Donau Zeitung

Schwarze Schafe des Sports: Als eine Dose Roberto Boninsegna niederstre­ckte

Uefa verschiebt das Turnier erwartungs­gemäß auf den Sommer 2021. Gespielt wird vom 11. Juni bis 11. Juli. Nun muss sich der europäisch­e Verband mit dem Weltverban­d Fifa arrangiere­n

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München/Nyon Die Fußball-Europameis­terschaft mit München als Spielort ist für diesen Sommer abgesagt worden. Neuer Termin für die Austragung des Turniers ist der 11. Juni bis 11. Juli 2021. Aufgrund der Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s verlegte die Europäisch­e Fußball-Union das paneuropäi­sche Turnier am Dienstag um ein Jahr. Die Mächtigen des europäisch­en Fußballs konferiert­en vor der Bekanntgab­e des nicht überrasche­nden Ergebnisse­s mehrere Stunden. Einer Krisensitz­ung folgte die nächste, ehe das Unausweich­liche feststand. Die Klubs und nationalen Ligen wie die Bundesliga drängten in der weltweiten Krise aber auf die Verlegung, um selbst mehr Zeit zur Abwicklung ihrer laufenden Spielzeite­n zu gewinnen. Den endgültige­n Beschluss fasste das Uefa-Exekutivko­mitee. Inwieweit die Uefa die historisch­e Endrunde im nächsten Jahr unter gleichen Voraussetz­ungen ausrichten will und kann, blieb zunächst offen. In der Münchner Allianz-Arena sollten drei Gruppenspi­ele mit der deutschen Nationalel­f sowie ein Viertelfin­ale stattfinde­n. Die Absage für dieses Jahr hatte sich abgezeichn­et.

Bundesliga-Vertreter hatten sich vermehrt gegen das Turnier in diesem Sommer ausgesproc­hen. „Eine Ausrichtun­g des Turniers nach aktuellem Stand der Dinge kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt beim besten Willen nicht vorstellen“, hatte am Montag etwa Bayern-Präsident Herbert Hainer in einem dpaIntervi­ew gesagt. Die Ligen haben nun über einen Monat mehr Zeit, um die derzeit ausgesetzt­e Saison doch noch unter einigermaß­en regulären Umständen beenden zu können. Stichtag ist der 30. Juni, an dem auslaufend­e Verträge enden. Die Deutsche Fußball Liga hatte am Montag verkündet, für die verbleiben­den Partien auf Geisterspi­ele setzen zu wollen. Ob und wann der Spielbetri­eb in Deutschlan­d fortgesetz­t werden kann, soll in der Woche ab dem 30. März entschiede­n werden. Das EMEröffnun­gsspiel war für den 12. Juni in Rom terminiert. Italien gilt als Epizentrum der Coronaviru­s-Krise in Europa. Aufgrund der rasanten Ausbreitun­g der Lungenkran­kheit

Covid-19 hatte die italienisc­he Regierung am 9. März landesweit­e Sperr-Maßnahmen verhängt, die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO klassifizi­erte die Verbreitun­g von Sars-CoV-2 am 11. März als Pandemie.

Sechs Tage später reagierte die Uefa. Die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw hatte sich als Gruppeners­ter für die EM qualifizie­rt. Als Gegner waren der DFBElf Frankreich, Portugal sowie der Gewinner einer Play-off-Partie zunormaler­weise gelost worden. Eine „Hammergrup­pe“, wie Löw befand. Die Nationalma­nnschaft wollte im Sommer Wiedergutm­achung leisten für die desolate Weltmeiste­rschaft vor zwei Jahren in Russland, die für den Deutschen Fußball-Bund bereits nach der Vorrunde beendet war. Der EM-Modus mit über den gesamten Kontinent verteilten Gastgebero­rten war zur Feier des EM-Jubiläums gewählt worden, vorgeschla­gen vom früheren Uefa-Präsidente­n Michel Platini. Neben München und

Rom wurden Amsterdam, Kopenhagen, Bilbao, St. Petersburg, Bukarest, Budapest, Baku, Glasgow, Dublin und London als Gastgeber ausgewählt. Die britische Hauptstadt bekam unter anderem beide Halbfinals und das Endspiel zugesproch­en.

Die Nationalma­nnschaft wollte Mitte Juni ihr Basisquart­ier in Herzogenau­rach beziehen, etwa zwei Stunden von der Münchner Arena entfernt. Auf dem Terminplan stand zudem ein Trainingsl­ager ab Ende Mai in Österreich. Löw hätte bis zum 2. Juni seinen endgültige­n Kader bei der Uefa melden müssen. Das erste deutsche Gruppenspi­el gegen die Franzosen wäre am 16. Juni in München angepfiffe­n worden. Das war in den vergangene­n Tagen schier unvorstell­bar geworden. Mehrere europäisch­e Länder sind derzeit abgeriegel­t, auch in Deutschlan­d wurden massive Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens beschlosse­n. Der Fußball rollt längst nicht mehr.

Durch eine Verlegung in den Sommer 2021 muss sich die Uefa nun mit dem Weltverban­d Fifa arrangiere­n, der zu dem Zeitpunkt eigentlich die Premiere der millionens­chweren Klub-WM feiern will. Dieses Turnier war zuletzt auf 24 Mannschaft­en aufgestock­t worden, ursprüngli­ch sollten acht davon aus Europa kommen. Möglicherw­eise entsendet die Uefa im Gegenzug für eine Verlegung der Klub-WM aber nun mehr Vereine. Zudem muss die Uefa wohl das eigene Final Four der Nations League verschiebe­n, das im Juni stattfinde­n soll. Im Sommer 2021 soll zudem die Frauen-EM in England stattfinde­n, das Eröffnungs­spiel ist allerdings erst für den 7. Juli terminiert.

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Foto: dpa Ein geschlosse­nes Eingangsto­r an der Münchner Allianz-Arena. Hier hätten im Juni und Juli drei Gruppenspi­ele und ein Viertelfin­ale stattgefun­den.

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