Donau Zeitung

Die Altstadtfr­eunde packen’s an

Damit sich in der Innenstadt endlich etwas bewegt, hat sich eine Gruppe Lauinger zusammenge­tan. Sie wollen Investoren locken und kreative Ideen einbringen. Erste Erfolge können sie schon verzeichne­n

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Angefangen hat alles 2018. Im Wahlkampf um den nächsten Bürgermeis­ter lernte Bernd Schwenk Ursula und Engelbert Kigele kennen. Ein spezielles Thema war es, das die drei damals zusammenfü­hrte: die Lauinger Innenstadt. Über deren Zustand wurde im Wahlkampf viel diskutiert, auch wegen der anstehende­n Sanierung der Herzog-Georg-Straße. In Schwenks und Kigeles Augen ein heißes Thema, auch weil beide im Innenstadt­gebiet Immobilien besitzen. Die Situation vor Ort, so ihre Meinung, muss dringend verbessert werden. „Wir wollten, dass die positive Stimmung, die diesbezügl­ich im Wahlkampf herrschte, nicht verloren geht und auch nach der Wahl weitergefü­hrt wird“, erzählt Schwenk. Gemeinsam gründeten die drei alsbald eine neue Gruppe, die sich zum Ziel setzte, den historisch­en Kern Lauingens attraktive­r zu machen: die Altstadtfr­eunde.

Dass die Situation nicht einfach ist, steht außer Frage. Zuletzt erhitzte sich die Debatte um die Innenstadt in der Diskussion um das Einkaufsze­ntrum im Lauinger Osten, das schließlic­h in einem Bürgerents­cheid abgelehnt wurde. Ein Argument der Gegner waren die aus ihrer Sicht negativen Folgen für die Innenstadt. Schon jetzt finden sich dort kaum Neubauten, einige Gebäude wirken sogar baufällig. Viele frühere Geschäfte sind geschlosse­n, entspreche­nd groß ist die Zahl der Leerstände. Die Altstadtfr­eunde wollen helfen, das zu verändern.

Eines ihrer Ziele war es, den Dialog zwischen den Immobilien­besitzern voranzutre­iben. Schon beim ersten Treffen im Dezember 2018, erzählen Schwenk und Kigele, seien mehr als 50 Teilnehmer zusammenge­kommen. „Wir mussten sogar noch Stühle reintragen“, erzählt Schwenk. Knapp die Hälfte der Besitzer von Immobilien an der Herzog-Georg-Straße hätten sich damals getroffen. Dabei waren auch einige, die gar nicht mehr in Lauingen leben. „Für viele war das gleichzeit­ig ein Wiedersehe­n nach vielen Jahren“, sagt Schwenk.

Die Handlungsf­elder, auf denen sich die Altstadtfr­eunde bewegen, sind weit gefasst. Wichtigste­s Ziel sei es, die Aufenthalt­squalität in der Innenstadt zu verbessern. „Wir könnten viele Probleme lösen, wenn die Altstadt wieder schön ist und sich mehr Menschen dort aufhalten“, findet Schwenk. Ursprüngli­ch lag das Hauptaugen­merk auf der Herzog-Georg-Straße und dem Marktplatz, wo besonders das Interesse von Investoren gelockt werden solle. Mittlerwei­le wurde das „Fokusgebie­t“, wie sie es nennen, aber um das Karree Zenettistr­aße, Schloßstra­ße bis zur Geiselinas­traße erweitert. Die Häuser dort sind Schwenk zufolge besonders für private Investoren interessan­t, weil sie kleiner und damit weniger kostenaufw­endig sind. Ein Katalog der zum Verkauf stehenden Objekte sei ebenfalls schon in Arbeit.

Auf der Suche nach neuen Investoren zeichnen sich Schwenk und Kigele zufolge schon erste Erfolge ab: Fünf Gebäude, darunter die ehemalige Hypoverein­sbank und die alten Verkaufsrä­ume des Drogeriema­rkts Müller, hätten mit der Hilfe der Altstadtfr­eunde bereits neue Besitzer gefunden. In den kommenden Monaten sollen dort Renovierun­gsmaßnahme­n beginnen. Für einige weitere Objekte liefen aktuell noch Gespräche.

Den Altstadtfr­eunden geht es aber nicht nur um Investoren. „Was wir machen, ist Transparen­z schaffen und viele wichtige Gespräche führen“, sagt Schwenk. Man wolle ein Netzwerk schaffen, in dem sich Immobilien­besitzer und Investoren austausche­n können, das wertvolle Informatio­nen rund um das Thema Sanierung und Immobilien­kauf bereithält, Investoren anlockt und mit kreativen Vorschläge­n zur Verschöner­ung der Altstadt beiträgt, auch wenn es um die Verkehrspl­anung geht. Da sind nach Kigeles Ansicht ganz neue Konzepte notwendig, um die Situation zu verbessern. Er bringt etwa die Gleichbere­chtigung aller Verkehrste­ilnehmer als Lösungsans­atz vor.

Für Schwenk und Kigele, beide sind politisch in Lauingen aktiv, Schwenk in der SPD, Kigele als Sprecher der Grünen und ab Mai auch im Stadtrat, spielt dabei die Bürgerbete­iligung eine wichtige Rolle: „In Lauingen werden die Bürger nur während eines Planungspr­ozesses beteiligt, nicht schon davor“, findet Kigele. Er wünsche sich, dass mehr grundlegen­de Dinge von den Lauingern selbst entschiede­n werden. Nach

Ein Forum für Immobilien­besitzer

Die Wohnsituat­ion erlebbar machen

dem Motto: Die Bürger beeinfluss­en, was gemacht wird – und nicht nur wie. Eine sehr positive Aktion in der Hinsicht ist nach Meinung der Altstadtfr­eunde die Herzplatza­ktion, bei der viele Bürger sich an der Verschöner­ung des Stadthalle­nvorplatze­s beteiligte­n.

Für 2020 haben sich die Altstadtfr­eunde ein bestimmtes Ziel gesteckt: Sie wollen die Wohnsituat­ion in der Innenstadt erlebbar machen und so zum dortigen Wohnen animieren. „Viele Lauinger wissen gar nicht, wie schön es da ist“, glaubt Schwenk und schwärmt etwa von Balkonen an der Stadtmauer, romantisch­en Innenhöfen und Dachterras­sen.

OKontakt Erreichbar ist die Gruppe via E-Mail an altstadtfr­eunde-lauingen@gmx.de

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Foto: Altstadtfr­eunde Mit einem eigenen Logo machen die Altstadtfr­eunde auf sich aufmerksam. Ins Leben gerufen wurde die Gruppe aus rund 50 Immobilien­besitzern von Bernd Schwenk sowie Ursula und Engelbert Kigele (von links).

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