Im Lauinger Stadtrat wird es enger
Mit den Grünen zieht eine neue Partei ins Gremium ein. Dafür müssen alle Fraktionen einstecken – außer der CSU. Die ist jetzt wieder stärkste Kraft
Lauingen Zum zweiten Mal in wenigen Wochen hat Engelbert Kigele Grund zur Freude. Nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid gegen das Einkaufszentrum im Lauinger Osten freut sich der Sprecher der Grünen am Montag nun auch über den erstmaligen Einzug in den Stadtrat. „Es ist toll, dass wir reingekommen sind“, sagt er. Sicher habe das auch mit dem Bürgerentscheid zu tun, den der vor rund einem Jahr gegründete Ortsverband initiiert hatte. Im neuen Stadtrat stellen die Grünen die drittstärkste Fraktion – sie haben vier Sitze inne. „Ich hätte sogar mit mehr gerechnet“, sagt Kigele. Trotzdem sei er mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Nun müssten sich die vier GrünenStadträte, zu denen auch Kigele selbst gehört, vorbereiten. „Wir sind noch keine Fachleute, aber wir arbeiten uns in die Themen ein und besuchen Seminare über die Arbeit im Stadtrat“, kündigt er an.
Der Einzug der Grünen kommt den anderen Parteien in Lauingen teuer zu stehen. Außer der CSU verlieren alle bisherigen Stadtratsfraktionen mindestens einen Sitz. FDP und SPD trifft es dabei am härtesten. Sie stellen künftig jeweils zwei Stadträte weniger. Den Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten, Dietmar Bulling, beschäftigt das Ergebnis: „Das ist ernüchternd. Unser Ziel war es, die acht Mandate, die wir hatten, zu halten.“Trotzdem sei das Ergebnis von 21,7 Prozent der Stimmen recht gut, wenn auch nicht so gut wie bei der letzten Wahl. „Es ist nur sehr schade für die Kollegen, die in den vergangenen sechs Jahren so gute Arbeit geleistet haben und jetzt nicht mehr im Stadtrat sitzen“, sagt Bulling. Für die Lauinger SPD gehe es jetzt trotzdem voran. „Nach ein bisschen Enttäuschung geht es wieder weiter“, sagt Bulling und verweist auf die nach seinen Worten „total neue Fraktion“. Drei der sechs Räte, die künftig für die SPD im Stadtrat aktiv sein werden, ziehen zum ersten Mal ins Gremium ein.
Doch die SPD ist nicht die einzige Partei, die Sitze einbüßt. Auch die Liberalen müssen zwei Sitze abgeben – und stellen somit nur noch drei Stadträte. Ebenfalls verloren haben die Freien Wähler. Auch sie müssen einen Sitz abgeben und kommen wie die Liberalen auf drei Sitze. Die jeweiligen Fraktionsvorsitzenden waren am Montag nicht erreichbar.
Grund zur Freude gibt es dafür bei der CSU. Mit künftig acht Sitzen stellen die Christsozialen zum ersten Mal seit Jahren wieder die größte Fraktion im Lauinger Stadtrat. Fraktionsvorsitzender Markus Hoffmann ist aber nicht nur deshalb euphorisch: „Mit Benedikt Griener (23, Anm.) haben wir das jüngste Stadtratsmitglied in der Fraktion.
Albert Kaiser wurde Stimmenkönig und wir haben einen Sitz dazugewonnen, obwohl die Grünen als neue Partei auftraten. Wir können uns freuen“, sagt er. In den neuen Stadtrat bringe die CSU-Fraktion Mitglieder verschiedener Altersgruppen ein, auch aus der Jungen Union. Eine „Mischung aus Erfahrung und Tatendrang“, sagt Hoffmann. Ordentlich gefeiert wurde der Wahlsieg allerdings nicht. Wegen der sich zuspitzenden CoronaKrise wurde die Wahlparty abgesagt. „Wir haben uns dann eben über eine Whatsapp-Gruppe ausgetauscht“, so Hoffmann.
Die Auszählung der Stimmen hatte in Lauingen bis spät in die Nacht gedauert. Dabei wurden wohl zunächst einige Wahlzettel übersehen, die am Montag aber nachgezählt wurden. An der Stimmenverteilung änderte sich dadurch laut Stadtverwaltung nichts.
● Stimmenverteilung:
CSU:
33,4
Prozent, SPD: 23,9 Prozent, Grüne: 15,5 Prozent, Freie Wähler: 13,8 Prozent, FDP: 13,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,5 Prozent (2014: rund 50 Prozent). ● Stadträte: Künftig im Stadtrat sitzen für die CSU Albert Kaiser, Markus Hoffmann, Vitus Kleinle, Markus Zengerle, Benedikt Griener (neu), Benedikt Deniffel (neu), Gabriele Kleinle (neu), Markus Kimmerle.
Für die SPD: Dietmar Bulling, Martin Koller (neu), Irmgard Daub, Markus Stuhler, Ursula Kigele (neu), Dominik Remiger (neu).
Engelbert Kigele, Heike Lederer, Rolf Brenndörfer und KarlHeinz Strak stellen die neue Fraktion der Grünen.
Gerhard Frieß, Bernhard Zenetti und Norbert Landrichinger kehren für die Freien Wähler in den Stadtrat zurück und Georg Rebele, Philipp Barfuß sowie Martina Lenzer (neu) stellen die Fraktion der FDP.
Das jüngste Mitglied ist 23 Jahre alt