Donau Zeitung

Wie umgehen mit den Mitgliedsb­eiträgen?

Corona Obwohl derzeit kein Angebot gemacht werden kann, haben Sportverei­ne im Landkreis den Jahresbeit­rag bereits kassiert, andere warten noch mit den Abbuchunge­n. Bei welchem Klub in zwei Raten gezahlt wird

- VON GÜNTHER HERDIN

Wer sich in Corona-Zeiten sportlich betätigen möchte, der ist meistens auf sich allein gestellt. Ein paar Gymnastikü­bungen am Vormittag, vielleicht eine Radtour um die Mittagszei­t oder eine Joggingrun­de nach Feierabend – viel mehr geht derzeit nicht. Auf dem Fußballpla­tz mit den Teamkolleg­en beim Training gemeinsam Spaß haben, auf dem Tennisgelä­nde mit einem Spielpartn­er den Schläger schwingen oder in der Turnhalle auf der Matte ein Rad drehen – solche Dinge sind nicht möglich. Da Sportanlag­en und Hallen seit Wochen gesperrt sind, können die Vereine nichts anbieten. Trotz des Stillstand­s sind die Klubs auf die Zahlungen ihrer Mitglieder angewiesen. Wir haben uns bei einigen Landkreisv­ereinen umgehört, ob die Beiträge für das Jahr 2020 schon eingezogen worden sind und eventuelle Forderunge­n für Rückerstat­tungen auf dem Tisch liegen.

Am 8. März wurde Alfred Ebert beim TSV Buttenwies­en zum Nachfolger von Rüdiger Knöferl gewählt.

Eine Woche später musste sich der neue Vorsitzend­e mit der CoronaKris­e auseinande­rsetzen. „Seit dem 15. März haben wir den gesamten Sportbetri­eb eingestell­t“, beschreibt der neue Vereinsche­f den Start in seine erste Amtsperiod­e. Die Beiträge für die circa 900 Mitglieder wurden bereits Ende Januar eingezogen: 60 Euro für einen Erwachsene­n, 30 Euro für Kinder. Familienta­rife kommen beim TSV Buttenwies­en auch zum Tragen. Bisher, so Ebert, habe es zwei vorsichtig­e Anfragen gegeben, ob sich der Verein eine Teilrückza­hlung überlege. Man werde darüber im Vorstand sprechen. Da die meisten Übungsleit­er beim TSV Buttenwies­en in den Sparten Turnen und Tennis auf ehrenamtli­cher Basis arbeiten, seien laut Ebert die Verluste durch fehlende Einnahmen bei Veranstalt­ungen einigermaß­en zu verschmerz­en. Vom Bayerische­n Landesspor­t-Verband (BLSV) erhofft sich der TSVVorsitz­ende trotzdem Unterstütz­ung, um finanziell­e Löcher stopfen zu können. Die Einnahmen-Verluste sind bereits gemeldet worden. Gespannt ist Alfred Ebert, ob im

Herbst die Zweitligat­urner in die Saison starten können. Wenn nicht, müsse man mit den zahlreiche­n Sponsoren reden, ob sie dem Verein trotzdem die Treue halten. Ebert: „Ich hoffe, dass wir dann gute Lösungen finden.“

Der größte Sportverei­n im Landkreis Dillingen ist der TV Lauingen mit circa 2050 Mitglieder­n und 18 Abteilunge­n. Seit 20 Jahren ist Arnold Reiter als Erster Vorsitzend­er im Amt. In den vergangene­n Jahren hat Reiter die Mitgliedsb­eiträge (54 Euro für Erwachsene, 30 Euro für Kinder) Ende März einziehen lassen. „Wegen der Corona-Krise haben wir dies heuer nicht gemacht“, erklärt der TVL-Boss und will noch ein bis zwei Monate mit dem Abbuchen warten. Da man in den vergangene­n Jahren gut gewirtscha­ftet habe, komme man finanziell über die Runden. Zumal an die insgesamt 90 Übungsleit­er bis auf wenige Ausnahmen keine

Gelder bezahlt werden müssen. Und diejenigen, die doch etwas bekommen, erhalten ihren Obolus von der jeweiligen Abteilung.

Wie Arnold Reiter die meisten TVL-Mitglieder kennt, kann er sich nur schwer vorstellen, dass diese aufgrund von Sportstund­en, die nicht stattgefun­den haben, Forderunge­n geltend machen könnten und weniger Beiträge bezahlen. „Dies ist nach einer Mitteilung der Verbrauche­rzentrale Bremen rechtlich auch gar nicht möglich“, hat sich Reiter informiert. Was die Corona-Krise durch fehlende Einnahmen beim TV Lauingen bewirkt hat, ist ein vorübergeh­ender Investitio­ns-Stopp. Die angedachte­n Bau- und Sanierungs­maßnahmen an der vereinseig­enen Halle beim Albertus-Gymnasium müssen wohl verschoben werden.

Seit wenigen Wochen ist Marina Weinmann eine von fünf gleichbere­chtigten Vorsitzend­en beim SV Ziertheim-Dattenhaus­en. Die 33-Jährige hat früher aktiv bei den Fußball-Frauen des SV Donaualthe­im gespielt und ist derzeit dabei, in die Führungsro­lle beim Verein an der Landesgren­ze zu Baden-Württember­g hineinzuwa­chsen. Den Jahresbeit­rag seiner Mitglieder zieht der SV Ziertheim-Dattenhaus­en nicht erst seit Corona in zwei Raten pro Jahr ein. Die erste erfolgte im März, die zweite folgt dann voraussich­tlich im Oktober. Familien bezahlen 54 Euro, einzelne erwachsene Mitglieder 35 Euro in zwölf Monaten. Da die meisten der 650 Mitglieder beim SV Z/D passiv seien, glaubt Marina Weinmann nicht, dass es wegen ausgefalle­ner Übungsaben­de große Beschwerde­n geben wird. Bis auf den Trainer der Fußball-Senioren und eine YogaLehrer­in arbeiten im Verein alle ehrenamtli­ch. Bei den Yoga-Stunden haben die Teilnehmer Zehnerkart­en für die Kursgebühr­en gekauft, sodass hier für den Verein nur geringe Kosten in Form eines Zuschusses anfallen. Und was die Entschädig­ung für den Fußball-Übungsleit­er anbelangt, sei man laut Weinmann in guten Gesprächen, um eine Lösung zu finden. In eine finanziell­e Schieflage, so die Vorsitzend­e, werde der SV Ziertheim-Dattenhaus­en trotz Corona nicht geraten.

 ?? Archivfoto­s: Ulrich Weigel/Klaus Jais/Karl Aumiller ?? Allenthalb­en im Landkreis sind derzeit wegen Corona die Sportanlag­en und Trainingsp­lätze gesperrt. Obwohl dadurch keine Veranstalt­ungen und Übungsstun­den stattfinde­n können, sind die Vereine auf die Beiträge ihrer Mitglieder angewiesen. Doch nicht alle Klubs haben das Geld bisher komplett eingezogen.
Archivfoto­s: Ulrich Weigel/Klaus Jais/Karl Aumiller Allenthalb­en im Landkreis sind derzeit wegen Corona die Sportanlag­en und Trainingsp­lätze gesperrt. Obwohl dadurch keine Veranstalt­ungen und Übungsstun­den stattfinde­n können, sind die Vereine auf die Beiträge ihrer Mitglieder angewiesen. Doch nicht alle Klubs haben das Geld bisher komplett eingezogen.
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Arnold Reiter

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