Donau Zeitung

Eine Ausnahme für Verliebte

- VON MIRACULIX redaktion@donau-zeitung.de

Die Freinacht wird heuer vermutlich freimachen. Davon geht zumindest die Polizei aus. Der Grund: Das Verziehen von losen Gegenständ­en rund ums Haus stellt keinen triftigen Grund zum Verlassen der Wohnung dar. Zudem bestehe laut Auskunft der Polizei dabei auch die Gefahr vermehrter Gruppenbil­dung, die ja unbedingt verhindert werden soll. Und ein Verziehen via Videokonfe­renz dürfte auch nur halb so lustig sein.

Doch vermutlich gibt es noch einen anderen – ganz simplen – Grund dafür, warum die Freinacht ins Wasser fällt. Die Mütter und Väter werden an ihre Halbwüchsi­gen kaum das so mühsam ergatterte Klopapier rausrücken. Womit sollen die Jugendlich­en dann Zäune und Autos einwickeln?

Doch die Freunde der Freinachts­tradition müssen nicht in Wehmut verfallen. Es gibt eine polizeilic­h genehmigte Ausnahme. Allerdings hat die Sache einen Haken: Die Ausnahme gilt nur für Verliebte. Die dürfen für ihre Angebetete in deren Garten einen kleinen geschmückt­en Birkenbaum („Liebesmaie­n“) aufstellen. Dies sei als „Bewegung an der frischen Luft grundsätzl­ich zulässig“, erklären die Ordnungshü­ter. Allerdings müssen sich die angehenden Romeos alleine auf den Weg machen oder dürfen höchstens einen Kumpel mitnehmen. Und was ist mit dem Aufstellen von Tannen oder Besen? Die gelten als Schandmaie­le und stellen die Beschenkte bloß. Darüber findet sich in den Infos der Polizei nichts. Zumindest wären einige Mädchen froh, wenn dieser Brauch heuer mal Pause machen würde.

Ins Wasser fallen sicher sämtliche Maifeiern mit allem, was dazugehört. Das ist schade, denn es wäre schon interessan­t, was beispielsw­eise Gundelfing­ens Bürgermeis­terin Miriam Gruß dann als Ablöse für einen gestohlene­n Baum hätte springen lassen. Gekühltes Desinfekti­onsmittel? Immerhin hatte sie 2018 der Fristinger und Kicklinger Jugend zunächst nur ein Eis spendieren wollen. Schließlic­h gab es dann aber doch ein Feschtle.

Zumindest fällt in Corona-Zeiten so mancher Unsinn flach, der wirklich nicht mehr lustig ist. In Bliensbach war beispielsw­eise 2015 der neue Maibaum angesägt worden. Die Floriansjü­nger fackelten aber nicht lange und stellten rasch einen neuen Baum auf. In diesem Jahr wird es keinerlei dieser Geschichte­n geben. Aber ein Polizeispr­echer meinte passend dazu: „Corona geht – aber das Brauchtum besteht.“

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