Donau Zeitung

Könnte der Lockdown in den Landkreis zurückkomm­en?

Die Leiterin des Gesundheit­samts über die neuen Maßnahmen und was sie für Dillingen bedeuten

- Die Fragen stellte: Jonathan Mayer

Frau Kastner, nach und nach lockert Bayern bekannterm­aßen die Einschränk­ungen gegen das Coronaviru­s. Wie bewerten Sie als Leiterin des Gesundheit­samts die Entwicklun­g der Infektione­n und Todesfälle im Landkreis Dillingen?

Dr. Uta-Maria Kastner: In der vergangene­n Woche wurden uns deutlich weniger Fälle gemeldet, neue Todesfälle gab es seit fünf Tagen nicht mehr, im Pflegeheim Pro Seniore Bissingen genesen die Bewohner zunehmend. Die erste Infektions­welle haben wir also gut überstande­n.

Wie hoch ist die Reprodukti­onsrate im Landkreis aktuell?

Kastner: Der Berechnung der Reprodukti­onszahl liegt eine komplexe mathematis­che Modellrech­nung zugrunde. Sie wird von uns nicht berechnet und ist mit so kleinen Neuerkrank­ungszahlen wie bei uns im Landkreis auch nicht aussagekrä­ftig. Die Neuerkrank­ungszahlen in sieben Tagen sind im täglichen Lageberich­t des Landesamts für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it landkreisb­ezogen veröffentl­icht. Demnach liegt die Zahl Stand Freitagvor­mittag bei 7,29 pro 100000 Einwohner.

Die „Notbremse“, wie Markus Söder sie nannte, liegt bei 50 Neuinfekti­onen auf 100000 Ein- wohner. Davon ist der Landkreis also weit entfernt. Für wie wahrschein­lich halten Sie es angesichts dessen, dass wir diese Zahl erreichen?

Kastner: Die Zahl der Neuinfekti­on ist stark vom Verhalten des Einzelnen abhängig. Sollte die Infektion zum Beispiel in einer Pflegeeinr­ichtung

ausbrechen und zusätzlich eine andere große Hausgemein­schaft betreffen, sind 50 Neuinfekti­on pro Woche unter Umständen auch schnell erreicht.

Und was passiert genau, wenn es so weit kommt?

Kastner: Je nach fachlicher Notwendigk­eit und Verhältnis­mäßigkeit können alle bisher bekannten Lockdown-Maßnahmen nach dem Infektions­schutzgese­tz in Abstimmung mit der fachlichen Landesbehö­rde auch auf Landkreise­bene wieder angeordnet werden.

Wie viele Tests werden im Landkreis aktuell durchgefüh­rt?

Kastner: An der seit 31. März etablierte­n Teststatio­n zwischen Dillingen und Lauingen wurden bisher insgesamt 484 Tests durchgefüh­rt, das Gesundheit­samt führt zusätzlich Reihentest­ungen, zum Beispiel in Pflegeeinr­ichtungen durch, die im Labor des Landesamts untersucht werden. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden 491 Proben eingeschic­kt. Zusätzlich werden Tests durch die Hausärzte, den Fahrdienst der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern und die beiden Kreisklini­ken vorgenomme­n.

Greifen die bisherigen Schutzmaßn­ahmen aus Ihrer Sicht? Und werden sie auch überall entspreche­nd eingehalte­n oder nehmen die Menschen das Thema nach der langen Zeit schon auf die leichte Schulter?

Kastner: Bisher verhalten sich die Bürgerinne­n und Bürger insgesamt sehr disziplini­ert. Ich befürchte aber schon, dass mit den Lockerunge­n das Risiko einer Weiterverb­reitung der Viren steigt, zumal es viele Menschen gibt, die nur leichte Symptome haben, die Erkrankung aber sehr schnell an viele andere weitergebe­n können, wenn die Abstandsre­geln nicht mehr eingehalte­n werden.

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Quelle: Landratsam­t Dillingen
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Uta-Maria Kastner

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