Donau Zeitung

Haare schneiden mit Abstand

Ab heute dürfen Friseure im Landkreis ihre Salons wieder öffnen. Sie müssen weitreiche­nde Auflagen einhalten

- VON MATHIAS ROGLER

Landkreis In den vergangene­n Wochen konnte man die Matte schon förmlich wachsen hören. Daher dürften auch viele Landkreisb­ürger auf diesen Tag gewartet haben: Ab dem heutigen Montag dürfen auch die Friseursal­ons wieder ihre Türen öffnen.

Wie in anderen Geschäften müssen auch in den Salons bestimmte Hygienemaß­nahmen zum Schutz vor Covid-19-Infektione­n ergriffen werden. Die Vorbereitu­ngen dafür liefen auf Hochtouren. „Wir haben jetzt mal alles aus dem Laden geräumt, was wir nicht unbedingt brauchen, außerdem haben wir die Anzahl an Stühlen massiv reduziert“, sagt Sylvia Stapfer vom „Studio Haircut“in Dillingen. Das sei auch notwendig, da nur eine bestimmte Anzahl an Kunden gleichzeit­ig bedient werden dürfe. „Bei einem einzuhalte­nden Mindestabs­tand von 1,5 bis zwei Metern können höchstens drei oder vier Kunden drankommen. Das hängt aber auch von der Größe des Salons ab“, so Stapfer. Auch Patrizia Thiel hat fleißig ausgeräumt. „Bei uns wird es vorerst keinen Warteberei­ch mehr geben. Die Stühle dort habe ich nach Hause verfrachte­t, sodass keiner ohne Termin in den Laden kommt“, sagt die Inhaberin des „Salon Patrizia“in Wertingen.

Neben den bisherigen Hygienemaß­nahmen wie regelmäßig­e Desinfekti­on, Abstandsre­gelungen und Mundschutz müssen die Friseure nun jedem Kunden zuerst die Haare waschen. Folglich müssen Kunden beim Friseurter­min mehr Zeit einplanen – und mehr Geld, wie Obermeiste­r Willi Uhl von der Friseurinn­ung Nordschwab­en befürchtet. „Wir mussten unsere Salons ja sechs Wochen geschlosse­n halten. Da gibt es auf jeden Fall Einbußen und Verluste. Außerdem muss man auch sehen, welche Ausgaben mit Desinfekti­onsmitteln, Mundschutz und den anderen Hygienemaß­nahmen dazukommen. Und die bisherigen Nebenkoste­n laufen ebenfalls weiter.“Pauschal will sich Uhl nicht auf die Höhe der Verluste festlegen, das sei vor allem von der Größe der einzelnen Salons abhängig. Er kann sich vor allem einen „Corona-Aufschlag“auf bisherige Preise oder eine generelle Preiserhöh­ung vorstellen. „Die Höhe gibt der Innungsver­band aber nicht vor. Das wird von jedem Friseursal­on individuel­l gehandhabt“, meint Uhl.

Anfragen für Tipps, wie man sich zu Hause die Haare schneiden könne, habe es nicht gegeben. Das sei auch ein schwierige­s Thema, weil die Garantie für einen gelungenen Haarschnit­t schlichtwe­g nicht gegeben sei. Auch in Bezug auf Ausnahmen waren die meisten Friseure vorsichtig. „Wir haben keine Ausnahmen gemacht“, betont Patrizia

Thiel: „Ich hatte eine Anfrage von einer Braut, ob ich nicht für sie eine Ausnahme machen würde, aber das musste ich mit Bedauern ablehnen. Wir haben lediglich Färbemitte­l verkauft und ausgeliefe­rt, diese Handhabung wird bei den meisten Kollegen ähnlich gewesen sein.“

Trotz der zahlreiche­n Hürden atmen die Friseure im Landkreis auf. Die Erleichter­ung nach der Entscheidu­ng von Bundes- und Staatsregi­erung ist deutlich zu spüren.

„Wir sind froh, dass es nun endlich weitergeht. Nach sechs Wochen dürfen wir wieder arbeiten und Kontakt mit unseren Kunden haben“, sagt Sylvia Stapfer, „wir waren wahrschein­lich noch nie so gefragt wie jetzt.“

Die Kunden sehen das wohl ähnlich: In den vergangene­n Wochen hatten die Inhaber neben den Umbauarbei­ten und Vorbereitu­ngen vor allem Telefondie­nst zu bewältigen, wie Willi Uhl bemerkt: „Viele haben erst in der vergangene­n Woche mit der Auftragsan­nahme begonnen, weil sie noch Änderungen der Gesundheit­sministeri­en befürchtet hatten, andere vergeben schon seit zwei Wochen wieder Termine. Die meisten haben auch eine Rufumleitu­ng vom Salon zu ihrem Privatansc­hluss geschaltet, um möglichst viele Termine vereinbare­n zu können.“

Die momentane Resonanz sei wirklich enorm, wie Patrizia Thiel bestätigt: „Unser Terminkale­nder für diese Woche ist schon voll ausgefüllt, in der folgenden Woche ist noch Luft.“Obwohl man nicht das vorherige Pensum erfüllen könne, gebe man sich die größte Mühe. Wichtig sei vor allem, dass alle gesund bleiben. Die Inhaberin des Salons Patrizia sagt: „Es wird im Allgemeine­n länger dauern, aber wir halten uns an die Vorschrift­en und sind uns sicher, dass die Kunden das auch tun. Und so werden wir das schon irgendwie schaffen.“

„Bei einem einzuhalte­nden Mindestabs­tand von 1,5 bis zwei Metern können höchstens drei oder vier Kunden drankommen.“Sylvia Stapfer, „Studio Haircut“, Dillingen

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Symbolfoto: Barbara Gindl, dpa Nach wochenlang­er Schließung wegen der Corona-Pandemie dürfen die Friseure ab Montag wieder ihre Salons öffnen. Die Laden-Inhaber rechnen mit einem Ansturm. Einen Termin gibt es aber nur nach vorheriger Absprache.

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