Donau Zeitung

James Cook – ein Seefahrer veränderte die Welt

Heute vor 250 Jahren betrat der britische Entdecker die Ostküste Australien­s. Niemand entdeckte mehr Neuland als James Cook. Warum er auf Hawaii für eine Gottheit gehalten wurde und dort doch grausam starb

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Vor 250 Jahren, am 28. April 1770, betrat der britische Seefahrer James Cook als erster Europäer die Ostküste Australien­s. Auf seinen drei Weltreisen durchkreuz­te er alle Ozeane, die Expedition­en machten den Briten zu einem der größten Entdecker der Neuzeit.

Zu seiner ersten Fahrt in den Pazifik war Cook am 26. August 1768 mit der „HMS Endeavour“im englischen Plymouth in See gestochen. An Bord befand sich eine 94-köpfige Mannschaft, darunter auch der Astronom und Botaniker Joseph Banks mit einem Stab von zehn Personen. Jede Begegnung mit Menschen, jedes unbekannte Tier und jede Pflanze sollte von Zeichnern und Wissenscha­ftlern dokumentie­rt werden.

Cooks offizielle­r Auftrag lautete, nach Tahiti zu fahren, um vor Ort die für den 3. Juni 1769 erwartete Venuspassa­ge zu beobachten. Von dem seltenen Himmelsere­ignis, bei dem die Venus als schwarzer Fleck vor der Sonne zu erkennen ist, erhofften sich die Forscher die exakte Bestimmung der Entfernung der Erde zur Sonne und zu anderen Planeten. Den wahren Grund für seine Mission erfuhr Cook aus einem versiegelt­en Geheimdoku­ment der Admiralitä­t, das er erst auf hoher See öffnen durfte. Darin hieß es:

„Da Veranlassu­ng besteht, sich vorzustell­en, dass sich südlich der kürzlich von Captain Wallis in Seiner Majestät Schiff Dolphin abgefahren­en Route ein Kontinent oder großes Land befindet, wird Ihnen hiermit befohlen, (…) den erwähnten Kontinent zu entdecken.“Nach Ende des Siebenjähr­igen Krieges 1763 war Großbritan­nien zur Nummer eins der See-Imperien aufgestieg­en. Allerdings war der Pazifik eine Schwachste­lle des Empires. Im Osten säumten ihn spanische Kolonien von Kalifornie­n bis hinunter ins heutige Chile, im Westen lagen die ebenfalls spanischen Philippine­n. Südlich davon war der Stille Ozean aber noch so gut wie unerforsch­t.

Im Auftrag des britischen Königs Georg III. sollte Cook Spaniern und auch Franzosen zuvorkomme­n und den sagenhafte­n Südkontine­nt „ter

australis incognita“finden. Die Briten hofften auf neue Handelsbez­iehungen und versprache­n sich großen Reichtum mit gewaltigen Goldschätz­en und exotischen Gewürzen. Bereits in der Antike hatte der griechisch­e Gelehrte Claudius Ptolemäus die Theorie von der Existenz eines Südkontine­ntes aufgestell­t, der angeblich als Gegengewic­ht zu den Landmassen auf der Nordhalbku­gel diente.

Den Ort an der australisc­hen Ostküste, an dem Cook und seine Männer an Land gingen, nannten sie wegen der zahlreich vorgefunde­nen neuen

Pflanzen Botany Bay. 18 Jahre nach Cooks Landung lief dort die englische Flotte ein und etablierte ganz in der Nähe mit Sydney die erste Sträflings­kolonie. Mehr als 700 Gefangene waren ans Ende der Welt „zwangsvers­etzt“worden. Die Europäer beschriebe­n detaillier­t Flora und Fauna des fünften Kontinents, dazu gehörten auch ihnen unbekannte „Riesenhase­n“, die von Aborigines vom Stamm der „Guugu Yimidhirr“als „gangurru“bezeichnet wurden – heute bekannt als Kängurus. Begegnunge­n mit Einheimisc­hen endeten trotz Gewehrschü­ssen und Speerwürfe­n meist harmlos.

Als James Cook am 7. November 1728 nahe Middlesbro­ugh als Sohn eines einfachen Landarbeit­ers geboren wurde, sah seine Zukunft nicht gerade rosig aus. Doch der junge Mann war ehrgeizig und wissbegier­ig, bei Kerzenlich­t studierte er alte Seekarten und Sternenbil­der. So arbeitete er sich vom Schiffsjun­gen auf Kohletrans­portschiff­en zum Matrosen hoch. 1754 trat er in die Royal Navy ein und machte als talentiert­er Navigator und Kartograf bald Karriere. 1768 wurde er zum Offizier befördert und nur wenige Monate später ernannte ihn die Admiralitä­t zum Befehlshab­er der „Endeavour“. Privat hatte er nicht so viel Glück. Alle seine sechs Kinder starben jung.

Den Westen Australien­s hatte der Niederländ­er Willem Janszoon bereits 1606 entdeckt und ihn NeuHolland genannt. Fast 130 Jahre später segelte Cook nun an der Ostküste nordwärts und kartografi­erte den Verlauf mit exakten Zeichnunra gen. Trotz aller Navigation­skünste lief die „Endeavour“am 11. Juni 1770 am berüchtigt­en Great Barrier Reef auf, er konnte das Schiff aber wieder befreien. Er konnte die Fahrt fortsetzen und nahm kurzerhand das neu entdeckte Land als Kolonie „New South Wales“für die britische Krone formell in Besitz. Über Batavia (heute Jakarta) segelte er zurück nach England. Da Cook Wert darauf gelegt hatte, seine Mannschaft mit Sauerkraut und Zitronensa­ft zu ernähren, litt niemand in seiner Crew an Skorbut. Am 12. Juli 1771 erreichte er England und wurde begeistert gefeiert, König Georg III. beförderte ihn zum Commander (entspricht dem Rang eines Fregattenk­apitäns).

Schon ein Jahr später brach Cook zu seiner zweiten Reise auf, um endlich den mythischen Südkontine­nt zu finden. Im Januar 1773 überquerte­n seine beiden Schiffe „Resolution“und „Discovery“den südlichen Polarkreis und suchten monatelang nach Land – ohne Erfolg. Trotzdem erwartete den Rückkehrer ein großer Empfang mit Salutschüs­sen. Cook bekam einen Posten bei der Navy in London, der mit 230

Pfund Jahresgeha­lt einer ehrenhafte­n Pensionier­ung gleichkam.

Doch die Arbeit am Schreibtis­ch ödete ihn an. Als 1776 eine Expedition zur Erkundung einer möglichen Nordwestpa­ssage – einer Seewegverb­indung vom Atlantik zum Pazifik im nördlichen Polarmeer – geplant wurde, siegte Cooks Fernweh. Am 12. Juli 1776 setzte er mit der „Resolution“in Plymouth Segel, doch wie all seine Vorgänger scheiterte auch er. Erfolg hatte erst 1905 der Norweger Roald Amundsen.

Cook beschloss, den Winter 1778/79 auf Hawaii zu verbringen. Da seine Ankunft zufällig mit der größten religiösen Zeremonie zu Ehren des Gottes Lono zusammenfi­el, hielten die Hawaiianer Cook für die zurückgeke­hrte Gottheit. Als er jedoch schon wenige Tage nach dem Segelsetze­n mit beschädigt­en Schiffen zurückkehr­te und ein Matrose starb, kamen Zweifel auf.

Bei einem Streit wurde Cook am 14. Februar 1779 von hinten erstochen. Erst eine Woche später lieferten die Einheimisc­hen einzelne Körperteil­e aus, darunter Knochen und eine abgetrennt­e Hand, die aufgrund einer Narbe Cook zugeordnet werden konnte. Die Eingeboren­en hatten die Leiche zerstückel­t, zum Teil verbrannt und vermutlich auch einige Fleischstü­cke verspeist.

In einem Jahrzehnt hatte Cook im pazifische­n Raum mehr Entdeckung­en gemacht als alle anderen vor ihm, auf der ganzen Welt wurden mehr als 30 Meeresstra­ßen, Buchten und Inseln nach ihm benannt. Der Historiker John Beaglehole würdigte seine kartografi­schen Leistungen: „Die größte Lobrede auf Cook ist die Seekarte des Pazifiks.“

Obwohl er an Eroberunge­n und Ausbeutung­en nur wenig Interesse zeigte, legte er mit seinen Reisen aber dennoch den Grundstein zum späteren britischen Kolonialis­mus. Die Aborigines leben seit mindestens 50 000 Jahren in Australien, für die indigenen Völker waren die Reisen des Engländers das Ende ihrer Freiheit und Selbstbest­immtheit. Bis heute bezeichnen die knapp 850000 Ureinwohne­r Australien­s Nationalfe­iertag am 26. Januar als „Invasion Day“der „white fellas“.

Die Einheimisc­hen gaben nur wenige Körperteil­e zurück

 ?? Foto: AKG-Images ?? Der britische Seefahrer James Cook mit seinen Expedition­sschiffen bei seiner dritten Reise in der Bucht von Huahine vor Polynesien. Heute vor 250 Jahren, am 28. April, entdeckte er Australien. Die Gouache entstand im Mai 1787.
Foto: AKG-Images Der britische Seefahrer James Cook mit seinen Expedition­sschiffen bei seiner dritten Reise in der Bucht von Huahine vor Polynesien. Heute vor 250 Jahren, am 28. April, entdeckte er Australien. Die Gouache entstand im Mai 1787.

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