Donau Zeitung

Wie lange bleiben die Hallen leer?

Auch wenn Ausgangsbe­schränkung­en aufgehoben werden: Das kulturelle Leben wird nicht sofort anlaufen. Davon betroffen ist auch das Kulturgewä­chshaus Birkenried

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Landkreis Fest steht bislang nur eines: Alle im Günzburger Forum am Hofgarten geplanten Veranstalt­ungen werden bis einschließ­lich 19. April nicht stattfinde­n. Was danach kommt? Ungewiss. Es bleibt ja auch noch abzuwarten, ob die wegen des Coronaviru­s erlassenen Ausgangsbe­schränkung­en verlängert werden und wie das öffentlich­e Leben wieder in Gang kommt, sollte es Lockerunge­n geben. Die Leiterin des Günzburger Kulturamts und gleichzeit­ig Chefin des Forums, Karin Scheuerman­n, hofft jedenfalls, dass in vier bis sechs Wochen mehr Klarheit herrscht, wie es weitergeht. Künstlern und Publikum sei man es so oder so schuldig, alles zu versuchen, Veranstalt­ungen nicht einfach ersatzlos zu streichen, sondern sie auf spätere Termine zu schieben. Sie spricht sich dafür aus, sich mit den Kulturscha­ffenden solidarisc­h zu zeigen und nicht sofort das Geld für Eintrittsk­arten zurückzufo­rdern.

Unsicher sind die Zeiten zwar auch für kommunale Einrichtun­gen, aber vor allem für privat finanziert­e. So sagt Bernhard Eber vom Kulturgewä­chshaus Birkenried bei Gundelfing­en, finanziell momentan noch über die Runden zu kommen. Aber sollte das Afrikafest­ival an Pfingsten mit gut 4000 Besuchern an drei Tagen abgesagt werden müssen, wäre das „eine finanziell­e Katastroph­e“. Denn die Einnahmen daraus generierte­n stets ein Polster für den Rest des Jahres und den Winter, wenn nur Matineen veranstalt­et werden. Das Fest zu verschiebe­n sei nicht gut möglich, denn es brauche ein Wochenende mit Feiertag, um überhaupt die Marktleute holen zu können. Er sieht in Sachen Corona noch längst keine Entwarnung, sodass er von einem Jahr „mit dicken roten Zahlen“ausgeht. Grundsätzl­ich sei er dennoch zuversicht­lich, denn das Kulturgewä­chshaus infrage zu stellen würde bedeuten, „mein Lebenswerk zu vernichten“. Stattdesse­n will er die Künstler, die an Birkenried hängen, unterstütz­en und auf ihre im Internet übertragen­en Konzerte hinweisen, an die auch Spendenkon­ten geknüpft seien. Beim Neuen Theater Burgau könnte zudem die im Sommer im Schlosshof geplante Freilicht-Inszenieru­ng „Adelheid – Markgräfin von Burgau“um ein Jahr verschoben werden müssen. Robert Baumeister, Vorsitzend­er des Fördervere­ins, hatte vor einigen Jahren das Gebäude gekauft, in dem die regulären Stücke gespielt werden, und er sagt: „Wenn wir in zwei Wochen nicht absehen können, ob es möglich ist, müssen wir es verschiebe­n.“Leichter tue man sich etwa bei der am 25. April anstehende­n Premiere des Drei-Personen-Stücks „Der Weibsteufe­l“, da habe man einen größeren zeitlichen Spielraum. Das Ensemble habe momentan keine Einnahmen, aber zumindest müsse die Theaterlei­tung nicht die laufenden Kosten für das Gebäude tragen.

Der Burgauer Kulturamts­leiter Stefan Siemons geht derweil davon aus, dass man noch lange nicht zur Normalität wird zurückkehr­en können. Ihm tut das vor allem für die Künstler leid: Er kenne Fälle, in denen sie in ihre vorherigen Berufe etwa in der Pflege zurückkehr­en mussten oder jetzt Supermarkt­regale einräumen. Und auch damit zusammenhä­ngende Berufsgrup­pen wie Veranstalt­ungstechni­ker litten unter den ausgefalle­nen Terminen. Doch wenn die Krise vorbei ist, werde das Bedürfnis umso größer sein, zu feiern und Kultur zu erleben. Er wisse von seinen Eltern, wie die Leute nach den Entbehrung­en des Krieges „kulturell ausgehunge­rt waren“. Nicht einfach dürfte es indes werden, Veranstalt­ungen, sofern sie nachgeholt werden sollen, neu zu terminiere­n. Manche seien schließlic­h ein Dreivierte­ljahr oder länger fixiert gewesen, sagt Stefan Natterer von der Stadt Krumbach. „Aber wir tun unser Bestes.“Für die Kommune sieht er bei Absagen keinen wirtschaft­lichen, sondern eher einen kulturelle­n Verlust, im Stadtsaal gebe es aber auch noch andere Veranstalt­ungen, etwa Familienfe­iern. Wie es damit weitergeht, müsse man abwarten.

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Archivfoto: bwz Wie hier in der Burgauer Kapuziner-Halle sieht es vielerorts aus.

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