Donau Zeitung

Jetzt auch noch Hirse

- VON MICHAEL KERLER mke@augsburger-allgemeine.de

Ein großes Haus, ein MarkenT-Shirt, eine Küchenmasc­hine. Wünsche und Bedürfniss­e haben wir viele. Doch Güter sind nicht unbegrenzt verfügbar, sondern knapp und haben ihren Preis. Diese Erkenntnis lehrt uns die Ökonomie. Verschärfe­nd kommt hinzu, dass Produkte umso begehrensw­erter für uns werden, je knapper sie sind. Dieses psychologi­sche Phänomen haben die Forscher Stephen Worchel, Jerry Lee und Akanbi Adewole bereits 1975 beschriebe­n. In der Corona-Krise kann man die Logik gerade wunderbar beobachten.

Die Forscher setzten damals 200 Teilnehmer­n jeweils einen Teller mit Keksen vor. Einen Keks durften sie kosten. Eine Gruppe erhielt einen Teller mit je zehn Keksen, die zweite Gruppe hatte jeweils nur zwei Kekse auf dem Teller. Ergebnis: Lagen nur zwei Kekse auf dem Teller, machte dies das Backwerk deutlich attraktive­r, als wenn es in großer Zahl verfügbar war.

Und heute? Selten zuvor waren Klopapier und Hefe so sexy wie in Corona-Zeiten.

Bereits vor ein paar Jahren konnte man eine ähnliche Erfahrung machen. Damals war regalweise Babymilchp­ulver ausverkauf­t. Die Glücksgefü­hle beim Einkauf waren überwältig­end, als nach Tagen neue Packungen eintrafen.

Interessan­t ist, dass die Knappheit aktuell einige wenige Alltagspro­dukte erfasst, von denen man es nie vermutet hätte, während sonst die Supermarkt­regale ja zum Bersten voll sind.

Neuer, heißer Kandidat dafür: Hirse. Am Freitag und Samstag war in unserer Umgebung keine Hirse zu bekommen, ein letztes, schmales Päckchen Bio-Hirse aus Österreich im Edeka-Regal ausgenomme­n. Die Gründe dieser HirseKnapp­heit liegen noch etwas im Dunkeln. Sicher aber ist bereits, dass nie zuvor Hirsebrei so gut geschmeckt haben wird.

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Foto: Maryna Osadcha, stock.adobe.com Kann sexy sein, wenn man sie findet: Hirse.

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