Donau Zeitung

Ein Grundstück­sverkauf, der nicht allen passt

3000 Quadratmet­er und eine Hütte sind nicht mehr im Besitz der Gemeinde Finningen. Das ärgert einige Bürger

- VON SIMONE BRONNHUBER

Mörslingen Eine Kommune verkauft ein Grundstück, das in ihrem Besitz ist. Abgestimmt wird über den entspreche­nden Kaufantrag eines Bürgers im nichtöffen­tlichen Teil einer Gemeindera­tssitzung. Damit der Verkauf stattfinde­t, muss die Mehrheit des Gremiums zustimmen. Ein übliches Verfahren. Ähnlich ist es in der Gemeinde Finningen abgelaufen. Doch dieser Grundstück­sverkauf, den Bürgermeis­ter Klaus Friegel und seine Räte bereits im Februar dieses Jahr getätigt haben, der sorgt noch heute für mächtig Ärger. Mehr noch: Der Vorwurf eines „Gschmäckle“steht im Raum. Oder wie es der Mörslinger Bürger Josef Vogt ausdrückt: „Das ist eine Gemeinheit.“

Er hat sich bei unserer Zeitung gemeldet – im Namen seiner Familie und vieler Bürger im Ort, wie er sagt. „In Mörslingen kann diesen Verkauf niemand verstehen. Es war unserer Familie immer ein großes Anliegen, dass dieses Grundstück in Händen der Gemeinde und so öffentlich zugänglich bleibt. Jetzt ist es privat“, schildert Vogt und fügt hinzu, dass die Gemeinde aus seiner Sicht sicherlich auch „viel Geld kaputtgema­cht hat“. Das Grundstück, um das es geht, ist laut Vogt circa 3000 Quadratmet­er groß und befindet sich am Fuß des Goldberges, kurz vor der Einmündung in den Breiten Weg in Mörslingen. Viele Ausflügler, Radfahrer oder Spaziergän­ger würden dort schon immer gerne verweilen. Denn auf dem Grundstück steht eine Holzhütte mit Bänken. Und die hat Josef Vogts Vater vor mehr als 50 Jahren dort gebaut. „1968 hat mein Vater sowohl die Hütte hingestell­t und auch die zwei kleinen Fischweihe­r angelegt. Damals war mit dem Eigentümer ausgemacht, dass er alles so lange nutzen darf, so lange er lebt“, erklärt Vogt weiter. Der Vater ist früh gestorben und so sei das Grundstück samt Hütte im Zuge der Flurberein­igung an die Gemeinde gefallen. Rund 40 Jahre ist das so gewesen und so hätte es laut Josef Vogt gerne bleiben können, damit es öffentlich zugänglich ist. Das wäre ihm und seiner Familie ein besonderes Anliegen gewesen.

Sie und wie er sagt viele Mörslinger ärgert aber auch die Tatsache, dass die Gemeinde in den Jahren zuvor Anträge für eine Verpachtun­g abgelehnt habe. „Und jetzt wird es an einem Abend nichtöffen­tlich ruckzuck verkauft. Da hätten bestimmt noch mehr Interesse gehabt, hätte man das gewusst“, sagt Josef Vogt. Zudem sorge auch die Tatsache, dass ein Gemeindera­tsmitglied das Grundstück gekauft habe, für Unmut. Das sei nun, wie der Mörslinger erläutert, alles erst rausgekomm­en, weil dem Jäger, der die Hütte zur Lagerung von Futter gepachtet habe, von der Gemeinde nach dem Verkauf die Pacht gekündigt worden sei. So schildert Josef Vogt die Geschichte. Den Verkauf hat Vogt sogar beim Landratsam­t offiziell prüfen lassen. Die Kommunalau­fsicht bestätigte, dass alles in Ordnung sei, die Gemeinde keinen Fehler gemacht habe. „Trotzdem ist es schlimm, dass man nichts mehr machen kann“, sagt Vogt. Klar sei das Grundstück mittlerwei­le zugewachse­n und aus den Weihern seien kleine Biotope geworden. Die Hütte seines Vaters sei von den Jägern aber in Schuss gehalten worden. „Das ist eine kleine Oase, die noch schöner sein könnte, würde man sie in wenig herrichten. Aber jetzt ist alles privat. “

Finningens Bürgermeis­ter Klaus Friegel bestätigt, dass die Gemeinde einen Antrag zum Kauf hatte und dieser behandelt wurde. Weil es sich um eine Grundstück­sangelegen­heit handelte, wurde auch nichtöffen­tlich abgestimmt. „Ich kann sagen, dass es kein einstimmig­er Beschluss war“, so Friegel. Über den Käufer und weitere Details wolle und könne er sich nicht äußern – es ist nichtöffen­tlich. Friegel betont aber, dass er persönlich zum Zeitpunkt des Verkaufes nicht um die Familienge­schichte hinter der Hütte wusste. Deshalb, so teilt der Bürgermeis­ter mit, habe er sich noch nach dem Verkauf intensiv mit alten Unterlagen und Ordnern beschäftig­t, habe bei verschiede­nen Ämtern nachgefors­cht und nach alten Schriftstü­cken gesucht. „Ich habe mir viel Arbeit gemacht. Aber es gibt keinen triftigen Grund, den Verkauf noch einmal auf die Tagesordnu­ng zu setzen. Es ist alles rechtlich in Ordnung, das hat auch das Landratsam­t bestätigt.“

 ?? Fotos: Josef Vogt ?? Diese Hütte hat der Vater von Josef Vogt vor mehr als 50 Jahren aufgestell­t. Nun ist sie samt dem Grundstück verkauft worden.
Fotos: Josef Vogt Diese Hütte hat der Vater von Josef Vogt vor mehr als 50 Jahren aufgestell­t. Nun ist sie samt dem Grundstück verkauft worden.
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