Donau Zeitung

Politik der scharfen Worte

Kanzler Kurz greift durch

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„Die Krankheit bringt Leid und vielen Menschen Tod.“Die Worte, die Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz wählt, sind so pointiert wie brutal. Der 33-Jährige ist gerade dabei, harte Maßnahmen durchzuset­zen. Mit Mahnungen und Warnungen wirbt er um Unterstütz­ung und Verständni­s in der Bevölkerun­g. Wo andere Politiker sich bemühen, Worte abzuwägen, um keine Panik zu verursache­n, greift Kurz zu scharfer Rhetorik und nimmt so manche Überspitzu­ng nach kurzer Zeit wieder zurück. So zum Beispiel das Verbot spazieren zu gehen. Inzwischen ist zumindest das erlaubt, bevor jemandem „die Decke auf den Kopf fällt“. Hinzu kommt: Oft ist der Vollzug der Regeln lascher als die Rhetorik.

Doch auch wenn nicht alles funktionie­rt, setzt Kurz strikt um, was seine Experten ihm raten. Zur Besonnenhe­it trägt der grüne Koalitions­partner bei, besonders Gesundheit­sminister Rudolf Anschober. Liberale und Sozialdemo­kraten reihen sich ein ins „Team Österreich“. Nur die Rechtspopu­listen stehen abseits.

Skigebiete, Restaurant­s, Bars und Geschäfte – bis auf wichtige Läden wie Supermärkt­e oder Apotheken – sind geschlosse­n. Die neun Millionen Einwohner sollen Häuser und Wohnungen nur noch aus triftigen Gründen verlassen, zum Beispiel zur Arbeit oder für dringende Besorgunge­n. Das Epidemiege­setz ermöglicht Durchgreif­en bis ins letzte Alpental. Zuletzt wurde die Region Arlberg unter Quarantäne gestellt.

Österreich meldete am Dienstag 1132 bestätigte Coronaviru­s-Fälle. Bisher sind dort drei Menschen an den Folgen der Infektion gestorben. Das Land stellt für die Folgen der Pandemie vier Milliarden Euro bereit. Mariele Schulze Berndt

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Tische und Stühle eines Cafés in der Wiener Innenstadt bleiben leer.

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