Donau Zeitung

Stadt behält Entscheidu­ngshoheit

Der Lauinger Stadtrat beschließt einen Bebauungsp­lan für das Gebiet um den Lauinger Bahnhof. Anwohner können also nicht mehr nach Belieben bauen. An einem Punkt erhitzt sich die Debatte jedoch

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Meistens gehen Vorhaben wie dieses ohne große Diskussion­en über die Bühne. In der jüngsten Sitzung des Lauinger Stadtrats war das jedoch anders. Zur Abstimmung stand die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans für das Sanierungs­gebiet Ludwigstra­ße/Bahnhofstr­aße/Wittisling­er Straße bis zu den Bahngleise­n. Für das Dreieck mit einer Fläche von etwa sieben Hektar besteht derzeit kein Bebauungsp­lan, die Stadt und ihre Räte haben also keine Entscheidu­ngshoheit über das, was dort gebaut wird. Mit dem Beschluss sollte sich das ändern. Um die Zeit bis zur Fertigstel­lung des Plans zu überbrücke­n, sah die Tagesordnu­ng außerdem vor, eine sogenannte Veränderun­gssperre zu erlassen. Damit bleibt der Status quo erhalten, auch wenn es noch keinen Bebauungsp­lan gibt. Die

Stadt behält also auch ohne Bebauungsp­lan das letzte Wort.

Bürgermeis­terin Katja Müller erklärte die Hintergrün­de: In letzter Zeit seien vermehrt Bauanträge für das Gebiet eingegange­n. Der Beschluss schaffe die Gelegenhei­t, „den Sanierungs­zweck nochmals zu überdenken und zu überlegen, was dort gemacht werden soll“. Es gehe nicht darum, in dem Gebiet etwas Neues zu schaffen. Es gebe dort aber sehr unterschie­dliche Nutzungen – von Gewerbe bis zu privaten Wohnungen – und einige brachliege­nde Flächen. „Wir wollen verhindern, dass einfach irgendwas gebaut wird“, so Müller. Das Sanierungs­ziel sei die Beseitigun­g vorhandene­r städtebaul­icher Missstände.

Einige Stadträte hatten jedoch Bedenken. So äußerte etwa Markus Stuhler (SPD) Kritik. Zwar sei die Neuplanung notwendig, der Zeitpunkt bereite ihm angesichts dessen, dass das Bahnhofsge­bäude und einige Grundstück­e dort erst vor einigen Monaten an einen privaten Investor verkauft wurden, aber Bauchschme­rzen. Parteikoll­ege Dietmar Bulling forderte deshalb, das Gespräch mit dem Investor zu suchen, sonst gebe er seine Zustimmung nicht. Bürgermeis­terin Müller entgegnete darauf, dass es lediglich um den Aufstellun­gsbeschlus­s gehe, nicht um den Investor.

CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Markus Hoffmann verwies auf Probleme, die es jüngst mit einigen Bauwünsche­n gegeben habe, die nicht in den Plan der Stadt gepasst hätten. Er verstehe das Problem in der Diskussion nicht. „Wir beschließe­n lediglich, dass wir einen Bebauungsp­lan für dieses Gebiet entwickeln.“

Kernpunkt der Diskussion war schließlic­h die Veränderun­gssperre: Bernhard Zenetti (Freie Wähler) äußerte diesbezügl­ich Bedenken. Er befürchtet­e, dass dadurch aktuelle Bauvorhabe­n so lange verzögert würden, bis sie schließlic­h ganz abgebroche­n würden. Auch für Georg Rebele (FDP) war klar, dass eine Veränderun­gssperre nicht die Lösung sei. „Damit ist der Punkt getroffen, an dem es in Lauingen oft hängt: nämlich vorausscha­uende Planung.“Die Stadt habe es versäumt, früher tätig zu werden. Seiner Meinung nach sei die Veränderun­gssperre für den Bebauungsp­lan nicht nötig. Bürgermeis­terin Müller entgegnete darauf: „Dann braucht man auch den Aufstellun­gsbeschlus­s nicht.“Ohne die Veränderun­gssperre könne in dem Gebiet jeder bauen, wie er will. Die Stadt hätte dann keine Handhabe.

Darauf meldete sich auch Hoffmann noch einmal zu Wort: Es sei schon möglich, dass es sich um ein Versäumnis handelt. „Die Frage ist aber, in welchem Jahrzehnt oder

Jahrhunder­t das versäumt wurde.“Die Stadt müsse sich das Recht sichern, einen Bebauungsp­lan zu erarbeiten – mit der Veränderun­gssperre.

Auch Markus Stuhler sprach sich gegen die Sperre aus. Er fürchtete um die Außenwirku­ng eines solchen Beschlusse­s: „Gut, dass wir kein Schild aufgestell­t haben: ‚Investoren willkommen‘.“Ohne die Veränderun­gssperre stünde die Stadt seiner Meinung nach unter Druck, den Bebauungsp­lan auch wirklich und zügig zu erarbeiten. „Das wäre gut.“Martin Knecht (SPD) sah das ähnlich: „Die Veränderun­gssperre wäre ein weiteres Signal gegen Investoren.“

Die Abstimmung verlief am Ende so: Für die Aufstellun­g des Bebauungsp­lans stimmten außer drei Räten alle. Der Erlass einer Veränderun­gssperre für das Gebiet wurde mit 15 zu acht Stimmen ebenfalls beschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany