Donau Zeitung

Damit der Akku des Handys länger lebt

Gastkolumn­e Weshalb komplettes Laden so schädlich ist wie vollständi­ges Entladen

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Um eines gleich vorauszusc­hicken: Der Energiever­brauch beim Laden eines Handys ist viel niedriger, als die meisten denken. Selbst wenn man sein Mobilfunkg­erät täglich an die Steckdose hängt, summieren sich die jährlichen Stromkoste­n nicht einmal auf fünf Euro. Energieint­ensiv ist dagegen die Herstellun­g eines Handys. Daher sollte man sein Gerät möglichst lange nutzen.

Voraussetz­ung dafür ist eine lange Lebensdaue­r des Akkus, der ja heute in den allermeist­en Geräten nicht mehr ausgetausc­ht werden kann. Dabei gibt es einige Tipps, wie man seinen Handyakku schonend behandeln kann.

Waren früher noch Nickel-Cadmium-Akkus gebräuchli­ch, die immer vollständi­g entladen und geladen werden sollten, so werden heute fast ausnahmslo­s Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Diese mögen die sogenannte „Tiefenentl­adung“gar nicht. Man sollte daher versuchen, einen Ladestand von 45 bis 75 Prozent aufrechtzu­erhalten.

Das komplette Entladen ist schlecht, genauso aber auch ein vollständi­ges Aufladen auf 100 Prozent – insbesonde­re dann, wenn der Ladestand niedrig war. Die maximale Spannung belastet Lithium-Ionen-Akkus. Daher sollte man das Gerät auch nicht über Nacht zum Aufladen ans Stromnetz hängen. Denn dabei wird das Handy vollständi­g aufgeladen und wechselt anschließe­nd wieder in den normalen Akkubetrie­b. Sobald der Akkustand um einige Prozent fällt, beginnt der Aufladepro­zess erneut. So kommt es zu andauernde­n Micro-Aufladunge­n, die den Akku schädigen, es sei denn, das Handy hat schon ein entspreche­ndes batterieop­timiertes Lademanage­ment und unterbinde­t dies.

Eine große Rolle spielt auch die Temperatur des Akkus. Die optimale Betriebste­mperatur liegt zwischen 10 und 35 Grad Celsius. Wenn es zu kalt wird, sinkt die Kapazität deutlich. Noch gefährlich­er ist eine Überhitzun­g, hier besteht die Gefahr einer Schädigung mit einer dauerhafte­n Reduzierun­g der Akkuleistu­ng. Deshalb sollte man an einem kühlen Ort laden und das Handy aus der Schutzhüll­e herausnehm­en. Gleichzeit­iges Aufladen und Entladen, indem man beispielsw­eise bei eingesteck­tem Netzteil Videos schaut oder ein Spiel spielt, sollte man vermeiden. Das sogenannte „parasitäre Laden“führt zu mehr Hitze und höheren Spannungsb­eanspruchu­ngen – beides ist schädlich.

Und hier noch Tipps, wie der Akku im Alltag möglichst lange durchhält, bis er aufgeladen werden muss: Zum einen sollte man die automatisc­he Helligkeit­sanpassung des Smartphone­s in Anspruch nehmen. Dadurch wird die Displaybel­euchtung, die viel Energie kostet, immer auf das gerade nötige Maß herunterge­regelt. Man sollte auch darauf achten, welche Programme im Hintergrun­d laufen, und dies gegebenenf­alls in den Einstellun­gen ausschalte­n. Sich mit seinem Handy ständig von WLAN-Netz zu WLAN-Netz zu bewegen, verkürzt die Akkulaufze­it, weil ständig nach neuen Signalen gesucht wird. Besser also WLAN deaktivier­en, wenn man unterwegs ist. Wenn man aber stationär an einem Standort bleibt, dann hat WLAN Sinn, es benötigt weniger Energie als der Datentrans­fer übers Mobilnetz. Und auch Ortungsdie­nste ziehen reichlich Strom aus dem Akku und sollten nur bei Bedarf eingeschal­tet werden.

Am Schluss noch der Hinweis, dass es auch alternativ­e Handyherst­eller gibt, die verstärkt auf Nachhaltig­keit setzen. Deren Geräte sind so gebaut, dass sie sich öffnen lassen und defekte Elemente, wie zum Beispiel der Akku, ausgetausc­ht werden können. Zudem kommen funktionie­rende Einzelteil­e aus Altgeräten zum Einsatz. Als Anbieter sind hier Fairphone und Shiftphone zu nennen.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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