Donau Zeitung

„Komm heim! Koste es, was es wolle“

Die Gundelfing­erin Anna Mardo sitzt in Südamerika fest. Drei Monate war sie mit dem Rucksack unterwegs. Jetzt weiß sie nicht, ob sie heimkommt. Ein Rückflug ist gebucht

- VON SIMONE BRONNHUBER

Gundelfing­en Am Anfang waren es nur Gerüchte. Grund zur Sorge gab es nicht. Doch jetzt ist Lage ernst. Sehr ernst. Denn Anna Mardo sitzt in Südamerika fest. Die Gundelfing­erin weiß nicht, ob sie am Wochenende mit dem gebuchten Flieger zurück nach Deutschlan­d fliegen kann. Freunde, Familie und sie selbst sind verunsiche­rt und hilflos, wie sie uns über Facebook schreibt. Momentan befindet sie sich in Puerto Natales in Chile. Dort, so schreibt sie uns, gilt offiziell der Ausnahmezu­stand. „In die Supermärkt­e dürfen nur wenig Leute auf einmal rein und es gab eine lange Schlange. Bestellung­en gibt man bei den Geschäften teils vor der Tür auf oder via WhatsApp“, schildert sie. Seit Montag ist in Chile Phase vier eingeläute­t worden und die Grenzschli­eßung wurde bestätigt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sei ihr klar geworden, dass sie nicht länger in Südamerika bleiben kann und so schnell wie möglich heimwolle. Aber wie? „Erst hieß es, man muss bis 18. März raus, sonst steckt man fest. Aber das wurde nicht offiziell bestätigt. Ich habe einen Flug für den 21. März via Brasilien gebucht und hoffe, der klappt“, schreibt die selbststän­dige Fotografin aus Gundelfing­en. Bis Sonntag hofft sie, dass sie wieder zuhause ist. Denn auf eine offizielle Rückholung könne sie nicht vertrauen. Sie schildert uns, dass andere Touristen vor Ort bestätigen, dass die Mitarbeite­r beim Auswärtige­n Amt geraten hätten, dass Land so schnell wie möglich zu verlassen und keiner auf eine Rückholung aus Chile rechnen dürfe. Ebenso sei die Situation als Backpacker schwierige­r als für einen Pauschal-Touristen. Seit 26. Dezember ist Anna Mardo mit ihrem Rucksack in Südamerika unterwegs. Mit dieser Reise hat sie sich einen Traum erfüllt und hat traumhafte Orte kennengele­rnt. Peru, Nordchile, Bolivien und das argentinis­che Patagonien waren unter anderem ihrem Stationen. Ihr Highlight: eine Woche Trekking in den chilenisch­en Bergen – ohne Handy und offline. Während dieser Zeit habe die Gruppe wohl Gerüchte gehört, dass etwa Schulen in Deutschlan­d geschlosse­n wurden. „Als wir dann wieder in der realen Welt ankamen, stand das Handy nicht mehr still. Am Sonntag haben sich die News in Südamerika überschlag­en. Argentinie­n schließt die Grenzen, Peru begann sofort mit Lock-down.“

Und seither dreht sich nichts mehr um die einmalige Reise, sondern darum, wie Anna Mardo schnell nach Hause kommt. Angst habe sie nicht, sie fühle sich aktuell sicher in Chile. Aber sie möchte keinesfall­s dort feststecke­n. Wie alle sei sie verunsiche­rt, man wisse nicht, was in der nächsten Stunde passiere. Auch Freunde und Angehörige im Landkreis Dillingen kontaktier­en Anna ständig. Panik werde aber nicht verbreitet. „Meine Eltern lassen sich zumindest wenig anmerken. Erst war es so ein ‚Wir wissen auch nicht, was du tun sollst‘ und jetzt ist es ein: ‚Komm heim! Koste es, was es wolle‘.“

 ?? Foto: Mardo ?? Anna Mardo sitzt momentan in Chile fest. Die Gundelfing­er Backpacker­in war fast drei Monate mit dem Rucksack in Südamerika unterwegs.
Foto: Mardo Anna Mardo sitzt momentan in Chile fest. Die Gundelfing­er Backpacker­in war fast drei Monate mit dem Rucksack in Südamerika unterwegs.

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