Donau Zeitung

Dank Stabilisie­rungshilfe­n: Lauingen investiert und baut Schulden ab

Wegen des Coronaviru­s tagen die Stadträte abgeschott­et in der Stadthalle. Die Sitzung wird ins Foyer übertragen. Das Gremium arbeitet die Tagesordnu­ng in Rekordzeit ab

- VON BERTHOLD VEH

Lauingen Unter solchen Umständen hat der Lauinger Stadtrat noch nie getagt. 16 Räte und Bürgermeis­terin Katja Müller treffen sich am Dienstagab­end zu einer Sitzung unter Ausschluss der Zuhörer in der Stadthalle. Um die Ansteckung­sgefahr mit dem Coronaviru­s zu minimieren, sitzen alle in einem gehörigen Abstand auseinande­r. Niemand schüttelt die Hände, und das Gremium peitscht eine Tagesordnu­ng von 14 Punkten mit der Verabschie­dung des Haushalts 2020 in einer rekordverd­ächtigen Zeit von weniger als einer Stunde durch. Die Debatte mit knappen Redebeiträ­gen wird für nicht einmal ein halbes Dutzend Besucher über eine Kamera ins Foyer der Stadthalle übertragen. Bürgermeis­terin Müller erklärt unserer Zeitung, warum die Sitzung trotz Corona-Krise stattfinde­t: Der Lauinger Haushalt muss bis zum 20. März dem Landratsam­t zur Prüfung vorgelegt werden, und der Antrag für weitere Stabilisie­rungshilfe­n muss dem Freistaat bis zum 31. März vorliegen.

Der Lauinger Stadtrat beschließt schließlic­h einstimmig einen Etat 32,9 Millionen Euro (siehe InfoKasten). „Die finanziell­e Lage bleibt weiterhin angespannt“, sagt Rathausche­fin Müller. Dank der Stabilisie­rungshilfe­n – im vergangene­n Jahr flossen erstmals 1,8 Millionen – hat sich die Lage aber etwas entspannt. So konnte Lauingen den Schuldenbe­rg von 20 Millionen Euro bis Ende 2019 auf 17,9 Millionen verringern. Ende dieses Jahres sollen es dann 17,5 Millionen sein. 2020 erhält die Albertus-MagnusStad­t eine erhöhte Schlüsselz­uweisung von 2,9 Millionen Euro – 1,5 Millionen mehr als im vergangene­n Jahr. Eine Kreditaufn­ahme von 600 000 Euro ist eingeplant. Im Verwaltung­shaushalt erwirtscha­ftet Lauingen 3,8 Millionen Euro, die für Investitio­nen in den Vermögense­tat fließen.

Bürgermeis­terin Müller nannte folgende Projekte, die Lauingen 2020 anpacken will: die Beschaffun­g einer Drehleiter für die Feuerwehr (750000 Euro), die Umgestaltu­ng des Donauufers (1,3 Millionen, Eigenantei­l 260000 Euro, verteilt auf zwei Haushaltsj­ahre), den Start des Kindergart­en-Neubaus in der Kurlandstr­aße (5,3 Millionen Gesamtkost­en), Sanierungs­arbeiten an der

Grundschul­e und die Sanierung der Toiletten in der Mittelschu­le, die Planung der Sanierung der Donauund Rosenstraß­e als mögliche Entlastung für die Herzog-Georg-Straße und den Ausbau der digitalen Infrastruk­tur.

CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Markus Hoffmann stellt fest: „Ohne die Stabilisie­rungshilfe­n wären wir nicht auf diesem Weg.“Der Antrag dazu sei „eine historisch­e Entscheidu­ng“gewesen – die wichtigste der vergangene­n Jahre. Auch SPDFraktio­nschef Dietmar Bulling sagt, dass im Etat 2020 eine Entspannun­g spürbar sei. Der Schuldenbe­rg werde nochmals um eine halbe Million abgebaut, die Rücklagen auf vier Millionen erhöht. Die Investitio­nen in Kindergart­en, Schulen, Drehleiter und Donauufer-Umgestaltu­ng seien sinnvoll. Die Sanierung der Johannesst­raße müsse leider verschoben werden – und auch die Sanierung des Turms des Martinsmün­sters. Ebenso wie Bulling signalisie­ren FDP-Fraktionsv­orsitzende Claudia Stocker und FW-Stadtrat Bernhard Zenetti („ein gut aufgestell­ter Haushalt“) Zustimmung. Stocker hat allerdings die Sorge, dass Geld aus den Fördertöpf­en anvon gesichts der Corona-Pandemie in Zukunft nicht mehr in der Form fließen wird, wie es die Stadt eingeplant hat.

Nach dem Haushaltsb­eschluss stellte der Stadtrat ebenfalls einstimmig den Antrag auf weitere Stabilisie­rungshilfe­n. Das Konzept zur Haushaltsk­onsolidier­ung mit der Einsparung bei freiwillig­en Leistungen wurde dabei geschlosse­n verabschie­det. In den Vorschläge­n enthalten ist etwa die Ablehnung, dass die Stadt weiter für den Unterhalt des Martinsmün­sters zahlen soll. Die Erhöhung der Gebühren für die Nutzung des Rathausfes­tsaals und der Stadthalle ist ebenso ein Thema wie der Verkauf städtische­r Immobilien, die Einsparung von Energiekos­ten und die Anhebung von Kindergart­engebühren. Philipp Barfuß (FDP) machte darauf aufmerksam, dass die freiwillig­en Leistungen nicht mehr als 100 Euro pro Kopf ausmachen dürfen. Er forderte die Klärung, ob dies durch das Projekt Donauufer – eine freiwillig­e Leistung – gefährdet werde. Katja Müller verneinte dies, denn durch das Donauufer werde ein touristisc­her Anziehungs­punkt geschaffen und Lauingen weiterentw­ickelt.

 ?? Foto: Berthold Veh (Archiv) ?? Das Donauufer zwischen Luitpoldha­in und Donaubrück­e wird neu gestaltet. Das Projekt zählt zu den wichtigste­n Investitio­nen im Lauinger Haushalt. Am Mittwoch genoss Sina Klopfer-Hellwig mit ihrer Tochter Nora einen Spaziergan­g. Die Lauingerin freut sich, dass das beliebte Naherholun­gsgebiet aufgewerte­t wird.
Foto: Berthold Veh (Archiv) Das Donauufer zwischen Luitpoldha­in und Donaubrück­e wird neu gestaltet. Das Projekt zählt zu den wichtigste­n Investitio­nen im Lauinger Haushalt. Am Mittwoch genoss Sina Klopfer-Hellwig mit ihrer Tochter Nora einen Spaziergan­g. Die Lauingerin freut sich, dass das beliebte Naherholun­gsgebiet aufgewerte­t wird.

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