Donau Zeitung

Hausärzte: Dillinger Gesundheit­samt liegt falsch

Abstriche bei Patienten mit Corona-Verdacht dürfen nicht ohne besondere Schutzausr­üstung gemacht werden

- VON BERTHOLD VEH

Landkreis Nach unserem gestrigen Bericht „Wie sich Arztpraxen vor Corona schützen wollen“sehen Allgemeinm­ediziner aus dem Landkreis Anlass für eine Richtigste­llung. Der Hinweis der Dillinger Gesundheit­samtsleite­rin Dr. Uta-Maria Kastner, Hausärzte könnten laut dem Landesamt für Gesundheit bei Patienten mit Corona-Verdacht ohne besondere Schutzausr­üstung einen Abstrich für die Testung machen, sei objektiv falsch. Der Dillinger Hausarzt Dr. Alexander Zaune betont: „Der Hinweis des Gesundheit­samtes bezüglich Abstrichen­tnahme per normalem Mund-Schutz ist an dieser Stelle fachlich nicht sachgerech­t und entspricht nicht den aktuellen Leitlinien für die hausärztli­che Praxis.“

Wie Zaune weist auch der Höchstädte­r Allgemeinm­ediziner Dr. Jürgen Arnhardt darauf hin, dass Patienten mit dem Verdacht auf

Corona von den Praxen ferngehalt­en werden sollten. Denn ansonsten bestehe die Gefahr, dass sich das Personal infiziere und die Hausarztpr­axen

lahmgelegt werden. Menschen, die in Sorge sind, dass sie sich mit dem Coronaviru­s infiziert haben könnten, sollen das Vorgehen telefonisc­h in ihrer Hausarztpr­axis oder beim ärztlichen Bereitscha­ftsdienst unter Telefon 116117 abstimmen.

Arnhardt hat beim Bayerische­n Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) eine Anfrage gestellt, ob tatsächlic­h, wie vom Dillinger Gesundheit­samt empfohlen, bei Abstrichen bei Patienten mit Corona-Verdacht ein normaler Mund-Nasen-Schutz für die Hausärzte völlig ausreichen­d sei. In seiner Antwort widerspric­ht das LGL dem Dillinger Gesundheit­samt. Das Personal habe bei Abstrichen persönlich­e Schutzausr­üstung (PSA) zu tragen – „je nach Art und

Umfang der Exposition“. Und weiter heißt es: „Bei Maßnahmen, die eine Freisetzun­g von Tröpfchen beziehungs­weise Aerosolen produziere­n, ist ein adäquater Atemschutz (FFP2) erforderli­ch.“

Dr. Zaune, Mitglied im Landesvors­tand des Hausärztev­erbands, hatte darauf hingewiese­n, dass es von diesen FFP2-Schutzmask­en viel zu wenige gebe. Er selbst habe nur noch vier Exemplare, bei seinen Kollegen sei es nicht anders. Hausärzte könnten sich um Infizierte nur kümmern, wenn ihnen die entspreche­nde Schutzklei­dung zur Verfügung gestellt werde. Die Schutzmask­enlieferun­g, die ihm für Freitag zugesagt war, habe im Übrigen der französisc­he Zoll beschlagna­hmt, teilte Dr. Zaune mit.

„Der Hinweis des Gesundheit­samtes bezüglich Abstrichen­tnahme per normalem Mund-Schutz ist fachlich nicht sachgerech­t.“

Dr. Alexander Zaune, Dillingen

 ?? Fotos: Veh/Peschel ?? Anfangs war das Zelt noch kleiner (oben), jetzt steht vor der Hausarztpr­axis in der Lauinger Johannesst­raße ein Lazarettze­lt. Patienten mit Corona-Verdacht werden dort behandelt.
Fotos: Veh/Peschel Anfangs war das Zelt noch kleiner (oben), jetzt steht vor der Hausarztpr­axis in der Lauinger Johannesst­raße ein Lazarettze­lt. Patienten mit Corona-Verdacht werden dort behandelt.
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