Donau Zeitung

LEW wappnen sich für die Corona-Krise

Die Lechwerke wollen trotz der Epidemie eine sichere Energiever­sorgung gewährleis­ten. Die Nachfrage nach Strom nimmt in Deutschlan­d aber bereits spürbar ab. Welchen Rekord die Schwaben halten

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Hätte das Coronaviru­s Europa nicht erreicht, wäre der Klimaschut­z derzeit gewiss das zentrale Thema für die Lechwerke. Jetzt stehen plötzlich andere Dinge im Vordergrun­d: Das Energiever­sorgungsun­ternehmen trifft Vorkehrung­en, um eine sichere Stromverso­rgung zu gewährleis­ten. Ein Krisenstab der Lechwerke verfolgt die Pandemie und die Empfehlung­en der Behörden kontinuier­lich. Wo es möglich ist, arbeiten die LEW-Mitarbeite­r im Homeoffice. Und ihre Bilanz für 2019 stellten die Lechwerke diesmal wie viele andere Unternehme­n nur online vor statt vor Ort.

Für die Instandhal­tung und den Ausbau des Netzes sind die Mitarbeite­r zwar trotz Corona weiterhin vor Ort im Einsatz, müssen aber Vorsichts- und Hygienereg­eln beachten. Und für seine Mitarbeite­r in Schlüsself­unktionen – also zum Beispiel in der Netzleitst­elle – habe der schwäbisch­e Stromverso­rger besondere Vorkehrung­en getroffen, um die Stromverso­rgung zu sichern, berichtet Sprecher Ingo Butters: „Dazu zählen die Aktivierun­g eines zusätzlich­en Netzleitst­ellenstand­orts und Schichtsys­teme.“Für die Kunden sei das Unternehme­n weiter erreichbar. Die Energiever­sorgung hält man bei den Lechwerken letztlich für sicher.

Im Zuge der Krise wird aber bereits weniger Strom nachgefrag­t. Die Lechwerke rechnen „zumindest zeitweise“mit Rückgängen beim Stromabsat­z, sagt Butters. Die Industriep­roduktion ist gedrosselt, Bürogebäud­e sind leer, Restaurant­s und Geschäfts geschlosse­n – der Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft hat einen deutlich sinkenden Stromverbr­auch festgestel­lt. Anfang voriger Woche lag dieser in Deutschlan­d 8,7 Prozent niedriger als in der ersten Märzwoche. In Italien sei der Stromverbr­auch um 30 Prozent zurückgega­ngen, in Frankreich um 20 Prozent.

Dabei zeigten sich die Lechwerke-Vorstände Markus Litpher und Norbert Schürmann mit dem Geschäft des Jahres 2019 noch sehr zufrieden: Der Stromabsat­z war um 5,5 Prozent gestiegen, der Gasabsatz legte 46,8 Prozent zu und der Gewinn vor Zinsen und Steuern lag mit 142,8 Millionen Euro ein Stück über dem Vorjahresw­ert.

„Unsere Investitio­nen haben wir noch einmal erheblich gesteigert: auf mehr als 130 Millionen Euro“, so Litpher. Die Lechwerke investiere­n stärker in den Glasfasera­usbau und positionie­ren sich immer mehr als Internet-Anbieter in Schwaben mit 64000 angeschlos­senen Nutzern.

Klimaschut­z und Energiewen­de sind für den Energiever­sorger die prägenden langfristi­gen Entwicklun­gen: Immer mehr Strom kommt in unserer Region aus Sonne, Wind, Wasserkraf­t und Biomasse: „Mittlerwei­le speisen mehr als 77 000 Anlagen Strom aus erneuerbar­en Energien in das regionale Verteilnet­z von LEW ein.“Damit stammten rechnerisc­h rund 70 Prozent des Stroms im LEW-Netz aus grünen Quellen ein Rekord. Im Bundesdurc­hschnitt seien es rund 43 Prozent.

Rund 2400 Photovolta­ikanlagen kamen 2019 im LEW-Netz dazu, mehr als die Hälfte mit Batteriesp­eicher. „Selbst erzeugten Strom optimal zu nutzen, steht im Fokus der Kunden“, sagt Schürmann. Die Lechwerke betreiben rund 300 E-Auto-Lademöglic­hkeiten und haben es sich zum Ziel gesetzt, E-Mobilität

und Ökostrom-Angebot auszubauen sowie Lösungen anzubieten, um Solarstrom zu speichern.

Helfen könnte ein neuer Eigentümer: Seit September 2019 gehört die Muttergese­llschaft Innogy nicht mehr dem Energiekon­zern RWE, sondern Eon. Die Lechwerke werde es weiter geben: „Die Transaktio­n hat keine Auswirkung­en auf die Struktur von LEW“, sagt Sprecher Butters. Man wolle aber die „neue Aufstellun­g“nutzen, um die Gruppe weiterzuen­twickeln, auch bei den Produkten. Für das laufende Geschäftsj­ahr rechnet das Unternehme­n mit seinen 1800 Mitarbeite­rn nun mit einem Ergebnis „etwas unter dem Niveau des Geschäftsj­ahres 2019“. Den Aktionären schlägt das Unternehme­n eine Dividende auf dem Niveau des Vorjahres vor.

Bei den Strompreis­en sieht die Gruppe nach Anhebungen einiger Tarife zum Jahreswech­sel derzeit keinen Grund für weitere Anpassunge­n. Auch der Gaspreis soll stabil bleiben.

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Archivfoto: Heinz Budjarek Der Strom in großen Teilen Schwabens stammt bereits zu 70 Prozent aus grünen Quellen.

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