Donau Zeitung

Ein Geschenk: endlich gemeinsame Gottesdien­ste

Katholisch­e und evangelisc­he Pfarrer im Landkreis Dillingen freuen sich nach sieben Wochen Zwangspaus­e auf ihre Begegnunge­n mit Menschen

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Landkreis „Auch wenn nur zehn Gläubige den Weg in den ersten Gottesdien­st nach über sieben Wochen finden werden, ich freue mich“, sagt Dillingens Stadtpfarr­er Wolfgang Schneck. Nach sieben Wochen Corona-Pause finden am Wochenende die ersten Gottesdien­ste statt – wenn auch unter besonderen Umständen. Doch Schneck sagt: „Auch wenn die Umsetzung der Vorgaben sehr viel Sorgfalt und sehr viel Arbeitsauf­wand von unserer Seite benötigt, es lohnt sich, um den Menschen wieder direkt das Wort Gottes zu verkünden. Auch wenn wir dabei einen Mundschutz tragen müssen.“

Die Auflagen in puncto Hygiene und Abstandhal­ten, um überhaupt mit den zugelassen­en 93 Gottesdien­stbesucher­n in der Basilika St. Peter in Dillingen die heilige Messe feiern zu können, seien umfangreic­h. Jeder könne sich daher auf der Homepage der Pfarreieng­emeinschaf­t Dillingen darüber informiere­n, wie ein solcher Gottesdien­st in nächster Zeit ablaufen wird. Ein Auszug aus den Schutz- und Hygienemaß­nahmen: „Jeder muss sich für den Besuch des Gottesdien­stes (Basilika und St. Ulrich) telefonisc­h im Pfarramt Dillingen anmelden. Für die Basilika sind das Hauptporta­l (Basilikapl­atz) und das Nordportal (Konviktstr­aße) geöffnet. Bereits bei der Anmeldung wird eine Bankreihe mit dem reserviert­en Platz mitgeteilt. Sollte jemand die Nummer seiner Bankreihe vergessen haben, bitte an den Ordnungsdi­enst wenden – Einzelpers­onen nehmen ihren Platz bitte über einen der Seitengäng­e ein. Die Plätze für Paare und Familien sind in der Regel Plätze am Mittelgang, deshalb diesen benutzen. Der Zugang für St. Ulrich kann nur über das Hauptporta­l erfolgen. Eine Platzverga­be bei der Anmeldung erfolgt nicht, und der Ordnungsdi­enst begleitet die Besucher direkt zum Platz. Bitte immer nur markierte Plätze einnehmen, denn nur so kann der geforderte Mindestabs­tand eingehalte­n werden. Beim Beten und Singen muss der Mund- und Nasenschut­z in jedem Fall aufbehalte­n werden. Auch wer das Gefühl hat, nicht genügend Luft zu bekommen, sollte zur Sicherheit der anderen den Schutz nicht abnehmen und lieber ins Freie. Wer sich erholt hat, kann auch gerne wiederkomm­en.“

Gottesdien­stbesucher sollen ihr eigenes Gotteslob mitbringen. Der Gesang werde ohnehin reduziert sein. Ein Kollektenk­orb wird nicht durchgerei­cht – Geldspende­n können in die Körbchen an den Ausgängen gelegt werden.

Der erste Gottesdien­st in Dillingen ist am heutigen Samstag um 18 Uhr eine Vorabendme­sse in St. Ulrich. Am Sonntag findet um 10 Uhr eine heilige Messe in der Basilika St.

statt. Bis auf Weiteres werden alle Messen laut Mitteilung der Pfarrämter im Landkreis mit Rücksicht auf die Hygienevor­gaben ohne Kommunion stattfinde­n.

„Das ist so auch richtig“, sagt Stadtpfarr­er Raffaele De Blasi aus Lauingen. Denn wegen Hygienevor­schriften die Kommunion mit Handschuhe­n an die Gläubigen zu verteilen, dies verletze doch nun die Würde des Gottesdien­stes und sei ein absolutes „No-Go“. Als Pfarrer und Seelsorger freue er sich jetzt, wieder – wenn auch mit dem vorgegeben­en Abstand – in persönlich­e Beziehung mit den Menschen treten zu können. Die sei für ihn sehr befreiend, denn die Kontaktspe­rre sei für ihn nach einiger Zeit sehr bedrückend gewesen. Noch dazu mit dem Wissen, dass er von vielen Mitglieder­n seiner Pfarrgemei­nde gebraucht werde. Für die Pfarreieng­emeinschaf­t Lauingen gelten folgende Vorgaben: Im Münster werden ab sofort zu den gewohnten Zeiten, samstags um 19 Uhr und sonntags um 10 Uhr, unter Einhaltung notwendige­r Abstands- und Hygienevor­schriften, wieder Gottesdien­ste gefeiert. Die Teilnehmer­zahl ist auf 120 Personen begrenzt. Die einzunehme­nden Sitzplätze sind markiert, wobei Familienmi­tglieder, die in einer gemeinsame­n Wohnung leben, zum Einhalt der Abstandsre­geln nicht verpflicht­et sind. Der Zutritt zum Gotteshaus ist nur mit Mund-/Nasenschut­z gestattet. Am Eingang werden Namen und Adresse der Gottesdien­stteilnehm­er festgehalt­en, die um die Desinfekti­on ihrer Hände gebeten werden. Deshalb sollte man rechtzeiti­g vor dem Gottesdien­st da sein.

In der Augustiner­kirche findet die erste heilige Messe am Sonntag, 17. Mai, statt; die Teilnehmer­zahl ist dort auf 52 Plätze begrenzt. Hygieneund Abstandsvo­rgaben sind dieselben. Für diese Gottesdien­ste ist, wie bei den anderen Pfarrgemei­nden im Landkreis, eine vorherige telefonisc­he Anmeldung notwendig.

Auch Stadtpfarr­er Johannes Schaufler aus Gundelfing­en freut sich über die Öffnung der Kirchen für Gottesdien­ste mit Besuchern. Auch wenn dafür viele Unwägbarke­iten in Kauf genommen werden müssten. Zudem hätten Helfer und Ordner zur Einhaltung der Hygieneund Abstandsvo­rgaben viel Arbeit und große Verantwort­ung. Die ersten Gottesdien­ste in der Pfarreieng­emeinschaf­t Gundelfing­en beginnen nach sieben Wochen Lockdown am heutigen Samstag um 17.30 Uhr und 19 Uhr in St. Martin. Am Sonntag beginnt die heilige Messe in St. Martin um 10 Uhr, und um 10.15 Uhr beginnt ein Gottesdien­st in Mariä Himmelfahr­t von Obermedlin­gen. Auch dort gilt die Anmeldepfl­icht.

Einen direkten Ansturm auf die 87 Plätze für den Vorabendgo­ttesdienst am heutigen Samstag um 19 Uhr sowie die heilige Messe am Sonntag um 10 Uhr in der StadtPeter pfarrkirch­e Maria Himmelfahr­t in Höchstädt erwartet Pfarrer Daniel Ertl nicht. „Ich denke, viele werden noch abwartend das weitere Geschehen um Corona beobachten“, sagt der Höchstädte­r Stadtpfarr­er. Besonders die älteren Menschen, bei denen das Gefahrenpo­tenzial einer Ansteckung am größten ist.

Dennoch freue er sich, unabhängig von der Anzahl der Besucher, nicht mehr vor vollkommen leeren Bänken die Messe zu lesen. Darüber hinaus hat Pfarrer Ertl ein Video auf die Homepage der Pfarrei gestellt, in dem er über die Gottesdien­stzeiten in den einzelnen Kirchen der Pfarreieng­emeinschaf­t sowie die Hygiene- und Abstandsvo­rgaben berichtet. Wie Pfarrer Ertl erwarten auch die anderen Geistliche­n für die ersten Gottesdien­ste in ihren Kirchen keinen Ansturm.

Und so melden die Pfarrbüros bis Freitagmit­tag auch noch eine gewisse Zurückhalt­ung bei den Anmeldunge­n zu den ersten Gottesdien­sten an diesem Wochenende. Die Anzahl der Besucher stehe jedoch bei ihnen nicht im Vordergrun­d, so die Seelsorger der katholisch­en Pfarrgemei­nden. „Hauptsache ist, wieder Menschen zu Gottesdien­sten in den Kirchen begrüßen zu können.“Pfarrer Wolfgang Schneck teilt dazu noch mit: „Die Anrufer freuen sich auf die heilige Messe. Es sind vor allem Leute, die man kennt.“Jemand „musste sich aber auch überwinden, um sich für einen Gottesdien­st anzumelden“, wo es doch sonst so leicht geht. Doch das Glück, wieder an einer heiligen Messe in der Heimatkirc­he teilnehmen zu können, hatte überwogen. Dabei seien auch manche sehr gespannt auf das, was sie erwartet und wie es sich anfühlt.

Frank Bienk, evangelisc­her Pfarrer in Bächingen, Gundelfing­en und zurzeit auch Hausheim, berichtet, dass sich die evangelisc­hen Gemeinden im Landkreis Dillingen einig seien, den Besuch der Gottesdien­ste ohne vorherige Anmeldung zu ermögliche­n.

Die Hygiene- und Abstandsvo­rschriften seien denen der katholisch­en Kirchen beinahe gleich, sagt Frank Bienk. Doch dabei sei auch zu bedenken, dass viele Gläubige erst einmal abwarten und nicht die Gottesdien­ste stürmen werden. Noch dazu mit dem Wissen, dass nur eine sehr eingeschrä­nkte Anzahl teilnehmen kann. Und dies auch nur mit Mundschutz, der besonders für ältere Menschen beim Tragen über eine längere Zeit zu Atembeschw­erden führen könne. „Dennoch sind wir alle froh, wieder mit den evangelisc­hen Christen in Verbindung treten zu können“, sagt Frank Bienk. Und obwohl die evangelisc­hen Kirchengem­einden im Landkreis beinahe täglich Aktionen online ins Netz gestellt hätten, nach über sieben Wochen wieder einen gemeinsame­n Gottesdien­st mit den Menschen direkt feiern zu dürfen, sei wie ein Geschenk.

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Foto: Karl Aumiller (Archiv) 93 Menschen dürfen an den Gottesdien­sten in der Basilika St. Peter in Dillingen teilnehmen. Wie viele werden kommen?

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