Grau ist alle Theorie
Zu „Mäßige Noten für Online-Unterricht“(Bayern) vom 14. April:
Die Kritiker mögen bitte Folgendes bedenken: Videokonferenzen (nicht zu verwechseln mit Chatten am Handy) gelingen nur, wenn in allen Elternhaushalten die entsprechende Computerausstattung vorhanden ist, am besten mehrfach (angesichts der zeitgleichen Homeoffice-Arbeit vieler Eltern). Den Vorteil des Lernens zu Hause, die eigenständige Zeiteinteilung, würde die Imitation von Präsenzunterricht wieder zunichtemachen. Ich habe Videokonferenzen miterlebt: Es geht kaum etwas voran, unter anderem weil sich die Teilnehmer nicht geordnet zu Wort melden können. Ein (schwer zu leistendes) Anpassen der Aufgaben an die „häusliche Situation“würde die Bildungsungerechtigkeit nur verstärken. Verantwortungsvolle Lehrkräfte versenden nach der vorgesehenen Bearbeitungszeit der Schüler Musterlösungen mit Erläuterungen. Aufgabenstellungen mit individuellen Lösungen (z. B. Aufsatz) sind wohl zunächst verständlicherweise auf die Zeit nach der Schulschließung vertagt worden. Falls solche Aufgaben unaufschiebbar waren, fand eine individuelle Korrektur samt Rücksendung statt – oft notgedrungen auf der Basis abfotografierter Heftseiten, also Rot auf Dunkel- und Mittelgrau… Grau ist alle Theorie, liebe Kritiker! Andreas Steinborn, Augsburg