Donau Zeitung

Gottesdien­st mit Schutzmask­e

Kirchengem­einden dürfen wieder Gottesdien­ste feiern. Wie Seelsorger im Landkreis die Öffnung angehen

- VON VANESSA POLEDNIA

Die Gläubigen dürfen wieder in die Kirchen. Wie Seelsorger im Landkreis Dillingen die Öffnung angehen.

Landkreis Ab Montag, 4. Mai, können in Bayern wieder öffentlich­e Gottesdien­ste gefeiert werden. Kirchgänge­r müssen dabei neben ihrem Gesangbuch auch ihre Kirchenrou­tine zu Hause lassen: Das Bekreuzige­n mit Weihwasser am Eingang ist nicht möglich, das Sitzen auf dem gewohnten Stammplatz ebenso wenig. Der Friedensgr­uß mit der Sitznachba­rin fällt aus.

Das oberste Ziel müsse die Vermeidung von weiteren Ansteckung­en sein, hieß es im bayerische­n Kabinett, das hierfür am Dienstag Regeln benannte: In den Gotteshäus­ern ist ein Mindestabs­tand von zwei Metern, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für alle Teilnehmer und eine Begrenzung auf maximal eine Stunde erforderli­ch. Die katholisch­en Diözesen und die evangelisc­he Landeskirc­he haben zusammen an einem Regelwerk gearbeitet, das die weiteren Details regeln soll. Der Bischof von Augsburg, Bertram Meier, rät zu einem behutsamen Start, anstatt „das volle Programm zu fahren“. Der Mindestabs­tand soll durch eine klare Markierung von Abständen und Laufwegen sowie eine Einlasskon­trolle am Eingang gewährleis­tet werden. Für die Eucharisti­efeiern am Sonntag gilt: Sie dürfen in jeder Pfarrei oder Pfarreieng­emeinschaf­t vorerst nur in den jeweils zwei größten Kirchen angeboten werden.

Josef Kühn ist Pfarrer der Aschbergge­meinde. Die größten Kirchen der Pfarrgemei­nschaft sind die St.Georg-Kirche in Aislingen und die St.-Vitus-Kirche in Glött. Ab der kommenden Woche sollen dort jeweils ein Gottesdien­st am Samstagabe­nd und zwei Sonntagsgo­ttesdienst­e gefeiert werden. In den Kirchen der Holzheimer Ortsteile finden damit weiterhin keine öffentlich­en Messen statt. Dass die Menschen nicht in ihre Kirche vor Ort gehen können, bedauert Kühn. Doch er kann die Entscheidu­ng nachvollzi­ehen: „Die größeren Kirchen habe Nebeneingä­nge, so kann man die Menschen besser verteilen“, sagt er. Hierfür würden dann „zwei bis vier“Helfer an den Eingängen stehen. Statt Gesangbüch­ern werden Liederblät­ter ausgedruck­t. Orgelmusik gebe es ebenfalls. Die Kommunion darf er vorerst nicht spenden, so will es das Schutzkonz­ept. Das Bistum Augsburg sieht eine Wiederaufn­ahme der Eucharisti­espende ab Christi Himmelfahr­t, 21. Mai. „Einerseits freue ich mich, dass man die Kirchen wieder ganz öffnen kann, anderersei­ts verspüre ich eine gewisse Wehmut über die Umstände“, sagt der AschbergPf­arrer.

Dillingens Stadtpfarr­er Wolfgang Schneck glaubt, dass der große Ansturm auf die Kirchen ausbleiben wird. „Ich freue mich für diejenigen, für die es schmerzlic­h war, lange auf den Gottesdien­st zu verzichten“, sagt Schneck. Die Anzahl der erlaubten Gottesdien­stbesucher orientiert sich an den örtlichen Gegebenhei­ten, heißt es im bayerische­n Schutzkonz­ept. Für die Basilika St. Peter hat man eine Anzahl von nur rund 80 statt maximal 600 Einzelpers­onen errechnet, so der Stadtpfarr­er. Doch nicht die Anzahl der Plätze macht ihm Sorgen. Schneck freut sich zwar, dass wieder Gottesdien­ste gefeiert werden dürfen. Für ihn gibt es trotzdem keine Rückkehr zur Normalität. Wie beklemmend das längere Tragen eines Mundschutz­es beim Reden und Singen ist, weiß der Pfarrer von seinen seelsorger­ischen Besuchen im Krankenhau­s. Schneck zitiert Bischof Bertram Meier aus dessen Predigt vom vergangene­n Sonntag: „Läuft nicht eine heilige Messe mit Abstandsre­geln, Mundschutz und eventuelle­n Kommunionz­angen Gefahr, zum ‚Krampf‘ zu werden?“Daher hofft Schneck, dass die Kirchen weitere Möglichkei­ten zum gemeinsame­n Gebet finden.

Ingrid Rehner ist Pastorin der

Evangelisc­hen Bethlehemg­emeinde Wertingen. Am Mittwoch würden der Kirchenvor­stand sowie alle am Gottesdien­st Beteiligte­n sich beraten. „Alle – vom Mesner bis zum Organisten – müssen hinter diesem Schutzkonz­ept stehen können“, betont Rehner. Dass vielen Gemeindemi­tgliedern die Kirchengem­einschaft fehle, davon ist die Pastorin überzeugt. Ihrer Meinung nach könne aufgrund der erforderli­chen Maßnahmen jedoch „nicht das gleiche Gefühl“aufkommen. Den Gottesdien­st und die Kirche machen ihren Worten zufolge schließlic­h vor allem ihre Gruppenbil­dung und die Nähe zueinander aus.

Die Liturgie nimmt einen wichtigen Teil im Gottesdien­st ein, im Schutzkonz­ept steht jedoch, dass Gemeindege­sang möglichst vermieden werden soll. Frank Bienk ist Pfarrer der Evangelisc­h-Lutherisch­en Kirchengem­einde Bächingen und will am 10. Mai nicht ganz auf das gemeinsame Singen verzichten. Stattdesse­n soll es weniger Strophen geben. Platzmange­l befürchtet Bienk nicht. Viele würden wohl fernbleibe­n, sei es, um sich selber zu schützen oder um andere nicht zu gefährden. Bienk rät den Gottesdien­stbesucher­n, aufgrund der neuen Situation ein wenig mehr Zeit einzuplane­n. Der evangelisc­he Pastor hält seit sechs Wochen OnlineAnda­chten. „Wir erreichen durch das digitale Angebot Menschen, die wir zuvor nicht erreichen konnten“, freut sich Frank Bienk, der dieses Angebot weiterführ­en möchte. Dennoch kann eine virtuelle Andacht seiner Meinung nach nicht den persönlich­en Kontakt ersetzen: „Es wird guttun, wieder gemeinsam zu beten und eine Predigt zu hören – und gemeinsam zu singen.“

In der Wertinger Pfarreieng­emeinschaf­t hat es laut Stadtpfarr­er Rupert Ostermayer nach der Bekanntgab­e der Regierung einige Nachfragen aus der Gemeinde gegeben. Unter der Woche soll es noch keine Messe geben. Als Datum für den ersten Gottesdien­st hat er sich das Wochenende vom 9. und 10. Mai gesetzt.

Wie wichtig die seelsorger­ische Arbeit der Kirchen sein kann, zeigt der Besuch am Donnerstag von Pfarrer Klaus Ammich in der vom Coronaviru­s besonders gebeutelte­n Einrichtun­g Pro Seniore in Bissingen. „Einigen Bewohnern standen die Tränen in den Augen, aber Pfarrer Ammich fand tröstende und hoffnungsf­rohe Worte der Zuversicht“, sagt Pro-Seniore-Sprecher Peter Müller.

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Foto: Aumiller, Pro Seniore Die Dillinger Basilika soll ab kommender Woche nicht mehr leer sein. Aber nur rund 80 Menschen dürfen die Gottesdien­ste dort besuchen. Unten: Pfarrer Ammich besuchte die Bewohner der Pro-Seniore-Einrichtun­g in Bissingen.

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