Virtuell statt persönlich
So feierte Dillingens Ehrenbürger Gottfried Fellner seinen 75. Geburtstag
Steingaden-Wies Gottfried Fellner feierte am Mittwoch unter besonderen Umständen seinen 75. Geburtstag. Als Wieskurator der Pilgerstätte „Zum gegeißelten Heiland“, auch Wieskirche genannt, ist er viel Trubel gewohnt. In der Kirche, die sonst von einer Million Pilgern im Jahr besucht wird, ist es aufgrund der Corona-Pandemie „absolut still“.
Seit acht Jahren ist der nun 75-Jährige nicht mehr in Dillingen tätig. An seine Zeit als Stadtpfarrer in der Basilika St. Peter denkt er gerne zurück. „Die Dillinger sind mir sehr ans Herz gewachsen“, sagt Fellner. Vor allem der vertraute Umgang mit den Gemeindemitgliedern fehle ihm. Als Seelsorger in einem Wallfahrtsort kommen dagegen jeden Tag neue Menschen auf ihn zu. Dass die Dillinger ihren Ehrenbürger nicht vergessen haben, beweisen die „vielen, vielen Geburtstagsanrufe“, wie Fellner unserer Redaktion bescheinigt. Statt seinen Geburtstag am Telefon zu verbringen, hatte Wieskurator Fellner eigentlich vor, seinen Heimatort Altmünster im österreichischen Salzkammergut zu besuchen. Wegen der Ausgangsbeschränkungen war dieser Ausflug nicht möglich. Stattdessen feierte er in der Wieskirche einen Gottesdienst. Im Prälatensaal gab es im Anschluss einen kleinen Umtrunk mit dem engsten Mitarbeiterkreis.
Fellner gehe es „ordentlich“. Sein Alltag hat sich durch die Corona-Beschränkungen sehr verändert. Normalerweise hält er Gottesdienste, Betrachtungen und Führungen und ist mit Einkehr- und Besinnungstagen in und außerhalb der Wies beschäftigt. Der Trubel der prächtig ausgestatteten Wieskirche ist mit dem Ausbreiten des Coronavirus der Stille gewichen. Damit die Gläubigen nicht auf die Ostermessen verzichten mussten, wurde diese an den Kar- und Ostertagen im Internet übertragen. Das sei für den Priester eine neue Herausforderung gewesen. Doch Mesner Antoni Riedel habe ihn bei der Umsetzung tatkräftig unterstützt. Die Resonanz der Online-Gottesdienstbesucher sei sehr gut gewesen. Fellner ist virtueller Kontakt lieber, als gar nicht mit seinen Gemeindemitgliedern sprechen zu können. Daher führe er viele Telefonate mit älteren Menschen, um ihnen Trost zu spenden und Mut zu machen. Und diese Gespräche könnten auch mal länger dauern, schmunzelt Fellner, der bereits auf 46 Jahre im Priesteramt zurückblicken kann. Doch auch ein Priester genießt seine Freizeit: Fellner nutzt diese zum persönlichen Gebet und ist oft mit seinem E-Bike „rund um die Wies“unterwegs.
Zu seinem 75. Geburtstag wünscht er sich, dass die Krise zu Ende geht und die Menschen gesund bleiben. Und dass die neu gewonnene Solidarität und Hilfsbereitschaft nicht abbricht, auch wenn sich das Leben wieder normalisiert.