Wann gilt man als geheilt?
Jeden Tag infizieren sich weitere Menschen mit dem Coronavirus, auch in Bayern steigen die Zahlen. Doch was ist eigentlich mit denen, die bereits krank waren?
Augsburg Derzeit sind mehr als 19000 Coronafälle bayernweit bekannt – und täglich werden es mehr. Doch ab wann gilt ein erkrankter Mensch eigentlich als genesen? Und wie lange ist man danach überhaupt noch ansteckend? Lesen Sie hier die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie viele Menschen in Bayern sind inzwischen genesen?
Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gelten in Bayern aktuell 2910 Menschen nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus als genesen. Diese Anzahl beruht laut LGL allerdings auf einer Schätzung, die sich an Kriterien des Robert Koch-Instituts (RKI) orientiert. Fälle werden demnach als genesen vermerkt, wenn das Meldedatum länger als zwei Wochen zurückliegt und wenn der Patient nicht im Krankenhaus behandelt wurde, wenn keine Lungenentzündung oder Atemnot vorliegt und kein Todesfall gemeldet wurde.
Ab wann gilt ein Patient als gesund?
Laut RKI muss ein Patient mindestens 48 Stunden ohne Symptome sein. Zudem werden beim Patienten zwei Rachenabstriche im Abstand von 24 Stunden genommen. Wenn beide negativ sind, kann man davon ausgehen, dass er genesen ist. Das Universitätsklinikum Augsburg teilt außerdem mit, dass ein Patient, der symptomfrei ist und dessen Stuhlproben keine Spuren des Virus aufweisen, als gesund gilt.
Wie lange dauert die Krankheit?
Das ist bislang schwer zu beantworten. Die Inkubationszeit, also die Zeit, in der die Krankheit ausbrechen kann, kann bis zu 14 Tage dauern. Nach Angaben des LGL gehen Experten bisher davon aus, dass Corona-Patienten etwa 14 Tage nachdem sie erkrankt sind, wieder genesen sind.
Wie lange ist man ansteckend?
Ansteckend ist ein Corona-Patient bereits während der Inkubationszeit und auch noch später, wenn er erkrankt ist. Wenn das Immunsystem das Virus bekämpft hat und man sich wieder fit fühlt, könnte es allerdings passieren, dass der Infizierte den Erreger durch Kontakt mit anderen Menschen noch an diese weitergeben könnte. Experten halten dies aber bislang für relativ unwahrscheinlich.
Wenn ich das Virus hatte, bin ich dann immun?
Ja, zumindest gegen diese eine Form des Virus. Das heißt aber nicht, dass man nicht noch einmal erkranken kann. Denn das Virus mutiert, für solche Mutationen ist das Immunsystem dann wieder anfällig. Das lässt sich mit der Influenza vergleichen. Das Grippevirus entwickelt sich auch ständig weiter, deshalb gibt es auch jedes Jahr einen neuen Grippe-Impfstoff.
Wie wird ein Patient behandelt?
Eine spezifische Therapie oder gar ein Impfstoff existiert derzeit noch nicht, so die Aussage des LGL. Zudem kommt es auf die Schwere der Erkrankung an. Bei besonders schweren Fällen müssen Patienten sogar auf der Intensivstation behandelt werden.
Welche Funktion haben Antikörper?
Menschen bilden in ihrem Immunsystem Antikörper gegen verschiedenste Krankheitserreger – auch gegen das Coronavirus. Eine besondere Rolle spielen dabei neutralisierende Antikörper. „Diese patrouillieren praktisch vor der Zelle und fangen das Virus ab, sodass es nicht in die Zelle eintreten kann“, erklärt Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Nachdem ein Patient genesen ist, bleiben die Antikörper noch für eine Weile im Blut.
Wie kann man diese Antikörper zur Behandlung nutzen?
Auf der Bildung solcher Antikörper beruht auch die Wirkung der meisten Impfungen. Eine etablierte Methode ist es, Antikörper von genesenen Menschen zu nehmen und Erkrankten zu geben. Bei diesen können die Antikörper dann den jeweiligen Erreger bekämpfen. Diese Methode soll nun auch am Universitätsklinikum Erlangen angewendet werden. Am Mittwoch startete es einen Aufruf an ehemalige CoronaPatienten, mittlerweile haben sich über 200 Personen gemeldet, die an Covid-19 erkrankt waren. „Wir werden jetzt aus diesen Personen die passenden herausfinden, um aus ihrem Blut Antikörper gegen das Coronavirus zu gewinnen“, sagte Professor Holger Hackstein, Leiter der Transfusionsmedizin.
Wie vielversprechend ist diese Methode?
An der Technischen Universität Braunschweig können menschliche Antikörper mittlerweile sogar im Reagenzglas gewonnen werden. Diese Antikörper müssen allerdings noch auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Da Antikörper im Gegensatz zu herkömmlichen Medikamenten körpereigene Stoffe sind, sollten auch die Nebenwirkungen gering ausfallen.