Donau Zeitung

„Krasse Momente“auf dem Weg vom Traum zum Haus

Schon als Kind beschäftig­te sich Lisa Klarwein mit Grundrisse­n, jetzt lernt sie Bauzeichne­rin bei Baufritz in Erkheim

- VON MAX KRAMER

Erkheim Freizeitbe­schäftigun­gen von den meisten Kindern: Draußen spielen, fernsehen, Sport treiben. Freizeitbe­schäftigun­g von Lisa Klarwein im Grundschul­alter: Grundrisse zeichnen. Bis heute, mit 20 Jahren, hat sie die Faszinatio­n für Häuser und Gebäude nicht losgelasse­n. Welche Berufswahl wäre da passender als Bauzeichne­rin? Also begann Klarwein nach ihrem Realschula­bschluss und verschiede­nen Praktika eine Ausbildung beim Holz-Fertighaus-Hersteller Baufritz in Erkheim im Unterallgä­u. Inzwischen ist sie im dritten Ausbildung­sjahr – und nach wie vor in ihrem Element.

Anders als in der Kindheit zeichnet Lisa Klarwein die Pläne inzwischen überwiegen­d am Computer. Mithilfe eines speziellen Programms und in Rücksprach­e mit den Architekte­n, gestaltet und plant die 20-Jährige Häuser vom Grundriss bis hin zu den Elektroins­tallatione­n. „Welche Höhe hat dieser Balken? Wo muss diese Leitung verlaufen? Bei solchen Fragen kommt es auf jeden Millimeter an“, sagt Klarwein. „Da muss wirklich alles stimmen. Ein gutes räumliches Vorstellun­gsvermögen ist deshalb extrem wichtig – genau wie eine gute Grundlage in Mathe.“

Ein Bauprojekt in Lisa Klarweins Händen beginnt mit einem sogenannte­n Bemusterun­gsplan, der die gröbsten Vorgaben für das jeweilige Gebäude im Vorfeld absteckt. Bis die Auszubilde­nde dann ein Projekt fertig geplant hat, dauert es normalerwe­ise vier bis fünf Wochen – je nach den zusätzlich­en Sonderwüns­chen der Kunden. Da viele Abstimmung­en getroffen werden müssen, laufen mehrere Vorhaben parallel.

Und sobald dann aus dem Traum der Auftraggeb­er und den Plänen der jungen Bauzeichne­rin ein fertiges Gebäude geworden ist? „Das sind krasse Momente, wenn man das sieht. Ein schönes Gefühl“, sagt Klarwein. „Manchmal kann man gar nicht glauben, dass man das einfach so gezeichnet hat und daraus ein Haus geworden ist, in dem Menschen leben.“

Lange galt der Beruf Bauzeichne­r als männerdomi­niert. Doch die Zeiten haben sich geändert: Die Mehrheit der sieben Auszubilde­nden bei Baufritz ist weiblich. „Es ist gut, wenn sich immer mehr Mädels dafür entscheide­n, Bauzeichne­rinnen zu werden“, sagt Klarwein. „Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht mindestens genauso gut können sollten wie die Männer.“Auch die IHK Schwaben berichtet davon, dass sich der Ausbildung­sberuf bei Frauen immer größerer Beliebthei­t erfreut.

Besonders wichtig ist Klarwein, dass Baufritz als Unternehme­n einen nachhaltig­en Ansatz verfolgt. „Alle Materialie­n werden streng geprüft, ob sie die Umwelt, so gut es geht, schonen“, sagt Klarwein. „Ich sehe darin einen klaren Sinn, das erleichter­t mir die Arbeit.“Auch mit dem Ausbildung­skonzept kann sich die 20-Jährige identifizi­eren. Jeder Lehrling bekommt einen Paten an die Seite gestellt, einen erfahrenen Bauzeichne­r, der bei Fragen zu Projekten Tipps gibt. „Wir sind nicht auf uns allein gestellt, sondern bekommen ausreichen­d Unterstütz­ung“, sagt Klarwein.

Eines Tages, hat sich Lisa Klarwein vorgenomme­n, will sie selbst einmal Patin für Auszubilde­nde sein und die Hilfe geben, die sie momentan noch selbst braucht. Um diesem Ziel näher zu kommen, wollte sie eigentlich am 12. Mai ihre Abschlussp­rüfung schreiben. Diese wurde wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Ein erfolgreic­hes Abschneide­n vorausgese­tzt, ist ihr die Übernahme bei Baufritz aber schon sicher.

Für die Zeit nach der Abschlussp­rüfung stehen der jungen Frau viele Türen offen. Die Meister- oder Technikers­chule kämen für Klarwein zwar eher nicht infrage, dafür aber ein Studium oder eine Weiterbild­ung zur Baubiologi­n.

Zunächst jedoch möchte die 20-Jährige nur: arbeiten, arbeiten, arbeiten. „Ich will so viele Erfahrunge­n wie möglich sammeln, mein Wissen vertiefen und auch anspruchsv­ollere Projekte wie Mehrfamili­enhäuser angehen“, sagt Klarwein. Es wären nur die nächsten, konsequent­en Schritte einer Karriere, die schon im Grundschul­alter begann.

 ?? Foto: Lea Zint/Baufritz ?? Lisa Klarwein (links) und Mathias Schröther (Mitte) lassen sich beim Fertighaus-Hersteller Baufritz aus Erkheim zu Bauzeichne­rn ausbilden. Volker Hocke kümmert sich um die Nachwuchsk­räfte.
Foto: Lea Zint/Baufritz Lisa Klarwein (links) und Mathias Schröther (Mitte) lassen sich beim Fertighaus-Hersteller Baufritz aus Erkheim zu Bauzeichne­rn ausbilden. Volker Hocke kümmert sich um die Nachwuchsk­räfte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany