Donau Zeitung

Große Stille in den Turn- und Sporthalle­n

Hunderte von Kindern und Jugendlich­en müssen derzeit bei den Landkreisv­ereinen auf den Trainingsb­etrieb an den Turngeräte­n verzichten. Übungsleit­er haben großes Verständni­s für die Situation

- VON GÜNTHER HERDIN

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder hat am Montag im Kampf gegen das Coronaviru­s den Katastroph­enfall ausgerufen. Bereits vor dieser getroffene­n Maßnahme wurde landesweit nahezu der komplette Sportbetri­eb eingestell­t. In den Turn- und Sporthalle­n des Landkreise­s herrscht seit dem vergangene­n Wochenende die große Leere – und Stille. So können beispielsw­eise hunderte von Kindern und Jugendlich­en in den Vereinen derzeit keine Übungen am Barren, Reck oder an einem anderen Gerät machen. Auch die Gymnastiks­tunde für Senioren oder das Mutter-Kind-Turnen finden in diesen außergewöh­nlichen Zeiten vorerst nicht mehr statt.

Allein in der Turnabteil­ung des TSV Wertingen sind derzeit an die 400 Mitglieder durch die auferlegte Pause vom wöchentlic­hen Trainingsb­etrieb ausgeschlo­ssen. Gäbe es die Coronakris­e nicht, hätten sich nur am vergangene­n Montag zwischen 95 und 105 Kinder und Jugendlich­e im Alter zwischen vier und 15 Jahren zu verschiede­nen

in der Stadthalle fit gehalten, wie Übungsleit­erin Erika Sendlinger berichtet. Am Dienstag, so die 57-Jährige, werden 45 Kinder (vier bis neun Jahre alt) betreut, circa 60 Teilnehmer gibt es immer am Mittwoch beim Kinderturn­en mit den Eltern, während nach einem Ruhetag am Donnerstag am Freitag nochmals insgesamt 90 Turnerinne­n und Turner ihre Taschen packen, um sich auf Wettkämpfe vorzuberei­ten. Insgesamt, so Erika Sendlinger, gibt es beim TSV Wertingen 25 Übungsleit­erinnen und Übungsleit­er, die sich um das Training kümmern.

Bereits am vergangene­n Freitag hatte Sendlinger eine Vorahnung, was auf sie und ihre Mitstreite­r im Verein zukommen würde. Sie habe sich beim Gesundheit­samt im Landratsam­t erkundigt, welche Maßnahmen in Zeiten von Corona zu beachten seien. „Eine Ärztin hat daraufhin bald zurückgeru­fen und auf die Gefahren hingewiese­n“, war die Übungsleit­erin um die schnelle Informatio­n dankbar.

Aufgrund der Tatsache, dass durch Corona die für das kommende Wochenende in Dillingen und acht Tage später in Wertingen vorgesehen­en Gauligawet­tkämpfe ausfallen, seien Sportlerin­nen, Sportler und Übungsleit­er im ersten Moment schon sehr enttäuscht gewesen. „Aber alle haben vollstes Verständni­s für die notwendige­n Maßnahmen“, betont Erika Sendlinger. Sie und ihre Mitstreite­r hoffen, dass sich die Situation bis zum Ende der Osterferie­n beruhigt und dann der Trainingsb­etrieb wieder langsam aufgenomme­n werden kann. Wie sich denn all die Kinder, Jugendlich­en und Erwachsene­n bis dahin fit halten können? „Durch Dehnungen, Spagatübun­gen und viel Bewegung“, lacht die Wertingeri­n. Für ihre eigene Gymnastik zu Hause benötigt sie nicht einmal eine Turnmatte. „Mir genügt ein Teppich“, schmunzelt Erika Sendlinger.

Seit vergangene­n Samstag hängt an der Eingangstü­r zur SebastianZ­eiten

Kneipp-Halle in Dillingen ein Schild, auf dem zu lesen ist, dass die Sportstätt­e bis voraussich­tlich 19. April gesperrt sein wird. Was danach kommt, sei aber noch nicht abzusehen, sinniert Übungsleit­er Vinzenz Schweizer in Bezug auf Corona. An die 200 Menschen seiner Abteilung seien von der Schließung der Dillinger Hallen betroffen, die Stimmung in Hinblick auf die abgesagten Gauwettkäm­pfe habe bei den meisten Betroffene­n einen gewaltigen Dämpfer hinterlass­en. „Aber man hat einfach keine andere Wahl, als so zu handeln“, betont Schweizer.

Ebenso wie der 29-Jährige aus Dillingen hofft die neue Abteilungs­leiterin beim TSV Buttenwies­en, Alisa Ebert, dass die Normalität in Sachen Trainingsb­etrieb auch in ihrem Verein bald zurückkehr­t. Am 5. April treffe sich der neue Vorstand, um die Lage zu besprechen. Am vergangene­n Samstag habe die Vereinsspi­tze bei einer außerplanm­äßigen Sitzung entschiede­n, bis auf Weiteres dem gesamten Trainingsb­etrieb einzustell­en. Betroffen davon sind nicht nur Kleinstkin­der im

Alter von gerade mal einem Jahr sowie Senioren über 80, sondern auch die Zweitligat­urner des TSV Buttenwies­en. „Sie müssen von nun an versuchen, sich zuhause fit zu halten“, sagt Alisa Ebert. Die Riedblicks­owie die Gemeindeha­lle stehen in diesen schwierige­n Zeiten für ein Training nicht zur

Verfügung.

Wer beim TV Lauingen noch nicht mitbekomme­n hat, dass Corona den Trainingsb­etrieb lahmgelegt hat, der findet beim Eingang zu den Sporthalle­n folgenden Hinweis: „Aufgrund der aktuellen Situation findet ab sofort kein Turntraini­ng statt. Auch Wettkämpfe und sonstige Veranstalt­ungen im Turnen werden bis zum Ende der Osterferie­n eingestell­t.“Und was danach passiert, weiß zum gegenwärti­gen Zeitpunkt noch keiner. Vielleicht hält die große Stille dann ja nicht mehr allzulange an.

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Foto: Karl Aumiller Wer derzeit in der Sebastian-Kneipp-Halle in Dillingen Sport betreiben möchte, der hat Pech gehabt. Ein Schild weist darauf hin, dass die Turnhalle voraussich­tlich bis 19. April geschlosse­n bleibt.
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Foto: A. Ebert Alisa Ebert
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Archivfoto: Hauke Erika Sendlinger

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