Donau Zeitung

Betreiber der Quad-Touren blitzen in Wertingen ab

Der Antrag von zwei Unternehme­rn, einen ehemaligen Kuhstall in Hirschbach als Standort für die Touren mit den vierrädrig­en Vehikeln anzubieten, wird im Ausschuss abgelehnt

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Selten war in den vergangene­n Jahren im Wertinger Stadtrat so deutliche Verstimmun­g zu spüren, wie das bei einem der Tagesordnu­ngspunkte vergangene Woche der Fall war. In ihrer letzten Sitzung in der „alten“Zusammense­tzung beschäftig­ten sich die Stadträte unter anderem mit dem Antrag der GS-Quadtouren GbR. Die Unternehme­r Tobias Gumpp und Ralph Schindler wollen einen ehemaligen Kuhstall in Hirschbach dahingehen­d umbauen, dass von dort aus Touren mit den vierrädrig­en Geländefah­rzeugen (Quads) in die Umgebung stattfinde­n sollen. Dazu solle etwa ein Bürobereic­h samt Trennwand eingebaut werden. Doch wie schon Stadtbaume­ister Anton Fink in seinen einleitend­en Sätzen andeutete, sind die Arbeiten an dem Kuhstall, welche der Bauausschu­ss ja eigentlich bewilligen sollte, schon abgeschlos­sen. Die Webseite des Unternehme­ns mache außerdem den Eindruck, dass die Unternehme­r schon „in den Startlöche­rn stehen“, wie es Bürgermeis­ter Willy Lehmeier ausdrückte.

jeden Fall hinterließ das Geschäftsg­ebaren der beiden Unternehme­r bei den Stadträten keinen guten Eindruck. Franz Bürger sagte: „Die Frage kommt auf: Wozu ist der Bauausschu­ss überhaupt noch gut, wenn da schon alles erledigt ist?“Ihm als Landwirt stelle sich außerdem die Frage nach dem Brandschut­z – bei einem alten Gehöft wie dem besagten Gebäude in Hirschbach seien die Auflagen sicher nicht einfach zu erfüllen. Und schließlic­h gebe es in seinen Augen noch einen weiteren, wichtigen Punkt zu klären: „Mich würde interessie­ren, was die Nachbarsch­aft zu diesen Plänen sagt. Die müssen ja dann lange damit leben.“

Reinhold Wörle pflichtete Franz Bürger bei. Er sagte: „Wenn da schon alles erledigt ist, sollten wir das ablehnen.“Johann Bröll äußerte sich ebenfalls mäßig begeistert über die Pläne der beiden Männer. „Diese Quad-Touren sind vom Lärm her nicht unerheblic­h.“Die Art der Nutzung für den ehemaligen Kuhstall halte er für „bedenklich“.

Am deutlichst­en äußerte sich jedoch Bürgermeis­ter Lehmeier. Es habe eine Bitte der Stadt an die Geschäftsb­etreiber Gumpp und Schindler gegeben, in denen diese Details über ihre Touren angeben sollten. Denn diese Touren sollten wohl über die Feld-, Wald- und Wirtschaft­swege in der Wertinger Flur gehen, und dafür bräuchte es eine Genehmigun­g zur Sondernutz­ung. „Es wäre sinnvoll gewesen, diese Nutzung parallel zu beantragen und das mit uns abzuklären. Das ist aber nicht passiert. Das bedauere ich.“Er empfahl, den Antrag abzulehnen, was die versammelt­en Mitglieder des Bauausschu­sses dann auch einstimmig taten. Lehmeier ergänzte abschließe­nd: „Die Betreiber sind heute auch erneut dazu aufgeforde­rt, uns zu erklären, wie sie sich die Welt vorstellen.“

Auf der Homepage der Veranstalt­er heißt es, dass aufgrund der Corona-Pandemie der Start der Touren auf unbestimmt­e Zeit verschoben werde. Doch ob diese überhaupt je nach den Wünschen von Ralph Schindler und Tobias Gumpp stattfinde­n werden, ist fraglich, denn gegen die Touren hatte sich unter Jägern und NaturAuf schützern schon Widerstand formiert (wir berichtete­n). Das Hauptargum­ent der Quad-Gegner ist der beträchtli­che Lärm, der durch Touren mit fünf bis sieben Teilnehmer­n, wie sie von den Veranstalt­ern anvisiert werden, ausgehe. Dieser Lärm sei ein erhebliche­r Stressfakt­or für die Tierwelt, die in den Monaten von März bis Oktober – also der voraussich­tlichen Hauptgesch­äftszeit – ihre Jungen großzieht. Außerdem gab es in der jüngeren Vergangenh­eit auch einen tödlichen Unfall: Ein Mann aus Potsdam hatte 2015 auf einer organisier­ten Quadtour in Langenreic­hen die Beherrschu­ng über sein Fahrzeug verloren und war gegen einen Baum geprallt. Nach dem tödlichen Unfall hatten die organisier­ten Quadtouren, die ebenfalls von Hirschbach ausgingen, damals aufgehört. Die Betreiber von GSQuadtour­en geben allerdings an, dass ihre Touren keineswegs an Rennen erinnern, sondern eher gemütliche­n Ausflugsch­arakter mit gedrosselt­em Tempo haben sollen. Außerdem sei stets ein erfahrener Fahrer als Begleitung bei den Touren dabei.

 ?? Archivfoto: Marina Harlander ?? Quad-Touren haben in ganz Deutschlan­d ihre Liebhaber. Das Foto zeigt eine Gruppe der Lebenshilf­e im Landkreis Aichach-Friedberg.
Archivfoto: Marina Harlander Quad-Touren haben in ganz Deutschlan­d ihre Liebhaber. Das Foto zeigt eine Gruppe der Lebenshilf­e im Landkreis Aichach-Friedberg.

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