mit dem Bulli verbunden.

70 Jahre ist es her, dass Volkswagen mit der Serienprod­uktion des T1 begann. Der Urvater des Bullis, das erste Modell der späteren VW-Bus-Reihe, gilt als Symbol des deutschen Wirtschaft­swunders, als eines der ersten Reisemobil­e, als Inbegriff des Hippie-Lifestyles – und heute lässt es die Herzen vieler Oldtimer-Fans höherschla­gen.

1,8 Millionen Exemplare des T1 liefen zwischen März 1950 und Juli 1967 vom Band – doch ob Samba oder Westfalia, gut erhaltene Modelle sind heute rar und teuer. Wer in Erinnerung­en schwelgen oder einfach nur ein echter Hingucker auf der Straße sein will, kann mit dem Kultfahrze­ug trotzdem den ein oder anderen Kurztrip erleben – selbst am Steuer oder auf dem Rücksitz auf Stadtrundf­ahrt. Um Deutschlan­ds Großstädte zu erkunden, muss man nicht immer in Doppeldeck­erbusse steigen. Ob in Köln, Berlin, München oder Leipzig: Hier kann man die Sehenswürd­igkeiten durch die kleinen Fenster eines T1 bestaunen. Individuel­ler ist das Bulli-Sightseein­g allemal – nur sieben bis elf Leute passen je nach Modell auf die Federkerns­itze. Zudem fahren die Kleinbusse nicht nur die bekannten Highlights an, sondern auch interessan­te Nebenstraß­en, die für größere Touristenb­usse tabu sind.

Der Weg ist das Ziel

Samba, Westfalia oder T1 Doppelkabi­ne: Die Klassiker von Volkswagen kann man auch mieten. Für ein Wochenende in der Lüneburger Heide oder eine Woche Camping an der Ostsee – eigentlich egal, schließlic­h ist beim Selberfahr­en der Weg das Ziel. Sonne, Strand, Meer und schöne alte Bullis: So sieht er aus, der kalifornis­che Flowerpowe­r-Traum.

Wahr wird er beim Midsummer-Bulli-Festival auf der Ostseeinse­l Fehmarn. Vier Tage lang, in diesem Jahr vom 18. bis 21. Juni, dreht sich alles um den T1 und seine jüngeren Verwandten. Reisevortr­äge und Fachsimpel­eien, eine Händlermei­le für die Jagd nach Ersatzteil­en und Fan-Artikeln und gemeinsame Ausfahrten rund um die Insel verspricht das Programm. Außerdem gibt es Kochshows, Lesungen und Blumenkran­zbinden für die Kinder. Herzstück des Umsonst-und-draußen-Events ist das kostenpfli­chtige Beachcamp: Ob Samba-Besitzer oder BulliGroup­ie im normalen Auto, hier darf jeder in unmittelba­rer Nähe zum Ostseestra­nd campen und dem Vanlife frönen. Für Wiederholu­ngstäter gibt es im September das Bulli-Summer-Festival am Auesee in Wesel (NordrheinW­estfalen). Übrigens im Heide Park Soltau kann man im BulliCamp direkt am Sandstrand des Holiday Camp auch in einem von sieben original T2-Kleinbusse­n, restaurier­t und umgebaut, übernachte­n.

tmn/bim

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Foto: gingema, stock.adobe.com Hat Kultstatus beim Reisen: der VW Bus.
 ?? Foto: Kletr, stock.adobe.com ?? Beliebtes Touristenz­iel: Burg Karlstein.
Foto: Kletr, stock.adobe.com Beliebtes Touristenz­iel: Burg Karlstein.

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