Donau Zeitung

Abstand auf der Pirsch

Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkung­en auf die Jagd. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild. Wie sich Förster und Jäger auf die neue Situation einstellen

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg/Kempten Es gibt in diesen schwierige­n Corona-Zeiten wahrlich Wichtigere­s als Fragen zur Jagd. Wenngleich die Pandemie durchaus Auswirkung­en für die rund 70 000 Jägerinnen und Jäger in Bayern hat. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild, Schwarzwil­d kann ganzjährig erlegt werden. Die aktuellen CoronaRich­tlinien bringen jedoch Einschränk­ungen mit sich. Jagen ist demnach „nur alleine, mit Personen, mit denen man zusammenle­bt, oder mit einer nicht im selben Hausstand lebenden weiteren Person“möglich. So heißt es in einer Mitteilung des bayerische­n Staatsmini­steriums für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Der Mindestabs­tand von 1,5 Metern muss dabei eingehalte­n werden. Sammelansi­tze oder Gemeinscha­ftsjagden, an denen mehrere Jäger teilnehmen, sind dagegen nicht zulässig.

Förster und Jäger erwarten durch die Vorgaben gleichwohl wenig Probleme. Hubert Droste, Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen

Preiseinbr­üche von fast 50 Prozent

schaftsjag­drevier Wettenhaus­en im Kammeltal auf die Jagd. Täglich ist er mit seiner Rauhaardac­keldame Anka im Wald, „weil ich durch die Kontaktver­bote wegen Corona etwa zu meinen Enkelkinde­rn viel mehr Zeit habe“. Blaha erlebt sein 700 Hektar großes Revier, „wie ich es lange nicht erlebt habe“. „Ich komme plötzlich an Stellen, an denen ich ewig nicht mehr war.“Größere Reparatura­rbeiten an jagdlichen Einrichtun­g wie Hochsitzen oder Kanzeln muss er derzeit verschiebe­n. „Das ist alleine oder zu zweit oft nicht zu schaffen.“Und noch eines hat Blaha, der im Kreis Günzburg Jagdberate­r ist, festgestel­lt. Die Zahl der Wildunfäll­e hat deutlich abgenommen, weil auf den Straßen, die sein Revier durchschne­iden, viel weniger Autos unterwegs sind.

Auch Moritz Fürst zu OettingenW­allerstein hält eine Verlängeru­ng der Schonzeit wegen Corona für „Unfug“. Eine generelle Reduzierun­g der Jagd verbiete sich. Der Fürst, in Schloss Hohenalthe­im (Kreis Donau-Ries) zu Hause, spricht dennoch von einer spannenden Situation. Er stellt sich die Frapersone­n, ge, ob die jagdlichen Einschränk­ungen auch dann gehalten werden können, sollte die Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP) tatsächlic­h Deutschlan­d erreichen. Die für Sauen tödliche Seuche sei nur noch wenige Kilometer entfernt. „Wenn die Schweinepe­st über die Grenze springt, müssen wir völlig neu denken“, sagt der Fürst.

Michael Heinzel, der in Betzigau (Oberallgäu) lebt und in Kraftisrie­d im Ostallgäu auf die Jagd geht, bewegt nicht nur in diesen Tagen ein anderes Thema. „Mich stört, dass das Rehwild häufig nur noch als Schädling in unseren Wäldern gesehen wird.“Durch den enormen Jagddruck werde das Wild immer heimlicher, es ziehe sich zurück und der Verbiss an den Bäumen nehme zu. Doch die Spirale bei den Abschussza­hlen gehe ständig weiter nach oben. Heinzel, der dem Vorstand der Kreisgrupp­e Kempten des Bayerische­n Jagdverban­des angehört, appelliert aus Sicht des Naturschut­zes an die Vorbildfun­ktion des Staatsfors­tes. „Wald und Wild gehören zusammen und bilden gemeinsam das Ökosystem.“

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Foto: Felix Kästle, dpa Jagen ist wegen der Corona-Pandemie nur alleine, mit Personen, mit denen man zusammenle­bt, oder mit einer nicht im selben Hausstand lebenden weiteren Person möglich.

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