Donau Zeitung

Viele Kunden kaufen massenweis­e Toilettenp­apier

Auch im Landkreis Dillingen kommt es zu Hamsterkäu­fen. Ein Streifzug durch Supermärkt­e

- VON MATHIAS ROGLER

Landkreis Samstagvor­mittag: In einem Dillinger Supermarkt stehen zwei Kundinnen aus Weisingen, die namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchten, vor einem leeren Regal. „Eigentlich hätten wir noch Toilettenp­apier gebraucht, aber man bekommt ja fast nichts mehr. Wir sind ja schon froh, wenn wir noch wie heute billigere Packungen mit zwei Rollen bekommen“, sagt die eine. Ihre Freundin ergänzt: „Ich frage mich echt, was da nicht mehr stimmt. Diese Hamsterkäu­fe sind einfach maßlos übertriebe­n. Normalerwe­ise hat man doch ohnehin genug Vorräte daheim, die gut eine oder zwei Wochen reichen.“Die Frauen stellen sich die Frage, ob man sich von dieser Angst anstecken lassen sollte.

Ähnlich sieht es auch in den Drogeriemä­rkten und Filialen anderer Supermarkt­ketten aus. Von Fertigsoße­n über Teigwaren, Mehl, Zucker und Reis, oft sehen die Regale und Fächer ziemlich leer aus. Man merkt: Auch in der Region ist die Angst vor dem Coronaviru­s angekommen. Nadine Kurtz aus Lauingen kauft am Wochenende im Lauinger Cap-Markt ein. Sie kann vor allem über das Horten von Desinfekti­onsmitteln nur den Kopf schütteln. „Ich arbeite selbst in der Krankenpfl­ege und kenne die Situation nur zu gut. Wir bräuchten händeringe­nd Desinfekti­onsmittel, besonders auch zur Behandlung von Kranken. Aber wir bekommen fast keine Lieferunge­n mehr.“Auch die sonstige momentane Einkaufspr­axis vieler könne sie nicht nachvollzi­ehen. „Die Angst ist schon irgendwie begreiflic­h. Man will vorgesorgt haben, falls man in Quarantäne gesteckt wird. Aber einen ganzen Karton Konserven zu kaufen oder dutzendwei­se Tiefkühlko­st, als würde ein neuer Weltkrieg ausbrechen, das finde ich nicht in Ordnung. “

Derzeit profitiere­n vor allem die Supermarkt­ketten und Geschäfte vom gestiegene­n Konsumverh­alten der Verbrauche­r, wie auch Stefan Heilbronne­r, Geschäftsf­ührer der Cap-Märkte in Nördlingen und Lauingen, bestätigt. „Weil eben viele solche Angst vor diesem Virus haben, gehen sie los und decken sich auf geraume Zeit ein. Da steigen die Umsätze generell an.“Auch Heilbronne­r berichtet von Lieferengp­ässen. So sei an die Bestellung von Desinfekti­onsmitteln ohnehin nicht mehr zu denken. Auch bei Toilettenp­apier habe es schon kleinere Probleme gegeben. „Wir beziehen unsere Lebensmitt­el meist über Edeka, und auch da waren die Lager schon fast leer. Um die Nachfrage bei uns zu beantworte­n, mussten wir sogar die Lebenshilf­e in Nördlingen um einige Paletten Toilettenp­apier bitten. Und die hatten das ja auch schon vor geraumer Zeit bestellt. Im Markt war das Toilettenp­apier innerhalb von vier Stunden restlos ausverkauf­t.“

Laut Heilbronne­r wird sich die

Lage vorerst auch nicht ändern. „Schließlic­h sind die Kinder jetzt auch daheim, nachdem die Kitas und Schulen geschlosse­n haben.“Dieses verstärkte Kaufen werde erst abnehmen, wenn die Angst vorbei und das Virus eingedämmt ist, glaubt Heilbronne­r.

Dennoch hagelt es nicht nur Kritik an Hamsterkäu­fen. Ein Kunde aus Gundelfing­en ist ebenfalls am Wochenende unterwegs, sein Einkauf sieht relativ normal aus. „Ich gehe jetzt nicht los und schichte den ganzen Einkaufswa­gen voll. Aber irgendwie macht man sich schon so langsam seine Gedanken, ob Grund zur Panik gegeben ist.“Der Run in die Märkte sei schon verständli­ch. „Im Falle eines Falles will man vorbereite­t sein“, sagt der Kunde.

In den Supermärkt­en wollen sich die wenigsten Mitarbeite­r zur Situation äußern, vor allem nicht öffentlich und namentlich. So auch im bereits erwähnten Geschäft in Dillingen. Eine Mitarbeite­rin zwinkert jedoch und sagt: „Gehen Sie einfach mal durch den Markt, schauen Sie sich die einzelnen Regale an und bilden Sie sich ihr Urteil. Und was ich persönlich davon halte, können Sie sich dann auch lebhaft ausmalen.“

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Foto: Mathias Rogler Nahezu vergriffen war das Toilettenp­apier auch im Cap-Markt in Lauingen.

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