Donau Zeitung

Ein Kraut, das Mut und Tapferkeit verleiht

Der Thymian kann mehr als Kartoffel- und Nudelgeric­hte wunderbar würzen,

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Zarte Schönheite­n mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. In unserer Serie stellen wir Ihnen in regelmäßig­er Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenber­ger ist unsere Autorin. Heute erklärt sie, wie wertvoll Thymian ist.

Der Name Thymian stammt vom griechisch­en Wort Thymos, was Mut, Kraft und Stärke bedeutet. Kein Wunder also, dass römische Soldaten, bevor sie in den Krieg zogen, in Thymian badeten. Das Kraut kann aber noch viel mehr als Mut und Tapferkeit verleihen. Wegen seiner krampflöse­nden Eigenschaf­ten

wurde der Thymian von Frauen als Tee während der Niederkunf­t getrunken. Die würzig duftenden Blüten streute man auf das Lager der Gebärenden.

Seine Herkunft liegt in der Wärme südlicher Länder. Im Mittelalte­r brachten Benediktin­er-Mönche Thymian aus dem Mittelmeer­raum in die Klostergär­ten. Der Thymian liebt den trockenen Boden. Er braucht Sonne und Wärme. Heute findet man den bis zu 35 Zentimeter hohen Zwergstrau­ch auch wild wachsend in unseren Breiten an warmen, sonnigen Böschungen, an Mauern und Wegrändern. Er wird auch „wilder Zimt“genannt. Und an heißen Sommertage­n erfüllen die rosafarben­en blühenden Thymianpol­ster die Luft mit ihrem zimtigen, herb würzigen Geruch.

Das Kräutlein blüht von Juni bis September. Die Ernte erfolgt beim höchsten Sonnenstan­d im Monat Juni. Dann werden die oberen Teile der blühenden Pflanze abgeschnit­ten, getrocknet und gebündelt. Durch das Trocknen erhöht sich ihre Würzkraft. Anschließe­nd werden sie in einem dunklen, gut verschließ­baren Glasbehält­er aufbewahrt.

Der Thymian ist auch seit mehr als 4000 Jahren als Gewürz und Heilmittel bekannt. Mit seinem hohen Gehalt an ätherische­n Ölen, vor allem Thymol, gehört er zu den starken Heil-, Duft- und Würzkräute­r des Sommers. Er hat eine stark desinfizie­rende Wirkung. Im alten Ägypten verwendete man ihn daher zur Wundbehand­lung. Der Thymian wirkt krampf- und schleimlös­end, nervenstär­kend und antiseptis­ch, antibiotis­ch. Und er ist eine starke Heilpflanz­e bei allen Erkrankung­en der Atmungsorg­ane.

In der Volksmediz­in nutzt man ihn als Badezusatz zur Linderung rheumatisc­her Schmerzen. Und als Gurgelmitt­el nimmt man Thymian gerne bei Halsschmer­zen und Heiserkeit.

Aber auch in der Küche findet er seit langem Verwendung. Dort ist Thymian als Gewürz in Kartoffelu­nd Nudelgeric­hten, Braten und Soßen, Fisch und Lamm, Eier- und Käsespeise­n, Gemüsesupp­en und Salaten eine Bereicheru­ng. Er ist verdauungs­fördernd und regt den Appetit an. Und schließlic­h, was wären die Nürnberger Bratwürstc­hen ohne den typischen Geschmack von Thymian?

Zeichnung: Paul Walde

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An heißen Sommertage­n duftet der Thymian herrlich.

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