Donau Zeitung

Der gestrandet­e Zirkus von Buttenwies­en

Die Artisten des Zirkus Barany stehen seit zwei Wochen auf dem Festplatz der Gemeinde und können nicht auftreten. Nun hoffen sie auf Unterstütz­ung der Bevölkerun­g

- VON BENJAMIN REIF

Buttenwies­en Für Charly Blum und die anderen Artisten des Zirkus Barany wird die Lage jeden Tag ein bisschen schlimmer. Normalerwe­ise wollten die sechs Zirkusleut­e in Buttenwies­en ihre ersten großen Auftritte im großen Zelt nach der Winterpaus­e absolviere­n, Kinder zum Lachen und Erwachsene zum Staunen bringen. Die Regelungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben sie mit voller Wucht getroffen und diese Wünsche zu Staub zerblasen. Nun stehen sie seit zwei Wochen auf dem Buttenwies­ener Festplatz, gegenüber dem Feuerwehrh­aus, und sind dazu verdammt, abzuwarten. Ihre Lebenssitu­ation wird von Tag zu Tag unangenehm­er. Denn das ohnehin schon harte Geschäft der fahrenden Zirkusleut­e läuft nur, wenn es Auftritte und damit Publikum gibt. Finden diese nicht statt, bleibt die Kasse leer. Um staatliche Hilfsgelde­r bemühen sie sich, doch bisher sei noch nichts angekommen, sagt Blum.

Die Zukunft ist ungewiss für die Artisten. „Wir haben Angst, was noch kommen wird“, sagt Georgia Frank. Sie sitzen in ihren Wohnwägen, tagein, tagaus, und können kaum etwas anderes tun als fernsehen. „Man macht halt jeden Tag seine Runde, führt mit jedem ein Schwätzche­n, führt kleinere Arbeiten und Reparature­n aus – aber sonst kann man ja nichts machen“, sagt Charly Blum. Man merkt ihm an, dass ihn die Situation bedrückt. Es geht an die Substanz bei den Zirkusleut­en, die das ganze Jahr über auf Tour sind und die ruhenden Tage ansonsten damit verbringen, für ihre Auftritte zu proben oder Werbung für diese zu machen. „Wir brauchen das, wir sind in dieses Leben hineingebo­ren“, sagt er. Wenn sie auftreten, dann führen sie waghalsige Luftnummer­n aus, jonglieren mit Fackeln und Ringen, beeindruck­en durch Messerwurf, albern als Clowns herum oder werfen das Lasso. Nur herumsitze­n, das sei nur schwer auszuhalte­n. Und finanziell ist es für sie alle eine Katastroph­e. Sie haben Angst um ihre Existenz. „Der Zirkus ist unser Leben“, sagt Georgia Frank.

Sie alle sind Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner und der ganzen Gemeinde „sehr, sehr dankbar“, dass sie sie zumindest auf dem öffentlich­en Grund weiterhin stehen lassen, sagt die Artistin. Vergleichs­weise klein wirkt der Fahrzeugtr­oss des Zirkus Barany – was daran liegt, dass der Zirkus keine Tiere mitführt.

Die kalten Temperatur­en der vergangene­n Tage machen die Situation noch unangenehm­er. Denn die Lebenskost­en steigen deshalb noch mehr – so brauchen sie mehr Gas, um ihre Wohnwagen zu heizen, das sie allerdings nicht mehr beim Großhändle­r einkaufen können, sondern teuer an Tankstelle­n einkaufen müssen, wie Charly Blum sagt. Mit der Bevölkerun­g kommen die Zirkusleut­e so gut wie nicht ins Gespräch – den Ausgangsbe­schränkung­en geschuldet –, doch was sie hier und dort mitkriegen, sei beunruhige­nd.

Vor allem natürlich die vielen Toten, doch auch die anderen gravierend­en Folgen der Pandemie. Kurzarbeit, steigende Arbeitslos­igkeit in allen Bereichen, das verheißt in ihren Augen auch für ihre eigene Zukunft nichts Gutes.

Kurzfristi­g hoffen sie auf Hilfe aus der Bevölkerun­g, denn die Lage spitze sich für sie täglich zu. „Wenn jemand eine Flasche Gas übrig hat oder ein Essenspake­t oder uns finanziell helfen kann, das würde uns sehr weiterhelf­en zurzeit“, sagt Georgia Frank. Ein Spendenkon­to für die Zirkusleut­e gibt es nicht – doch man sei für alles dankbar, was ihnen helfe, über die Runden zu kommen, sagt Charly Blum. Eine Situation wie die jetzige hat er noch nie erlebt. „Wir sind richtig gestrandet“, sagt er, und blickt traurig auf die kleine, provisoris­che Wohnwagens­iedlung. „Und wir sind richtig ratlos.“ O Telefon Charly Blum vom Zirkus Barany ist erreichbar unter der Telefonnum­mer 0178/4530928.

 ?? Foto: Reif ?? Normalerwe­ise bringen Georgia Frank (links), Christine Heilig und Charly Blum mit ihren bunten, gewagten Zirkusnumm­ern Freude und Spaß in den Alltag vieler Menschen. Doch die ohnehin schon schwere Situation der Zirkusse wird durch die Krise und das Auftrittsv­erbot noch schlimmer. Sie hoffen jetzt auf Unterstütz­ung.
Foto: Reif Normalerwe­ise bringen Georgia Frank (links), Christine Heilig und Charly Blum mit ihren bunten, gewagten Zirkusnumm­ern Freude und Spaß in den Alltag vieler Menschen. Doch die ohnehin schon schwere Situation der Zirkusse wird durch die Krise und das Auftrittsv­erbot noch schlimmer. Sie hoffen jetzt auf Unterstütz­ung.

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