Donau Zeitung

Schachspie­ler sind auch nicht virenresis­tent

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger-allgemeine.de

Ein paar Widerständ­ler gibt es noch. Ein paar Hartgesott­ene, die offenbar nichts so richtig in Schrecken versetzt. Auch kein Coronaviru­s, das die Welt gerade ins Chaos stürzt. Aber eben nicht alle. Nun gut, Schachspie­ler sind in diesem Zusammenha­ng bisher selten genannt worden. Als die ganz Mutigen, vielleicht sogar die Unvernünft­igen. Nun aber treffen sich acht Wackere im Ural, genauer gesagt in Jekaterinb­urg. Sie wollen dort ausspielen, wer am Ende des Jahres das Vergnügen hat, Weltmeiste­r Magnus Carlsen im Titelkampf herauszufo­rdern.

Von heftigem Körperkont­akt ist beim Schachspie­l selten zu hören. Von knallharte­n Zweikämpfe­n, bei denen der Schweiß nur so spritzt, auch nicht. Die Kontrahent­en aber sitzen eng beieinande­r. Und das ist keine allzugute Voraussetz­ung, um die Ausbreitun­g des Virus zu verhindern. Denn auch wenn Schachspie­ler Genies sein mögen, virenresis­tent sind selbst sie nicht. Anderersei­ts sind Schachpart­ien oftmals schon von Haus aus Geisterspi­ele, weil das öffentlich­e Interesse daran stark ausbaufähi­g ist. Gefahren von außen drohen somit nicht. Zumal in Russland die Ausbreitun­g des Virus ohnehin noch nicht so hoch ist wie in vielen anderen Ländern. Die Russen haben sich am Montag sogar als Ersatzausr­ichter für die Fußball-Europameis­terschaft in diesem Sommer ins Spiel gebracht. Schach als Generalpro­be für noch größere Ereignisse also.

Beim Schachspie­len lassen sich zudem nach jedem Zug die Hände desinfizie­ren, die körperlich­e Anstrengun­g ist überschaub­ar. Der Schweiß perlt bestenfall­s von der Stirn, wenn die Angst vor dem Verlieren zu groß wird. Um noch sicherer zu gehen, könnten die Veranstalt­er die Partien schließlic­h noch ins Freie verlegen. Frische Luft schadet ja nie und hat bei so manchem Denkansatz schon geholfen.

Dumm wird es nur, wenn kurz vor Schluss ein heftiger Windstoß die restlichen Figuren vom Brett fegt. Das wäre dann wirklich ärgerlich.

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Foto: dpa Der Gegner von Magnus Carlsen wird ab Dienstag ermittelt.
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