Hochzeiten stehen auf der Kippe
Zumindest weiß Gartenexperte Manfred Herian, was bei Frost überstehen kann. Was besonders empfindlich ist
Es soll eigentlich der schönste Tag im Leben eines Paares sein. Aber aktuell stehen viele Hochzeiten auf der Kippe.
Landkreis So pünktlich waren sie selten. Den Anfang machte am Montag Mamertus. Immer wieder schickte er kleine Regenschauer, die Sonne blinzelte nur stellenweise durch die Wolken und der Wind nahm auch langsam Fahrt auf. Ob Pankratius, Servatius, Bonifatius und letztlich die Kalte Sophie das gleiche vorhaben – oder gar schlimmer? Manfred Herian, Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege, weiß auf jeden Fall: „Jetzt muss man den Wetterbericht genau beobachten. Denn die Eisheiligen sind da.“
Und glaubt man der alten Bauernregel, so bringen die Eisheiligen im Mai noch Frost mit sich. Wurden wir vom besten Sommer-AprilWetter verwöhnt, so könnten – zumindest diese Woche – die lauen Abende auf dem Balkon ins Wasser fallen. Viel schlimmer trifft der Wetterumschwung aber die Natur, wie Experte Herian weiß: „Letztes Jahr war der Mai kalt und verregnet. Am 20. Mai hatten wir noch minus ein Grad. Das war enorm.“Und dieses Tief, gepaart mit wenig Frost im April und kaum Bienenflug, hatte Folgen. Die Obsternte 2019 fiel spärlich aus.
Doch für dieses Jahr ist Manfred Herian zuversichtlich. Im Kreisobstlehrgarten in Höchstädt hat er schon alles kontrolliert, wie er erzählt. Die Blüten der Bäume sind weg, langsam bilden sich Früchte. „Birnen gibt es ausreichend und die Äpfel haben auch eine gute Wetterphase
erwischt. Auch unsere regionalen Sauerkirschen, die schwäbische Weinweichsel, schaut gut aus“, sagt Herian. Johannisbeere und Stachelbeere haben ebenfalls gut angesetzt. Einzig die Quitten hat es laut Herian heuer schon schwer erwischt. Fast 80 Prozent aller Sorten seien kaputt. „Die Obstblüte ist nun durch, es fehlen nur noch ganz späte Apfelsorten“, so der Kreisfachberater weiter.
Sorgen, wenn es wirklich nochmal Frost gibt, macht er sich dafür um die Walnuss. Sie ist jetzt in voller Blüte und sehr empfindlich. Das trifft auch auf Basilikum zu. „Der mag schon kalten Regen nicht“, sagt Herian und hat einen Tipp: „Der rote Basilikum hält besser. Den gibt es auch in allen Gartencentern.“
Aber was ist mit Salat, Kohlrabi und Co.? Viele Hobbygärtner haben in den vergangenen Wochen schon fleißig Gemüse auf dem heimischen Balkon oder im Beet eingepflanzt. Halten die Pflänzchen den Eisheiligen stand? „Ja. Ein, zwei Grad unter Null spielt bei Salat keine Rolle. Erst wenn es mal vier bis sechs Grad minus hat, wird es kritisch. Dann hätte aber alles mit kleinen Früchten Probleme. Dann kommt es auf jedes Grad an.“
Und was kaputt ist, ist kaputt. Wiederbelebung ausgeschlossen. Deshalb rät Herian: „Ich würde Vlies zum Abdecken einfach mal herrichten und bei ganz empfindlichen Pflanzen drüberlegen. Laut Wetterbericht scheint die kälteste Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu sein.“Die Pflanzen, die im Haus, sprich im Warmen angetrieben sind, sollten in jedem Fall über Nacht reingeholt werden.
Die verlässlichsten Wettervorhersagen sind laut Manfred Herian unter anderem sämtliche Agrarwetter-Dienste, aber auch das Angebot von Wetterfrosch Jörg Kachelmann – da gebe es gute Grafiken. Der Kreisfachberater hat noch einen Tipp: „Vorsicht, wenn es in der Nacht aufklart. Kalte Luft mit Wolken macht nichts aus. Aber sind die Wolken weg, dann wird es gefährlich.“Deshalb schaue er oftmals auch um Mitternacht noch in den Himmel. „Als Gärtner und Landwirt macht man das“, sagt er und lacht. Und so übersteht man auch die Eisheiligen. Bis dann im Juni die Schafskälte kommt. Glaubt man der alten Bauernregel.
Fotos: Weiß/Mascha