Viele Kunden kaufen massenweise Toilettenpapier
Auch im Landkreis Dillingen kommt es zu Hamsterkäufen. Ein Streifzug durch Supermärkte
Landkreis Samstagvormittag: In einem Dillinger Supermarkt stehen zwei Kundinnen aus Weisingen, die namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchten, vor einem leeren Regal. „Eigentlich hätten wir noch Toilettenpapier gebraucht, aber man bekommt ja fast nichts mehr. Wir sind ja schon froh, wenn wir noch wie heute billigere Packungen mit zwei Rollen bekommen“, sagt die eine. Ihre Freundin ergänzt: „Ich frage mich echt, was da nicht mehr stimmt. Diese Hamsterkäufe sind einfach maßlos übertrieben. Normalerweise hat man doch ohnehin genug Vorräte daheim, die gut eine oder zwei Wochen reichen.“Die Frauen stellen sich die Frage, ob man sich von dieser Angst anstecken lassen sollte.
Ähnlich sieht es auch in den Drogeriemärkten und Filialen anderer Supermarktketten aus. Von Fertigsoßen über Teigwaren, Mehl, Zucker und Reis, oft sehen die Regale und Fächer ziemlich leer aus. Man merkt: Auch in der Region ist die Angst vor dem Coronavirus angekommen. Nadine Kurtz aus Lauingen kauft am Wochenende im Lauinger Cap-Markt ein. Sie kann vor allem über das Horten von Desinfektionsmitteln nur den Kopf schütteln. „Ich arbeite selbst in der Krankenpflege und kenne die Situation nur zu gut. Wir bräuchten händeringend Desinfektionsmittel, besonders auch zur Behandlung von Kranken. Aber wir bekommen fast keine Lieferungen mehr.“Auch die sonstige momentane Einkaufspraxis vieler könne sie nicht nachvollziehen. „Die Angst ist schon irgendwie begreiflich. Man will vorgesorgt haben, falls man in Quarantäne gesteckt wird. Aber einen ganzen Karton Konserven zu kaufen oder dutzendweise Tiefkühlkost, als würde ein neuer Weltkrieg ausbrechen, das finde ich nicht in Ordnung. “
Derzeit profitieren vor allem die Supermarktketten und Geschäfte vom gestiegenen Konsumverhalten der Verbraucher, wie auch Stefan Heilbronner, Geschäftsführer der Cap-Märkte in Nördlingen und Lauingen, bestätigt. „Weil eben viele solche Angst vor diesem Virus haben, gehen sie los und decken sich auf geraume Zeit ein. Da steigen die Umsätze generell an.“Auch Heilbronner berichtet von Lieferengpässen. So sei an die Bestellung von Desinfektionsmitteln ohnehin nicht mehr zu denken. Auch bei Toilettenpapier habe es schon kleinere Probleme gegeben. „Wir beziehen unsere Lebensmittel meist über Edeka, und auch da waren die Lager schon fast leer. Um die Nachfrage bei uns zu beantworten, mussten wir sogar die Lebenshilfe in Nördlingen um einige Paletten Toilettenpapier bitten. Und die hatten das ja auch schon vor geraumer Zeit bestellt. Im Markt war das Toilettenpapier innerhalb von vier Stunden restlos ausverkauft.“
Laut Heilbronner wird sich die
Lage vorerst auch nicht ändern. „Schließlich sind die Kinder jetzt auch daheim, nachdem die Kitas und Schulen geschlossen haben.“Dieses verstärkte Kaufen werde erst abnehmen, wenn die Angst vorbei und das Virus eingedämmt ist, glaubt Heilbronner.
Dennoch hagelt es nicht nur Kritik an Hamsterkäufen. Ein Kunde aus Gundelfingen ist ebenfalls am Wochenende unterwegs, sein Einkauf sieht relativ normal aus. „Ich gehe jetzt nicht los und schichte den ganzen Einkaufswagen voll. Aber irgendwie macht man sich schon so langsam seine Gedanken, ob Grund zur Panik gegeben ist.“Der Run in die Märkte sei schon verständlich. „Im Falle eines Falles will man vorbereitet sein“, sagt der Kunde.
In den Supermärkten wollen sich die wenigsten Mitarbeiter zur Situation äußern, vor allem nicht öffentlich und namentlich. So auch im bereits erwähnten Geschäft in Dillingen. Eine Mitarbeiterin zwinkert jedoch und sagt: „Gehen Sie einfach mal durch den Markt, schauen Sie sich die einzelnen Regale an und bilden Sie sich ihr Urteil. Und was ich persönlich davon halte, können Sie sich dann auch lebhaft ausmalen.“