Donau Zeitung

Notdienst Ansturm auf die Recyclingh­öfe

Ansturm Die Recyclingh­öfe und Grünsammel­plätze in Wertingen und Gundelfing­en hatten am Samstag wieder geöffnet. Wie die Menschen auf den Notbetrieb reagieren

- VON BRIGITTE BUNK

Wertingen/Gundelfing­en Ein Mitarbeite­r des Wertinger Recyclingh­ofs nimmt den weiß-orange gestreifte­n Leitkegel auf die Seite. Außer der neongelben Jacke fällt sofort sein Mundschutz auf. Er winkt dem Fahrer, der jetzt aufs Gelände darf. Denn ein anderes Auto ist gerade rausgefahr­en. Auf einem Schild in leuchtend gelber Farbe steht: „Notbetrieb“. Nur vier Fahrzeuge dürfen auf den Hof – und Hilfe beim Abladen gibt es auch keine. In Zeiten der Corona-Krise ist der Abstand einzuhalte­n, die Gesundheit geht vor.

Nicht alle haben mitbekomme­n, dass am Samstag im Landkreis erstmals wieder während der Pandemie Recyclingh­öfe in Wertingen und zwischen Gundelfing­en und Lauingen regulär, wenn auch im Notbetrieb, geöffnet sind. Schon vor dieser Entscheidu­ng hatte Ulrich Imm beim nordschwäb­ischen Abfallwirt­schaftsver­band (AWV) angerufen, da er einen Wasserscha­den im Keller hatte. Und weil am Montag der Handwerker kommt, muss der leer sein. Mit diesem Ansturm am Samstag hat der Wortelstet­tener nicht gerechnet. Und nachdem er gegen halb zehn noch weit hinten in der Reihe steht, zweifelt er, ob er es an diesem Vormittag schafft, alle Fuhren abzugeben.

Heinz Köglowitz dagegen ist klar, dass er warten muss. Der Gottmannsh­ofener hat Kartons im Kofferraum, der Platz daheim wird knapp. Und dem 70-Jährigen geht durch den Kopf: „Wir Rentner wissen ja nicht, wie lange wir noch rausdürfen. Da schaue ich, dass ich in der Wohnung alles in Ordnung bringe.“Der nächste Wartende meint, momentan sei die Situation einfach schwierig, jeder müsse damit klarkommen. Viel Abfall hat er nicht dabei, doch er braucht Gelbe Säcke.

Um zehn öffnet auch der Wertinger Grünsammel­platz am Eisenbach. Dort wartet zehn Minuten danach noch Sebastian Schmid. Vor drei oder vier Wochen habe der

Sturm einen Baum im Garten seiner Eltern umgeworfen, den er kleingemac­ht hat. „Der musste jetzt weg, sonst kann das Gras nicht richtig wachsen.“Sobald er abgeladen hat, kann der Wertinger die nächste Fuhre aus seinem eigenen Garten holen. Franz Endres ist derweil fertig. Er hatte nur fünf Fahrzeuge vor sich, als er kam. Vier davon durften bei der Öffnung gleich rein. Und drinnen, da wusste Endres als Stammkunde sofort, wo er beispielsw­eise seinen Rosen- und Buchsschni­tt abladen muss. In blaue Säcke hat er seine Gartenabfä­lle daheim gepackt und nach und nach auf den Hänger geladen. „Ich wusste ja, irgendwann machen sie wieder auf.

Und wenn ich fahre, dann muss sich das auch rentieren.“

Den Einlass regelte Andre Luhn. Normalerwe­ise ist er für den Grünsammel­platz in Frauenstet­ten zuständig, doch aufgrund der Ausnahmesi­tuation hilft der Buttenwies­ener in Wertingen aus. Sein Kollege Josef Dirr schaut derweil, dass die Gartenfreu­nde alles auf den richtigen Haufen laden, und kassiert ab. Ein Tisch hilft, den Abstand zu wahren. Notgedrung­en halten alle die Vorgaben ein: „Man will ja weder sich noch die anderen anstecken“, betont der Rieblinger.

Eine lange Fahrzeugsc­hlange steht gegen elf auch zwischen Gundelfing­en und Lauingen vor dem

Recyclingh­of, auf dem auch der Grünsammel­platz zu finden ist. Mehrere Autos kommen derweil von Echenbrunn hergefahre­n, die stehen auf der Abbiegespu­r. Doch sie merken schnell, dass sie keine Chance haben, sich in die lange Schlange einzureihe­n, die sich von Lauingen her gebildet hat. So fahren sie geradeaus weiter. Manche drehen um, stellen sich ans Ende der Schlange, andere fahren davon.

Enbiya Giral aus Lauingen hat seinen Anhänger schon vor der Corona-Pandemie aufgeladen, erzählt er, aber jetzt brauche er den leeren Hänger. Deshalb sei ihm klar: „Lieber warte ich, als dass sie gar nicht aufhaben.“Die Gartenabfä­lle müssen weg, erklärt ein weiterer Lauinger, der schon zum zweiten Mal da ist. Kurz nach acht stehen schon rund zehn Fahrzeuge vor ihm.

Fünf Mitarbeite­r sorgen im Recyclingh­of dafür, dass alles passt. Mit Walkie-Talkie sind sie verbunden, damit sie sich absprechen können, auch, um zu wissen, wann wieder ein Fahrzeug reinfahren darf. Ein Mitarbeite­r berichtet, dass die Fahrzeugsc­hlange schon um halb neun so weit reichte, wie er sehen konnte. In dem Moment will ein Mann hinein in den Hof, er brauche nur Gelbe Säcke. „Halt“, sagt der Mitarbeite­r, „ich hole sie für Sie.“Die Regeln müssen eingehalte­n werden. Keiner darf außer der Reihe rein.

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Fotos: Brigitte Bunk Einen Ansturm gab es am Samstag auch auf den Recyclingh­of zwischen Gundelfing­en und Lauingen, der nach der Schließung während der Corona-Krise wieder im Notbetrieb geöffnet hatte.
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Erst wenn ein Auto rausfuhr aus dem Grünsammel­platz in Wertingen, durfte das nächste wieder rein. Da passte Andre Luhn am vergangene­n Samstagvor­mittag genau auf.
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Einzeln ließ auch der Mitarbeite­r des Recyclingh­ofs in Wertingen die Fahrzeuge aufs Gelände.

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