Abstand auf der Pirsch
Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Jagd. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild. Wie sich Förster und Jäger auf die neue Situation einstellen
Augsburg/Kempten Es gibt in diesen schwierigen Corona-Zeiten wahrlich Wichtigeres als Fragen zur Jagd. Wenngleich die Pandemie durchaus Auswirkungen für die rund 70 000 Jägerinnen und Jäger in Bayern hat. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild, Schwarzwild kann ganzjährig erlegt werden. Die aktuellen CoronaRichtlinien bringen jedoch Einschränkungen mit sich. Jagen ist demnach „nur alleine, mit Personen, mit denen man zusammenlebt, oder mit einer nicht im selben Hausstand lebenden weiteren Person“möglich. So heißt es in einer Mitteilung des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss dabei eingehalten werden. Sammelansitze oder Gemeinschaftsjagden, an denen mehrere Jäger teilnehmen, sind dagegen nicht zulässig.
Förster und Jäger erwarten durch die Vorgaben gleichwohl wenig Probleme. Hubert Droste, Leiter des Forstbetriebs Zusmarshausen
Preiseinbrüche von fast 50 Prozent
schaftsjagdrevier Wettenhausen im Kammeltal auf die Jagd. Täglich ist er mit seiner Rauhaardackeldame Anka im Wald, „weil ich durch die Kontaktverbote wegen Corona etwa zu meinen Enkelkindern viel mehr Zeit habe“. Blaha erlebt sein 700 Hektar großes Revier, „wie ich es lange nicht erlebt habe“. „Ich komme plötzlich an Stellen, an denen ich ewig nicht mehr war.“Größere Reparaturarbeiten an jagdlichen Einrichtung wie Hochsitzen oder Kanzeln muss er derzeit verschieben. „Das ist alleine oder zu zweit oft nicht zu schaffen.“Und noch eines hat Blaha, der im Kreis Günzburg Jagdberater ist, festgestellt. Die Zahl der Wildunfälle hat deutlich abgenommen, weil auf den Straßen, die sein Revier durchschneiden, viel weniger Autos unterwegs sind.
Auch Moritz Fürst zu OettingenWallerstein hält eine Verlängerung der Schonzeit wegen Corona für „Unfug“. Eine generelle Reduzierung der Jagd verbiete sich. Der Fürst, in Schloss Hohenaltheim (Kreis Donau-Ries) zu Hause, spricht dennoch von einer spannenden Situation. Er stellt sich die Frapersonen, ge, ob die jagdlichen Einschränkungen auch dann gehalten werden können, sollte die Afrikanische Schweinepest (ASP) tatsächlich Deutschland erreichen. Die für Sauen tödliche Seuche sei nur noch wenige Kilometer entfernt. „Wenn die Schweinepest über die Grenze springt, müssen wir völlig neu denken“, sagt der Fürst.
Michael Heinzel, der in Betzigau (Oberallgäu) lebt und in Kraftisried im Ostallgäu auf die Jagd geht, bewegt nicht nur in diesen Tagen ein anderes Thema. „Mich stört, dass das Rehwild häufig nur noch als Schädling in unseren Wäldern gesehen wird.“Durch den enormen Jagddruck werde das Wild immer heimlicher, es ziehe sich zurück und der Verbiss an den Bäumen nehme zu. Doch die Spirale bei den Abschusszahlen gehe ständig weiter nach oben. Heinzel, der dem Vorstand der Kreisgruppe Kempten des Bayerischen Jagdverbandes angehört, appelliert aus Sicht des Naturschutzes an die Vorbildfunktion des Staatsforstes. „Wald und Wild gehören zusammen und bilden gemeinsam das Ökosystem.“