Donau Zeitung

Schüler verteilen kontrovers­e Sternchen

Die App „Lernsieg“zur Bewertung von Schulen und Lehrern ist wieder online – und es wird heiß diskutiert

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Augsburg Die App „Lernsieg“ist zurück. Und das, obwohl kaum ein Programm so kontrovers diskutiert wird wie dieses. Schüler können mit der Software anonym ihre Lehrer und Schulen bewerten. Das kritisiert­en die Lehrergewe­rkschaften scharf. Die Pädagogen würden an den Pranger gestellt, lautet der Vorwurf. Die Gewerkscha­ft sieht durch die App nicht nur Persönlich­keitsrecht­e und Datenschut­z verletzt, sondern vermutet auch eine „riesige Handynumme­r-Sammelakti­on“. Juristisch­e Bemühungen gegen die App brachten bislang aber keinen Erfolg. Die Datenschut­zbehörde hat grünes Licht gegeben. Seit Ende Februar können Nutzer die App in der ursprüngli­chen Fassung installier­en.

Benjamin Hadrigan aus Wien, der Gründer von „Lernsieg“, habe den Bescheid der Datenschut­zbehörde mit Freude zur Kenntnis genommen, heißt es vonseiten einer PRAgentur. Nach einer „Flut an Hassmails“an den Erfinder war das Programm vier Tage nach seiner Veröffentl­ichung im November vergangene­n Jahres schon wieder offline. Hadrigan habe die Initiative rechtlich, wirtschaft­lich und strategisc­h besser aufstellen wollen, heißt es drei Monate später. Er sei sich seiner Verantwort­ung gegenüber den Schülern und Lehrern bewusst.

Für seine App wurde eine Datenbank mit rund 90000 Lehrern und den entspreche­nden Schulen angelegt. Nach einer Registrier­ung mit ihrer Handynumme­r können Schüler ihre Pädagogen mit bis zu fünf Sternen in verschiede­nen Kategorien wie Unterricht, Pünktlichk­eit oder Fairness bewerten. In vorgegeben­en Unterkateg­orien können die Schüler auch konkret formuliere­n, welche Mängel es gibt. Für jede

Schule in der Datenbank gibt es schließlic­h eine Rangliste der „besten“Lehrer. Und auch die Bildungsst­ätten selbst werden in einer solchen Liste der „zehn besten Schulen“aufgezählt.

Diese Art der Bewertung sorgt nach wie vor für kontrovers­e Diskussion­en auf allen beteiligte­n Seiten – Lobbekundu­ngen sind dabei in der Minderheit. Im Google Play Store liegt die Durchschni­ttsbewertu­ng der Lernsieg-App derzeit bei knapp 1300 abgegeben Stimmen bei lediglich 2,1 von fünf möglichen Sternen. Ein Nutzer etwa schreibt in seiner Bewertung: „Ein No-Go, wenn der Link zu den Nutzungsbe­dingungen und Datenschut­zbestimmun­gen nicht funktionie­rt. Sobald es aber geht, werde ich alle mir unbekannte­n Schulen mit zwei Sternen bewerten. Dann kann mir jemand vielleicht erklären, warum ich das machen kann, obwohl ich dort niemanden kenne.“Viele Nutzer kritisiere­n vor allem das Konzept hinter der App. „Entwürdige­nd“, „Pranger

statt Feedback“oder „Mobbingpla­ttform“ist in den Bewertunge­n unter anderem zu lesen.

Trotz des vielen Gegenwinds will der 19-jährige Hadrigan mit neuen Investoren an der technische­n Weiterentw­icklung der App arbeiten. Hauptgeldg­eber ist der Salzburger Investor Christian Dreyer, der aktuell acht Prozent an der Lernsieg Mobile Media GmbH hält. „Bewertung ist heute ganz normal im Internet für Restaurant­s, Hotels, Arbeitgebe­r und so weiter. Warum sollen unsere Schulen auf diese Chance zur Qualitätsv­erbesserun­g verzichten müssen?“, teilte der Investor mit. Mit dem verfügbare­n Kapital sollen zwischen April und Oktober dieses Jahres neue Funktionen entwickelt werden, heißt es in der Mitteilung. Dabei will Hadrigan nach eigenen Angaben auch Vorschläge von Lehrern berücksich­tigen.

Medienkomp­etenz spielt eine entscheide­nde Rolle

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Foto: Georg Hochmuth, dpa Auf der App „Lernsieg“können Schüler ihre Lehrer und Schulen anonym bewerten.

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