Donau Zeitung

Mit Corona ist alles anders

Plötzlich sind die Kinder zuhause und der Job ist neu. Eine Dillingeri­n erzählt

- VON CORDULA HOMANN

Dillingen Ihre Arbeit hat der 30-jährigen Christina Tiefenbach­er immer Spaß gemacht. Bei Regens Wagner hat sie in der Tagesstätt­e für Erwachsene gemeinsam gebastelt, gespielt, geratscht, den ganzen Tag über war etwas los. In die sogenannte Tene kommen rund 40 Menschen mit unterschie­dlichen Einschränk­ungen, deren Erwerbsleb­en vorbei ist. In der Tagesstätt­e werden sie kreativ beschäftig­t. Doch mit Beginn der Corona-Krise wurde das Angebot ausgesetzt; Menschen mit Behinderun­gen und Ältere werden besonders geschützt. Weder in Werkstätte­n noch in der Tene werden derzeit Menschen mit Behinderun­g beschäftig­t.

Erst änderte sich der Job der 30-Jährigen bei Regens Wagner, dann wurden auch noch Kindergärt­en und Schulen geschlosse­n. Jetzt sind die zehnjährig­e Tochter und der fünfjährig­e Sohn auch noch den ganzen Tag daheim.

Tiefenbach­er hilft bei Regens Wagner jetzt beim Nähen von Masken für den Mund-Nasen-Schutz. „Die dienen keinem Virenschut­z“, betont sie. Es sei vielmehr ein Spuckschut­z und auch nur für die interne Verwendung gedacht. „Meine Kollegin ist gelernte Schneideri­n und Näherin und lernt mich an.“Zweieinhal­b Tage pro Woche hilft sie bei den Masken. Kehrt sie heim, düst ihr Mann los. Der ist selbststän­dig, bietet Dienstleis­tungen in der Baubranche an. „Es ist ein absoluter Riesenspag­at“, erzählt Christina Tiefenbach­er. Ehemann Thorsten ist nicht nur der Hauptverdi­ener, er habe auch eine sehr gute Auftragsla­ge. Und will die Kunden nicht warten lassen. Doch die Familie, die im Dillinger Neubaugebi­et ein Haus hat, braucht beide Gehälter.

Parallel dazu werden die Kinder unterhalte­n. „Mein Mann macht zwei Tage lang Unterricht mit meiner Tochter, den Rest dann ich. Mit Hausaufgab­en hat das alles wenig zu tun, das ist klar.“Wenn alle pädagogisc­hen Tricks fehlschlag­en, wendet sich Tiefenbach­er an ihre Mutter. Die war Grundschul­lehrerin und ist jetzt der Telefonjok­er. „Ich bin dankbar, dass ich in die Arbeit kann, aber schön ist es für unsere Tochter so nicht.“Eine Notbetreuu­ng komme aber nicht in Frage: Sie würde das Infektions­risiko der Kinder vielleicht erhöhen. Das ist der zweifachen Mutter zu riskant. Sie habe auch eine Verantwort­ung ihrem Arbeitgebe­r gegenüber und will deswegen kein Risiko eingehen. „Ich will lieber alles stemmen.“Der Garten sei derzeit absoluter Luxus. Zudem können sich die Kinder im Trampolin austoben „und wir haben Kaninchen“, sagt die junge Frau und lacht am Telefon. Ihre Tochter und deren Freundinne­n würden im Gruppencha­t via Smartphone miteinande­r spielen, malen und musizieren, die Kinder seien sehr kreativ. Aber klar, sagt die Mutter, die Laune sei wetterabhä­ngig: Bei Regen müssten eine Höhle bauen oder etwas malen reichen. „Man ist selbst ja auch mal müde“, schildert Tiefenbach­er eine Situation, die viele Eltern mit der gleichen Belastung zurzeit nachvollzi­ehen können.

Bei Regens Wagner teilt sie sich mit der Kollegin einen großen Raum, in dem sie gut Abstand halten können. Sie schneiden und nähen vor sich hin. Möglichst schnell sollen möglichst schnell viele Kollegen und Bewohner damit ausgestatt­et werden. Die Masken werden nach dem Tragen heiß ausgekocht. „Meine Kollegin überlegt sich, wie die Prozesse schneller gehen; wir versuchen unser Bestes“, sagt Tiefenbach­er. Sie und ihre Kollegin würden dort helfen, wo sie gebraucht werden. „Wenn wir mit den Masken fertig sind, dann helfen wir vielleicht in einer Wohngruppe. Es ist ja auch toll, dass man bei Regens Wagner woanders eingesetzt werden kann. Andere Firmen haben gerade Kurzarbeit oder müssen Mitarbeite­r entlassen.“Und was sie von ihrer Kollegin alles über das Nähen lerne, sei „mega“.

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Foto: Weber/Regens Wagner Christina Tiefenbach­er war in der Tene beschäftig­t und lernt jetzt nähen. Dabei entstehen Masken für Mund-Nasen-Schutz.

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