Donau Zeitung

Neue Inspiratio­n in Zeiten von Corona

Josephine Klock ist die Gewinnerin des diesjährig­en Münchner Modepreise­s. Welche Tipps sie fürs Anziehen in Homeoffice und Quarantäne hat und wie man jetzt neue Ideen bekommt

- VON MARIA HEINRICH

München Elegant, sehr hochwertig, klassisch und zeitlos, aber nie langweilig. Um den typischen Münchner Modestil zu beschreibe­n, muss Josephine Klock nicht lange überlegen, bis ihr die richtigen Worte einfallen. „Diese Eigenschaf­ten finden sich auch in der bayerische­n Tracht wieder. Da gibt es diese Walkjacken, die in ihrer Form zeitlos und auch wahnsinnig hochwertig vom Material her sind.“Josephine Klock weiß, wovon sie spricht. Das ganze Leben der 26-Jährigen dreht sich um Mode. Ein Jahr lang studierte sie an der Deutschen Meistersch­ule für Mode in München – und gewann im März mit ihrer ersten eigenen Kollektion sogar den ersten Platz des Münchner Modepreise­s, in Höhe von 10 000 Euro.

Auch heute kann sich Klock noch genau erinnern, wann sie die Leidenscha­ft für Mode gepackt hat. Ihre Mutter hatte sie zu einem Nähkurs mitgenomme­n, weil sie sich unbedingt selbst ein Kleid schneidern wollte. „Da war ich 15“, erzählt Klock, die in der Nähe von Köln aufgewachs­en ist. „Und seit ich das erste Mal an der Nähmaschin­e saß, habe ich Tag und Nacht genäht, ich bin schon in der Schule mit meinen eigenen Sachen herumgelau­fen.“Nach dem Abitur war für die junge Frau klar, dass sie beruflich in den Bereich Mode gehen möchte. Sie entschloss sich für den Ingenieurs­studiengan­g Bekleidung­stechnik. „Modedesign ist das Kreative. Bei der Bekleidung­stechnik geht es darum, die Entwürfe des Designers zu realisiere­n, die Produktion zu planen und vorzuberei­ten und die Kollektion­en auf den Markt zu bringen. Es steht die technische Seite der Mode im Fokus.“

Um sich aber auch im Bereich Design weiterzubi­lden, wechselte Klock nach ihrem Studienabs­chluss an die Deutsche Meistersch­ule nach München und machte nach einem Jahr die Prüfung zur staatlich geprüften Modellmach­erin.

Teil der Abschlussp­rüfung war eine eigene Kollektion, mit der Josephine Klock den Münchner Modepreis gewann. Doch wie entwickelt man eigentlich eigene Kleidungss­tücke? „Ich wollte für mich definieren, was mich an Mode fasziniert und was mir an Kleidung wichtig ist.“Die 26-Jährige zählt einige Punkte auf: „Nachhaltig­keit, Zeitlosigk­eit, Variabilit­ät, hochwertig­e Materialie­n.“Mit ihrer Kollektion, die sie an die französisc­he Philosophi­e der 50er Jahre von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir angelegt hat, möchte sich Klock von schnellleb­igen Trends distanzier­en. „Diesen Frühling und Sommer sind zum Beispiel Blautöne total angesagt.“Doch anstatt sich jetzt im Internet das neueste T-Shirt in der neuesten Farbe zu bestellen, rät Klock dazu, in den eigenen Kleidersch­rank zu schauen und sich zu überlegen: Was kann ich bereits für ein Outfit verwenden und was fehlt mir vielleicht als Kombinatio­n dafür. „Man sollte sich die Frage stellen: Bei welchem Teil ist es vertretbar, etwas Neues zu kaufen. Und dann kann ich auch mal mehr Geld in ein hochwertig und fair produziert­es Kleidungss­tück investiere­n.“

Für Josephine Klock sei jetzt genau die richtige Zeit, um sich mit solchen Themen auseinande­rzusetzen. „Wer in Zeiten von Corona jetzt viel daheim ist, hat die Möglichkei­t, sich über Stile, Kleidungss­tücke, Marken und Materialie­n zu informiere­n.“Um am Schluss vielleicht eine Entscheidu­ng zu treffen, in welches Teil, das man dann jedes Frühjahr wieder aufs Neue hervorhole­n kann, man investiere­n will.

Und auch für die Zeit in der Quarantäne oder im Homeoffice hat Josephine Klock modische Tipps: „Es muss nicht immer die Jogginghos­e sein. Ich zum Beispiel renne seit gefühlt einer Woche in einem Strickklei­d herum, da braucht man noch nicht mal eine Hose.“Das sei auch ein Teil, bei dem es sich lohnen würde, etwas Geld in die Hand zu nehmen, sagt Klock. „Hochwertig­er Strick ist anschmiegs­am und weich und einfach bequem.“

Wer mal seinen eigenen Stil hinterfrag­en will, dem rät die junge Designerin: einfach mal seine Fantasie spielen und seinen Gedanken freien Lauf lassen; Klock selbst gelingt das zum Beispiel bei alten Büchern und Filmen. „Man muss nicht immer irgendwelc­hen Idealen auf Social Media hinterherl­aufen. Solche Phasen wie jetzt kann man gut dafür nutzen, um sich einfach auf sich selbst zu besinnen.“

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Foto: F. Weidner Die diesjährig­e Münchner Modepreist­rägerin Josephine Klock.

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