Nördlinger Bahnhofsdach ist „Massenware“
Noch ist nicht klar, wann der Schutz der Fahrgäste vor Regen abgebaut wird. Was stattdessen errichtet wird
Nördlingen Über die Umbaupläne am Bahnhof in Nördlingen ist der Stadtrat im Mai vergangenen Jahres von der DB Station & Service AG in Kenntnis gesetzt worden. Dazu gehört auch der Rückbau des gusseisernen Vordachs direkt am Bahnhofsgebäude. Für einen barrierefreien Zugang zum Bahnhof muss
Der Stadtrat war gegen den Abriss
dort der Bahnsteig erhöht werden, wobei die Stahlkonstruktion im Weg ist und weichen muß. Sie soll durch zwei Wetterschutzhäuschen ersetzt werden.
Der Stadtrat sprach sich damals über alle Fraktionen hinweg gegen die Entfernung der Konstruktion aus, die einen markanten Teil des Bahnhofsensembles darstelle. Man versuchte, die Konstruktion vom Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Im September wurde dieser Antrag abgelehnt, Oberbürgermeister Hermann Faul gab unserer Zeitung die Begründung der Denkmalpfleger
wieder: „Derartige Stahlkonstruktionen sind Regelentwürfe, also praktisch Massenware, und somit keine individuelle
Lösung für den Nördlinger Bahnhof.“Damit sind die Kriterien für ein Baudenkmal nicht erfüllt.
Neu ist diese Entscheidung nicht, die Begehung im vergangenen Jahr vor Ort mit den Denkmalschützern war bereits die vierte nach 1999, 2009 und 2014, wobei es immer um denkmalschützerische Belange gegangen war. Im August 2019 wurde der Umbau-Antrag der DB Station & Service AG vom Eisenbahn-Bundesamt genehmigt. Das war einen Monat vor der Ablehnung der Denkmalschutz-Behörde; die Bahn ging durch die früheren Entscheidungen und wohl auch aufgrund von zahlreichen ähnlichen Situationen an anderen Bahnhöfen davon aus, dass Denkmalschutz nicht infrage kommt.
Die Sanierung der Stahlkonstruktion wird auf 160 000 Euro geschätzt und wäre laut Bahnsprecher aufgrund der niedrigen Fahrgastzahlen nicht förderfähig. Teile der Dachhaut wurden bei der Sanierung des Bahnhofsgebäudes, das sich im Besitz der Stadt befindet, bereits entfernt. Die gesamten Umbaumaßnahmen an verschiedenen Bahnsteigen stehen für nächstes Jahr an; wann genau das Vordach abgebaut wird, kann momentan noch nicht gesagt werden. Oberbürgermeister Faul wies darauf hin, dass Kosten für Nachbearbeitungen an der frisch renovierten Bahnhofsfassade durch den Abriss des Vordachs von der Bahn getragen werden müssen.