Donau Zeitung

Auf der Suche nach einem Ziel

Landesliga-Spitzenrei­ter FC Gundelfing­en war in dieser Fußball-Saison kaum zu stoppen – bis Corona kam. Wie Trainer und Aktive mit der Zwangspaus­e umgehen

- VON WALTER BRUGGER

Die Sportplätz­e sind gesperrt, soziale Kontakte stark eingeschrä­nkt – auch für Fußballer ist diese Situation alles andere als angenehm. Noch dazu, wenn sie um die Früchte ihrer Arbeit bangen müssen. „Es wäre schon extrem bitter, wenn das vergangene dreivierte­l Jahr nichts mehr wert sein sollte“, gibt Martin Weng, Trainer beim Landesliga-Spitzenrei­ter FC Gundelfing­en, unumwunden zu. Er sitzt selbst daheim im Homeoffice – und versucht, in der Zwangspaus­e aufgrund der CoronaKris­e seinen Schützling­en Trainingsp­läne an die Hand zu geben.

Die Vorbereitu­ng bei den Gundelfing­ern war bereits abgeschlos­sen, das erste Punktspiel nach der Winterpaus­e beim FC Kempten (0:0) schon absolviert, da musste das Mannschaft­straining gestoppt werden. Wie lange die gemeinsame­n Übungseinh­eiten nicht mehr stattfinde­n können, das weiß keiner. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir gleich nach Ostern wieder spielen werden“, sagt Trainer Weng. Bis dahin hat der Bayerische Fußball-Verband den Spielbetri­eb in allen seinen Ligen vorerst ausgesetzt, die 3. Liga hat bis 30. April alle Partien gestrichen.

„Als Sportler arbeitest du auf ein Ziel hin, doch das fehlt jetzt“, weiß Michael Grötzinger, Rechtsvert­eidiger bei den Gundelfing­ern, für den es derzeit vor allem darum geht, irgendwie die in der Wintervorb­ereitung erarbeitet­e Fitness nicht wieder zu verlieren. „Zum Glück dürfen wir ja noch raus“, sagt er und blickt bei seinen Laufeinhei­ten etwas sehnsüchti­g auf den gesperrten Bolzplatz nahe seiner Wohnung in Günzburg. Ballarbeit ist für den 28-Jährigen weder dort noch auf dem Trainingsp­latz in Gundelfing­en möglich. Abwechslun­g bringen noch Übungen aus dem Programm von Fitnesscoa­ch Stefan Lemmert, das die FCG-Kicker normalerwe­ise in der Gruppe absolviere­n.

„Dabei geht es um Kräftigung und Stabilität“, erklärt Jan-Luca Fink, beim Überraschu­ngsspitzen­denn reiter eigentlich ein Gewinner der Wintervorb­ereitung. Mit couragiert­en Auftritten hat sich der 20-Jährige in seiner ersten Saison im Herrenlage­r ins Blickfeld gespielt, jetzt muss er sich ebenfalls mit Laufeinhei­ten fit halten. „Meine Mannschaft­skameraden und ich arbeiten da mit der App Freeletics“, so Fink, der so seine Trainingsa­ktivitäten allen mitteilen kann – und dadurch auch den Kontakt zu allen halten kann. Persönlich­e Treffen sind schließlic­h zurzeit nicht sinnvoll bzw. angesagt.

Beim Zeitpunkt jeder Trainingse­inheit ist Fink aktuell recht frei, die Prüfungen im Rahmen seines dualen Studiums sind alle abgesagt, Wissen wird nur digital vermittelt. „Ab April bin ich dann wieder im Betrieb, sofern die Produktion bis dahin nicht vorübergeh­end ruht“, so Fink. Sein Mitspieler Grötzinger arbeitet schon jetzt nur noch von zu Hause aus, was für den Lehrer an der Realschule Pfuhl durchaus gewöhnungs­bedürftig ist. „Bislang war es deutlich mehr Aufwand, als wenn ich normalen Unterricht halte“, hat der Pädagoge in der ersten Woche der Schulschli­eßung festgestel­lt, „am ersten Tag war ich bis kurz vor Mitternach­t am PC. Mittlerwei­le wurden die Server aufgerüste­t, und die Daten der Schüler sollten auch vorhanden sein, dadurch müsste sich die Situation verbessern.“

Letztlich ist für Fink und Grötzinger allerdings wichtig, „dass wir gesund bleiben und dann auch wieder zusammen Fußball spielen können.“Wann das sein wird? Grötzinger zeigt sich optimistis­ch, „dass es im Mai weitergeht. Der aus sportliche­r Sicht schlimmste Fall wäre für uns, dass die Saison abgebroche­n wird und nicht zählt.“Doch damit wären die Gundelfing­er längst nicht allein. Türkgücü München (Regionalli­ga), der FC Pipinsried (Bayernliga Süd) oder der SV Cosmos Aystetten (Bezirkslig­a Süd) führen ihre Ligen mit noch weit größerem Vorsprung an – und müssen jetzt aufgrund der Pandemie um die Früchte ihrer Arbeit bangen.

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Fotos: Brugger War ein Gewinner der Wintervorb­ereitung: Jan-Luca Fink.
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Glaubt nicht an einen Neustart gleich nach Ostern: Coach Martin Weng.

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