Keine PANik, alles wird gut
Es ist viel Zeit vergangen, seit drei Buchstaben so viel Schrecken verbreitet haben. Lange dauert es nicht mehr, ehe der letzte Fan verblichen ist, der davon berichten könnte, wie der H-S-V die Abwehrreihen der Bundesliga durcheinanderwirbelte. Der V-A-R war auf einem guten Weg, sich landesweiten und immerwährenden Zorn der Fußballanhänger zu erspielen, doch gegen diese Wucht der vergangenen Wochen war selbst der Videobeweis machtlos.
P-A-N – drei harmlose Buchstaben, die doch für all die Sorgen, Ängste und Nöte stehen. Sie gehen beeinmalhandschuht Hand in Hand: PANdemie und PAN-europäische Fußball-Europameisterschaft. Beides Ärgernisse. Dass die eine wegen der anderen ausfällt, ist lediglich ein schwacher Trost. Welch irrsinnige Idee, sich ein Turnier über einen kompletten Kontinent erstrecken zu lassen. Wer so etwas ersinnt, hustet auch Senioren an.
Jene unglückselig in enge Nachbarschaft gezwungenen Buchstaben müssen aber nicht ausschließlich für das Böse stehen. Erinnert sei nur an fluffige PANnacotta. Sprachwissenschaftler mögen einwenden, das Dessert habe einen anderen Ursprung, schließlich würde das pandemische PAN aus dem Griechischen herrühren und sei mit „alle“beziehungsweise „jeder“zu übersetzen und habe so gar nichts mit italienischer Sahne zu tun. Wissenschaftler, pah! Beziehungsweise: pan!
Fußballanhänger haben von jeher gute Erinnerungen an P-A-N. Zwar wechselte ein Großteil des Taschengelds
dafür in die Hände des Kioskbesitzers, dafür lieferte er aber auch die klebrigen Bildchen, Marke PANini. Oder aber auch die Jugendgeschichte gewordene Geschichte Franck Ribérys über jenen Jungen, der einfach nicht erwachsen werden wollte: Peter PAN. Genannt sei auch der vielleicht beste Torhüter aller Zeiten: Lew Jaschin, genannt der Schwarze PANther. Nicht zu verwechseln freilich mit Peter Panter, einem der Pseudonyme Kurt Tucholskys.
Panaschieren, Panda (groß und klein), Panflöte, Panane, Panorama, Pancake, Pantoffeln, Pantheon, Pantomime – einige der wunderbarsten Erfindungen und Begrifflichkeiten beginnen mit jenen drei Buchstaben, die möglicherweise gar nicht so unglückselig sind. Vielleicht wird ja sogar die paneuropäische EM ein großer Erfolg. Das wird die Zeit weisen, oder aber, wie die Schotten zu sagen pflegen: panta rhei.