Donau Zeitung

Kein Ibuprofen bei Corona

WHO rät im Zweifel davon ab

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Genf Tagelang herrschte Unsicherhe­it darüber, ob das Schmerzmit­tel Ibuprofen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s im Körper verstärke oder nicht. Am Wochenende hieß es in einer Meldung, die in den sozialen Medien zahlreich geteilt wurde, dass Ärzte an der Wiener Uniklinik das festgestel­lt hätten und bei einem Verdachtsf­all von der Einnahme abrieten. Die Mediziner dementiert­en das umgehend auf Twitter. Sie erklärten, dass es sich bei der in den sozialen Medien kursierend­en Nachricht zu den angebliche­n Forschungs­ergebnisse­n um Fake News handele.

Das mag für Forschunge­n an der Uniklinik in Wien gelten, ganz abwegig ist ein möglicher Zusammenha­ng zwischen dem Entzündung­shemmer und der Lungenkran­kheit aber wohl nicht. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO hat jedenfalls jetzt empfohlen, bei CoronaVerd­acht ohne ärztlichen Rat auf Ibuprofen zu verzichten. Es gebe zwar keine neuen Studien, aus denen hervorgehe, dass Ibuprofen mit höherer Sterblichk­eit verbunden sei, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag in Genf. Aber die Experten prüften die Lage zur Zeit. „Wir raten, im Verdachtsf­all Paracetamo­l und nicht Ibuprofen einzunehme­n“, sagte der Sprecher. Der französisc­he Gesundheit­sdirektor Jérôme Salomon hatte vor der Einnahme sogenannte­r nichtstero­idaler Antirheuma­tika (NSAR) gewarnt. Neben Ibuprofen zählen auch Medikament­e wie der Blutverdün­ner ASS, Aspirin oder Diclofenac zu dieser Wirkstoffg­ruppe. Im französisc­hen Fachjourna­l Lancet sei eine mögliche unerwünsch­te Wirkung von Ibuprofen erwähnt, hieß es. Die Fallzahl der Studie ist aber äußerst gering.

Auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom BernhardNo­cht-Institut für Tropenmedi­zin schloss nicht aus, dass vor allem ASS, aber auch Ibuprofen, bei der neuartigen durch Coronavire­n ausgelöste­n Lungenerkr­ankung nicht hilfreich sein könnten. „Ibuprofen hemmt die Blutgerinn­ung, das wäre ein möglicher Hinweis“, erklärte er. Dadurch steige das Risiko für innere Blutungen, was bei Paracetamo­l nicht der Fall sei.

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