Eine Ausnahme für Verliebte
Die Freinacht wird heuer vermutlich freimachen. Davon geht zumindest die Polizei aus. Der Grund: Das Verziehen von losen Gegenständen rund ums Haus stellt keinen triftigen Grund zum Verlassen der Wohnung dar. Zudem bestehe laut Auskunft der Polizei dabei auch die Gefahr vermehrter Gruppenbildung, die ja unbedingt verhindert werden soll. Und ein Verziehen via Videokonferenz dürfte auch nur halb so lustig sein.
Doch vermutlich gibt es noch einen anderen – ganz simplen – Grund dafür, warum die Freinacht ins Wasser fällt. Die Mütter und Väter werden an ihre Halbwüchsigen kaum das so mühsam ergatterte Klopapier rausrücken. Womit sollen die Jugendlichen dann Zäune und Autos einwickeln?
Doch die Freunde der Freinachtstradition müssen nicht in Wehmut verfallen. Es gibt eine polizeilich genehmigte Ausnahme. Allerdings hat die Sache einen Haken: Die Ausnahme gilt nur für Verliebte. Die dürfen für ihre Angebetete in deren Garten einen kleinen geschmückten Birkenbaum („Liebesmaien“) aufstellen. Dies sei als „Bewegung an der frischen Luft grundsätzlich zulässig“, erklären die Ordnungshüter. Allerdings müssen sich die angehenden Romeos alleine auf den Weg machen oder dürfen höchstens einen Kumpel mitnehmen. Und was ist mit dem Aufstellen von Tannen oder Besen? Die gelten als Schandmaiele und stellen die Beschenkte bloß. Darüber findet sich in den Infos der Polizei nichts. Zumindest wären einige Mädchen froh, wenn dieser Brauch heuer mal Pause machen würde.
Ins Wasser fallen sicher sämtliche Maifeiern mit allem, was dazugehört. Das ist schade, denn es wäre schon interessant, was beispielsweise Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß dann als Ablöse für einen gestohlenen Baum hätte springen lassen. Gekühltes Desinfektionsmittel? Immerhin hatte sie 2018 der Fristinger und Kicklinger Jugend zunächst nur ein Eis spendieren wollen. Schließlich gab es dann aber doch ein Feschtle.
Zumindest fällt in Corona-Zeiten so mancher Unsinn flach, der wirklich nicht mehr lustig ist. In Bliensbach war beispielsweise 2015 der neue Maibaum angesägt worden. Die Floriansjünger fackelten aber nicht lange und stellten rasch einen neuen Baum auf. In diesem Jahr wird es keinerlei dieser Geschichten geben. Aber ein Polizeisprecher meinte passend dazu: „Corona geht – aber das Brauchtum besteht.“