Der gestrandete Zirkus von Buttenwiesen
Die Artisten des Zirkus Barany stehen seit zwei Wochen auf dem Festplatz der Gemeinde und können nicht auftreten. Nun hoffen sie auf Unterstützung der Bevölkerung
Buttenwiesen Für Charly Blum und die anderen Artisten des Zirkus Barany wird die Lage jeden Tag ein bisschen schlimmer. Normalerweise wollten die sechs Zirkusleute in Buttenwiesen ihre ersten großen Auftritte im großen Zelt nach der Winterpause absolvieren, Kinder zum Lachen und Erwachsene zum Staunen bringen. Die Regelungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben sie mit voller Wucht getroffen und diese Wünsche zu Staub zerblasen. Nun stehen sie seit zwei Wochen auf dem Buttenwiesener Festplatz, gegenüber dem Feuerwehrhaus, und sind dazu verdammt, abzuwarten. Ihre Lebenssituation wird von Tag zu Tag unangenehmer. Denn das ohnehin schon harte Geschäft der fahrenden Zirkusleute läuft nur, wenn es Auftritte und damit Publikum gibt. Finden diese nicht statt, bleibt die Kasse leer. Um staatliche Hilfsgelder bemühen sie sich, doch bisher sei noch nichts angekommen, sagt Blum.
Die Zukunft ist ungewiss für die Artisten. „Wir haben Angst, was noch kommen wird“, sagt Georgia Frank. Sie sitzen in ihren Wohnwägen, tagein, tagaus, und können kaum etwas anderes tun als fernsehen. „Man macht halt jeden Tag seine Runde, führt mit jedem ein Schwätzchen, führt kleinere Arbeiten und Reparaturen aus – aber sonst kann man ja nichts machen“, sagt Charly Blum. Man merkt ihm an, dass ihn die Situation bedrückt. Es geht an die Substanz bei den Zirkusleuten, die das ganze Jahr über auf Tour sind und die ruhenden Tage ansonsten damit verbringen, für ihre Auftritte zu proben oder Werbung für diese zu machen. „Wir brauchen das, wir sind in dieses Leben hineingeboren“, sagt er. Wenn sie auftreten, dann führen sie waghalsige Luftnummern aus, jonglieren mit Fackeln und Ringen, beeindrucken durch Messerwurf, albern als Clowns herum oder werfen das Lasso. Nur herumsitzen, das sei nur schwer auszuhalten. Und finanziell ist es für sie alle eine Katastrophe. Sie haben Angst um ihre Existenz. „Der Zirkus ist unser Leben“, sagt Georgia Frank.
Sie alle sind Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner und der ganzen Gemeinde „sehr, sehr dankbar“, dass sie sie zumindest auf dem öffentlichen Grund weiterhin stehen lassen, sagt die Artistin. Vergleichsweise klein wirkt der Fahrzeugtross des Zirkus Barany – was daran liegt, dass der Zirkus keine Tiere mitführt.
Die kalten Temperaturen der vergangenen Tage machen die Situation noch unangenehmer. Denn die Lebenskosten steigen deshalb noch mehr – so brauchen sie mehr Gas, um ihre Wohnwagen zu heizen, das sie allerdings nicht mehr beim Großhändler einkaufen können, sondern teuer an Tankstellen einkaufen müssen, wie Charly Blum sagt. Mit der Bevölkerung kommen die Zirkusleute so gut wie nicht ins Gespräch – den Ausgangsbeschränkungen geschuldet –, doch was sie hier und dort mitkriegen, sei beunruhigend.
Vor allem natürlich die vielen Toten, doch auch die anderen gravierenden Folgen der Pandemie. Kurzarbeit, steigende Arbeitslosigkeit in allen Bereichen, das verheißt in ihren Augen auch für ihre eigene Zukunft nichts Gutes.
Kurzfristig hoffen sie auf Hilfe aus der Bevölkerung, denn die Lage spitze sich für sie täglich zu. „Wenn jemand eine Flasche Gas übrig hat oder ein Essenspaket oder uns finanziell helfen kann, das würde uns sehr weiterhelfen zurzeit“, sagt Georgia Frank. Ein Spendenkonto für die Zirkusleute gibt es nicht – doch man sei für alles dankbar, was ihnen helfe, über die Runden zu kommen, sagt Charly Blum. Eine Situation wie die jetzige hat er noch nie erlebt. „Wir sind richtig gestrandet“, sagt er, und blickt traurig auf die kleine, provisorische Wohnwagensiedlung. „Und wir sind richtig ratlos.“ O Telefon Charly Blum vom Zirkus Barany ist erreichbar unter der Telefonnummer 0178/4530928.