Kleiner Hoffnungsschimmer für Gastronomen
Während ihre Gaststätten geschlossen sind, nutzen viele Betreiber die Möglichkeit, Speisen zu liefern oder abholen zu lassen – auch im Landkreis Dillingen. Doch mehr als Schadensbegrenzung ist dies in der Regel nicht
Gaststätten sind geschlossen, also liefern Betreiber ihr Essen aus. Mehr als Schadensbegrenzung ist dies meist nicht.
Landkreis Die Gastronomie ist eine der Branchen, die am meisten unter der Corona-Krise leiden. Doch für Lokalinhaber gibt es zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer. Von Schadensbegrenzung und Solidarität spricht Josef Stark, Vorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis Dillingen und Wirt im Landgasthof Stark in Wertingen-Gottmannshofen. Mit dieser Aussage verweist er auf das Angebot zahlreicher gastronomischer Betriebe im Landkreis Dillingen, die den Service „Speisen to go“oder „Speisen zum Abholen“anbieten. Für die Gastronomiebetriebe bedeute diese Angebotsschiene eine Art Schadensbegrenzung in der gegenwärtigen Krise, so Stark, die auch vielfach aus Solidarität seitens der Stammgäste regelmäßig genutzt werde. So kocht Stark täglich für seine Kunden, wobei die Bestellungen bis 15 Uhr bei ihm eingegangen sein müssen und zwischen 17 und 20 Uhr abgeholt werden können. Die Speisekarte für die Bestellungen während der Woche kann ebenso wie die Sonntagskarte auf der Website des Landgasthofs eingesehen werden. Auch Elmar Schneider vom Restaurant Storchennest in Fristingen bietet von Mittwoch bis Sonntag Gerichte zur Abholung auf seiner Website an. Bereits kurz nach der angeordneten Ausgangssperre mit Schließung der gastronomischen Betriebe habe er damit angefangen, dieses Angebot für seine Gäste einzurichten, was sich bisher doch recht gut bewährt habe. Dabei müsse auch erwähnt werden, dass die angebotenen Speisen für einen relativ günstigen Abholpreis angeboten werden könnten. Denn neben den Einsparungen im Service und Ambiente des Restaurants
könne dieser Preis nach den Worten des Restaurantbetreibers auch deshalb angeboten werden, da die Preise bei Abholung der Speisen nur mit sieben Prozent Mehrwertsteuer berechnet werden.
Ebenso wie das Storchennest in Fristingen öffnet auch der Landgasthof Krone in Bissingen von Mittwoch bis Sonntag ein Fenster für seine Kunden zur Abholung der Speisen, die auf einer „To-go-Speisekarte“auf der Website des Wirtshauses angeboten werden.
Abholangebote wie diese können für die Gastronomiebetriebe im Landkreis nur als ein Serviceangebot für die Kunden angesehen werden und nur als kleine Einnahmequelle dienen, sagt Josef Stark, dennoch könnten gerade solche Aktionen in einer großen gesellschaftlichen Krise, wie sie zurzeit herrscht, für aktive Gastronomen werbewirksamer sein als viele andere Maßnahmen. Diese Ansicht vertritt auch Elmar Schneider vom Storchennest, für den die Mundpropaganda eine wichtige Bedeutung im Gastrogewerbe darstellt. Davon ist auch Philipp Pippert vom Kannenkeller in Lauingen überzeugt, der am Wochenende vor Ostern einen SpeisenAbholservice organisiert hat. „Da dieser Wochenendservice bei uns bisher sehr gut angenommen wurde, werden wir dies auch weiter fortsetzen, bis die Normalität wieder in unserem Geschäft Einzug gehalten hat“, so der Gastronom. Dem Abholservice angeschlossen hat sich auch an den Tagen Freitag und Samstag Alexander Schubert mit der Schmankerlstube in Wertingen. Bereits mit Beginn der staatlichen Einschränkungen für das Gastrogewerbe habe er nicht einfach abgesperrt, weiter gekocht und die Speisen zur Abholung angeboten, was auch durch die gute Nachfrage honoriert worden sei und immer noch honoriert werde. „Wir werden auf jeden Fall weitermachen“sagt Schubert mit dem Hinweis, dass die Abholspeisekarte samt Bestellprozedere per Website oder Facebook eingesehen werden kann.
Weniger betroffen von der Corona-Krise scheint nach Aussage des Betreibers vom Pizza-Express in Dillingen der Pizza-Homeservice. „Wir können zu unserer Zufriedenheit weder eine Steigerung noch Minderung der Auslieferungen oder Abholungen unseres Speisenangebots seit Beginn der staatlichen Einschränkungen bemerken“, heißt es. Eine Steigerung bei der Abholung von Pizza, Pasta und Salaten erfährt zurzeit das Ristorante Pizzeria San Paolo in Dillingen. Auch wenn das italienische Restaurant ebenso wie alle anderen gastronomischen Betriebe im Landkreis geschlossen bleiben muss, will die Stammkundschaft nicht auf ihre italienischen
Speisen verzichten. „Obwohl wir auch zu normalen Zeiten die Mitnahme unserer Speisen anbieten, erfahren wir jetzt auch in Zeiten der Coronakrise rege Nachfrage“, berichtet der Betreiber, wobei auch er darauf hofft, bald wieder sein Lokal öffnen zu können. Denn diese Abholangebote würden bei Weitem nicht ausreichen, um den Betrieb über längere Zeit am Leben zu erhalten. Auch das Schlössle in Finningen und die Goldbergalm in Lutzingen bieten, wie noch zahlreiche andere Gasthöfe und Restaurants, diesen Abholservice im Landkreis Dillingen. Entweder ab Mitte der Woche oder nur zum Wochenende, wie auf den Websites der Gastrobetriebe nachzulesen ist.
Dieser Service ist als eine Art Überlebensstrategie für die Gastronomiebetriebe anzusehen, betont Josef Stark vom Gaststättenverband. Davon könne jedoch sicherlich der eine oder andere nicht so weit profitieren, um bei noch weiter andauernder staatlicher Einschränkung die Tür für die Gäste übersondern haupt noch mal öffnen zu können, warnt Stark, der einen Wunsch für die Zeit nach der Krise hat. Nach seinen Angaben wäre es eine große Hilfe seitens des Gesetzgebers, die sieben Prozent Mehrwertsteuer, die für die Abholspeisen berechnet werden, in Zukunft auch als Umsatzsteuer für das Betreiben von gastronomischen Betrieben festzulegen.
Der Abholpreis ist oft günstiger