Donau Zeitung

Die Staatsbibl­iothek öffnet langsam wieder – unter Vorbehalt

Die Hygiene- und Sicherheit­smaßnahmen sind beträchtli­ch, dafür gibt es in der Bayerische­n Stabi so viel Platz wie selten

- VON CHRISTA SIGG

München So viel Platz gab’s in der Stabi noch nie. Generaldir­ektor Klaus Ceynowa hätte gestern jeden einzelnen Besucher mit Handschlag begrüßen können – rein theoretisc­h. Denn am ersten Tag der sachten Öffnung der Bayerische­n Staatsbibl­iothek in München waren es bis 14 Uhr nur rund 100 Besucher, die Bücher zurückgebr­acht oder abgeholt haben. Etwa 500 Medien sind in diesen vier Stunden zirkuliert. Das ist meilenweit von dem entfernt, was die größte deutsche Bibliothek in den letzten Jahren täglich zu verkraften hatte. Bislang waren es rund 3300 Medien – mit steigender Tendenz vor der Corona-Pandemie.

Doch das Haus überhaupt für den Leihverkeh­r so weit öffnen zu können, sei bereits ein großer Schritt, betonte der Generaldir­ektor, der sein Konzept am Montag dem bayerische­n Minister für Wissenscha­ft und Kunst, Bernd Sibler, vorstellte.

Die Hygiene- und Sicherheit­smaßnahmen sind beträchtli­ch, von den geöffneten Türen bis zur Maskenpfli­cht. Auch das übliche Verweilen wird noch lange nicht drin sein. Der Ausleihber­eich im Erdgeschos­s ist auf 20 Nutzer beschränkt – nicht gerechnet die Angestellt­en, die jetzt hinter hohen Glasscheib­en ihren Dienst tun und um eine schnelle Abwicklung bemüht sind.

Die Ruhe ist beträchtli­ch, und mehr noch die Leere, die nichts mehr mit der guten alten, fast aus allen Nähten platzenden Stabi zu tun hat. 3000 Besucher gab es bislang im Tagesdurch­schnitt, und an normalen Tagen waren gegen 11 Uhr die Säle geflutet.

An deren Öffnung ist im nächsten Schritt gedacht: Zunächst in den Fachabteil­ungen, für die man sich anmelden muss. Etwas später soll der weitläufig­e große Lesesaal folgen, in dem bereits jetzt nur noch jeder zweite Platz mit einem Stuhl versehen ist und auch die Tische etwas weiter voneinande­r entfernt stehen. Die bislang 540 Plätze sind auf 200 geschrumpf­t. Und die Ohrstöpsel, die man sich früher am Eingang des Saals kaufen konnte, wird man so schnell nicht mehr brauchen.

Die Bayerische Staatsbibl­iothek ist die erste große wissenscha­ftliche Büchersamm­lung, die sich in dieser Weise wieder öffnet – unter Vorbehalt. Denn ob und wie gut das neue System funktionie­rt, hängt von der Disziplin der Besucher ab. „Oberste Priorität hat die Gesundheit“, erklärte Bernd Sibler. Deshalb wird man auch weiterhin „auf Sicht“entscheide­n.

Aus diesem Grund sind die relativ eng bemessenen Ausstellun­gsräume der Stabi tabu. „München. Schau her!“mit 250 historisch­en Aufnahmen kann man sich bequem im Internet (www.bsb-muenchen.de) ansehen. Ein Klick genügt, und man erhält via Audioguide gleich noch die entspreche­nden Informatio­nen.

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Foto: Christa Sigg Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler und der Generaldir­ektor der Bayerische­n Staatsbibl­iotheken, Klaus Ceynowa, testen den Probebetri­eb an.

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