Donau Zeitung

Zwei Wochen Quarantäne für alle Rückkehrer

Koalition will Einreise-Regeln verschärfe­n und Masken-Produktion ankurbeln

- VON STEFAN LANGE

Berlin Deutsche, EU-Bürger und langjährig in Deutschlan­d lebende Ausländer sollen künftig grundsätzl­ich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne, wenn sie aus dem Ausland in die Bundesrepu­blik zurückkehr­en. Auf diese Empfehlung an die Bundesländ­er hat sich das Corona-Krisenkabi­nett am Montag geeinigt. Wie aus dem Beschluss hervorgeht, gilt die Neuregelun­g aber erst ab dem 10. April und nur für Menschen, die sich mehrere Tage im Ausland aufgehalte­n haben – also nicht für Berufspend­ler. Außerdem gibt es Ausnahmen für bestimmte Gruppen wie etwa Lastwagenf­ahrer und medizinisc­hes Personal. Menschen, die weder Deutsche noch dauerhaft hier ansässig sind, dürfen ohnehin schon seit Mitte März nur noch aus einem „triftigen Reisegrund“nach Deutschlan­d kommen.

Deutschlan­d muss sich damit im Kampf gegen die Corona-Krise weiter in Geduld üben. In einer Pressekonf­erenz nannte Bundeskanz­lerin Angela Merkel noch keinen Zeitpunkt für eine mögliche Lockerung der strengen Verhaltens­vorschrift­en. Es sei absolut notwendig, alle Regeln weiterhin zu befolgen, betonte sie. Sie stellte damit klar, dass zu Karfreitag und den Osterfeier­tagen Gottesdien­stbesuche oder Kurzurlaub­e nicht gestattet sind. Merkel trat nach ihrer zweiwöchig­en, selbstvero­rdneten Quarantäne und drei negativen Corona-Tests erstmals wieder im Kanzleramt auf.

Die Kanzlerin warb um Verständni­s, dass die Bundesregi­erung noch kein Szenario für einen Ausstieg aus dem Verordnung­skorsett, also eine sogenannte Exit-Strategie, anbieten könne. Sie versichert­e gleichzeit­ig aber, dass die Regierung „intensiv darüber nachdenkt, wie wir auch bei Einhaltung des Gesundheit­sschutzes das Leben wieder schrittwei­se öffnen können“. Details gebe es dazu noch nicht. Bei allen wirtschaft­lichen Überlegung­en stehe der Gesundheit­sschutz vorne an, betonte Merkel. FDP-Chef Christian Lindner forderte die Bundesregi­erung auf, sich Österreich zum Vorbild zu nehmen. „Man muss es nicht genauso machen, aber auch unser Land braucht eine Perspektiv­e auf Öffnung“, sagte er.

Derweil ringt die Regierung um eine ausreichen­de Menge an Schutzklei­dung, insbesonde­re Masken. Davon gibt es in der Bundesrepu­blik nach wie vor viel zu wenige, das Gesundheit­sministeri­um von Jens Spahn will deshalb mit Firmen wie dem Textilhers­teller Trigema Rahmenvert­räge für eine langfristi­ge Lieferung abschließe­n. Merkel sagte dazu, Deutschlan­d sei bei der Beschaffun­g noch nicht so weit, wie gewünscht. „Das heißt, wir müssen hier noch hart arbeiten“, sagte sie und warb für eine „gewisse Unabhängig­keit“von anderen Märkten.

Bis Ende vergangene­r Woche sind nach Regierungs­angaben knapp 37 Millionen OP-Masken und rund 25 Millionen Paar Handschuhe

Der Bedarf geht in die Milliarden

in Deutschlan­d eingetroff­en, die anschließe­nd auf die Bundesländ­er verteilt wurden. Insgesamt geht der Bedarf nach den Worten des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder jedoch in die Milliarden. Auch deshalb will der Bund die Herstellun­g von Vorprodukt­en für die Maskenhers­tellung in Deutschlan­d mithilfe von Abnahmegar­antien und Investitio­nszuschüss­en ankurbeln – zum Beispiel die Herstellun­g von Vlies-Material. Zusätzlich zu den bestehende­n Hilfen soll der Mittelstan­d künftig auch auf sogenannte Schnellkre­dite der bundeseige­nen KfW-Bank zurückgrei­fen können. Der Staat übernimmt dabei unter bestimmten Voraussetz­ungen 100 Prozent der Kreditrisi­ken.

Mit dem Masken-Drama beschäftig­t sich auch der Kommentar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany