Wie sich der neue Bürgermeister vorbereitet
Johannes Ebermayer löst am 1. Mai in Schwenningen Reinhold Schilling ab. Seminare und wichtige Treffen zur Vorbereitung für das Amt finden nicht statt. Trotzdem ist der „Neue“startklar
In Schwenningen geht mit Reinhold Schilling eine Ära zu Ende. Beginnt mit Ihnen als Bürgermeister eine neue, Herr Ebermayer?
Ebermayer: Ja klar, es beginnt eine komplett neue Ära. Wir sind ja auch zwei komplett eigenständige Persönlichkeiten, aus zwei verschiedenen Generationen, aus verschiedenen Berufsqualifikationen. Und so werde ich auch meine eigenen Ansätze haben, Herausforderungen und Aufgaben anzugehen. Auf diese neuen Anforderungen des Bürgermeisteramts freue ich mich. Wir haben einen guten Draht zueinander, und so bin ich mit meinem Vorgänger bereits mittendrin, Informationen zu übergeben und Vorgänge zu besprechen, damit im Übergang, im Sinne der Bürger und Gemeinde, nichts auf der Strecke bleibt.
Sie haben sich im ersten Wahlgang gegen Ihre zwei Mitkonkurrenten Bettina Kapfer und Stephan Reitschuster durchgesetzt. Haben Sie damit gerechnet?
Ebermayer: Damit ging ein Wunsch in Erfüllung – das passiert im Leben ja nicht allzu oft, und darüber freue ich mich sehr. Jetzt sieht man es, klar durch Corona noch verstärkt, wie schwierig die zwei Wochen bis zu einer Stichwahl sein können. Was soll man da noch tun, die geplanten Aktionen sind durch und die Leute fast wahlüberdrüssig. Darum freut es mich unwahrscheinlich, dass es im ersten Wahlgang geklappt hat, und ich bin allen sehr dankbar.
Ganz ehrlich: Wie stolz waren Sie am Wahlabend oder sind Sie immer noch über Ihr tolles Ergebnis?
Ebermayer: Wer mich kennt, wird bei dieser Frage mindestens schmunzeln. Denn das Wort „Stolz“kommt in meinem Sprachgebrauch fast nicht vor. Ich benutze es so gut wie nie, keinesfalls in Betrachtung auf mich oder eine mir zugehörige Gruppe. Problemlos kann man jemand zusprechen, er kann stolz darauf sein, ganz klar. Ansonsten kann ich mich sehr über die 59 Prozent im ersten Wahlgang freuen und bin auch unwahrscheinlich zufrieden und erleichtert. Aber es gehört auch Demut dazu, denn 59 Prozent derer, die in Schwenningen und Gremheim zur Wahl gegangen sind, haben ihr Vertrauen in mich gesetzt. Sie haben mir die Verantwortung übergeben, im Sinne der Bürger und der Gemeinde zu handeln.
Ihre Mitstreiter Reitschuster und Kapfer haben vor dem 15. März durchaus Wahlkampf geführt. Sie haben sich weitgehend zurückgehalten. Fast nach dem Motto: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte… War es so? Ebermayer: Wir haben alle drei Wahlkampf geführt und uns um die Stimmen unserer Bürger und das Vertrauen beworben. Jeder auf seine Weise. Es sollte ja immer eher ein Werben als ein Kämpfen sein. Ich freue mich sehr, dies im Team der Kandidaten des Bürgerblock/Junge Bürger gemacht haben zu dürfen.
Blicken wir voraus: Ab 1. Mai sind Sie der neue Bürgermeister in Schwenningen. Bereiten Sie sich jetzt schon vor? Wenn ja: Wie?
Ebermayer: Es waren einige Seminare geplant, die in der jetzigen Situation abgesagt werden. Hier laufen Ideen, ob diese teils als Videokonferenz stattfinden. Ich habe mich mit Literatur versorgt und nutze gerade auch online alle möglichen Informationen zur Vorbereitung auf das Bürgermeisteramt. Im ständigen Austausch mit unserer Verwaltungsgemeinschaft und im momentan maximal möglichen Kontakt mit meinem Vorgänger bereite ich mir alles auf, um es dann parat zu haben. Natürlich nutzt man auch die Zeit, um die Personen im Netzwerk der vergangenen Jahre zu kontaktieren, um Informationen und Wissen für die anstehenden Herausforderungen zu haben.
Was muss aus Ihrer Sicht dringend noch in diesem Jahr in der Gemeinde Schwenningen umgesetzt werden? Ebermayer: Wie im Wahlkampf von den Bürgern immer wieder beschrieben wurde: „Der neue Bürgermeister und Gemeinderat hat einiges zu tun!“Die letzten Vorbereitungen zum Bau und der Bau des Kindergartens liegen an. Der Ausbau des Baugebietes in Schwenningen ist in vollem Gange, ebenso läuft das Thema Bauplätze neu auch in Gremheim. Die energetische Aktualisierung der Schule und die Planungen der B16 neu werden wir im Auge behalten. Die Entwicklungen zum Thema Alternativen zur Hochwasserretention und Flutpolder verfolgen und auch für die anliegenden Themen zu Jugend, Senioren und aus der Bürgerschaft offenbleiben.
In Zeiten von Corona ist alles anders. Planungen sind eigentlich Stand heute kaum bis nicht möglich. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit jetzt und die des künftigen Bürgermeisters? Erfordern diese besonderen Zeiten besondere Maßnahmen – auch als neuer Rathauschef? Ebermayer: Jetzt sind wir an einem schlecht kalkulierbaren Punkt angelangt, aber den lassen wir jetzt mal auf uns zukommen. Alles andere sollte bestmöglich organisiert, geplant und abgearbeitet sein, damit wir hier spontan agieren können. Hauptsache, wir bleiben gesund, dann werden wir diese neuen Herausforderungen ruhig und mit gesundem Menschenverstand angehen. Halten wir uns an die Vorgaben der Regierung, gegen die Verbreitung von Corona, dann packen wir es danach umso kräftiger an.