Walsertaler fordern Grenzöffnung
Was die Sperrung für die Menschen bedeutet
Jungholz Gastronom und Hotelier Roman Schuster aus Baad im Kleinwalsertal macht sich große Sorgen. Er befürchtet einen „wirtschaftlichen Totalschaden“, wenn nicht bald die Grenzen zwischen Oberallgäu und den österreichischen Exklaven Kleinwalsertal und Jungholz wieder geöffnet werden. Deshalb hat er die Petition „Bilaterale Grenzöffnung zwischen Deutschland und Österreich für den Reiseverkehr“gestartet. Adressaten sind der deutsche Innenminister Horst Seehofer und sein österreichischer Kollege Karl Nehammer. Im Resolutionstext wird gefordert, „die Grenzbeschränkungen zu Deutschland gänzlich aufzuheben und somit ein Wiedererlangen der wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Einheit zu ermöglichen“. In dem Schreiben wird darauf verwiesen, dass bisher noch kein einziger Walsertaler positiv auf Covid-19 getestet worden sei.
Nach Österreich einreisen darf derzeit nur, wer einen triftigen Grund hat. Die Kleinwalsertaler wiederum dürfen ihre Talschaft nur verlassen, wenn sie etwas Wichtiges im Allgäu zu erledigen haben, beispielsweise einen Arztbesuch. Das sei ein „unhaltbarer Zustand“, findet der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz, der sich in der Sache ebenfalls an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, an Innenminister Joachim Herrmann und an Bundesinnenminister Seehofer gewandt hat. Ein Mitarbeiter Söders habe es gar nicht glauben können, dass die Kleinwalsertaler „seit sechs Wochen eingesperrt“sind, schildert Klotz. Hotelier Schuster setzt auf Vermittlung des Europaabgeordneten Markus Ferber. Der habe sich ebenfalls an Bundesinnen- und Außenminister gewandt.
Zu geradezu irrwitzigen Situationen führen die Schließungen kleiner Grenzübergänge zwischen dem Allgäu und Österreich auch andernorts. So müssen Menschen, die beispielsweise im Tannheimer Tal wohnen, aber in Deutschland arbeiten, bis über 100 Kilometer lange Umwege in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu kommen. Denn sowohl der Grenzübergang Oberjoch/Schattwald als auch der Übergang zwischen Grän und Pfronten sind bis auf Weiteres nicht passierbar.