Abgeschottet – aber sicher?
Am Wochenende sollen erste und zweite Liga wieder starten – ohne Dynamo Dresden. Der Kader der Sachsen befindet sich in Quarantäne. Droht ein solches Szenario auch beim FCA?
Augsburg Am Samstag sollen die Bundesligen nach der unfreiwilligen Corona-Pause wieder den Betrieb aufnehmen – eigentlich. Seit dem Wochenende ist klar, dass zumindest eine Mannschaft nicht teilnehmen kann und mindestens die ersten beiden Spiele verpassen wird: Der Kader von Zweitligist Dresden befindet sich nach erneut positiven CoronaTests in Quarantäne. Es ist ein Szenario, das die Deutsche Fußball Liga (DFL) unter allen Umständen vermeiden wollte – mit über 20 000 Tests und strikten Abstandsregeln. Es ist ein Schutzmechanismus, der bei seiner ersten Belastungsprobe versagt hat – und der DFL vor Augen geführt hat, welche Macht die Gesundheitsämter vor Ort haben.
Denn wenn wie in Dresden das Gesundheitsamt der Meinung ist, dass eine komplette Mannschaft in die Quarantäne wandern muss, ist ein Spielbetrieb unmöglich. Kann das auch in Augsburg passieren? Weil immer der Wohnort eines positiv getesteten Vereinsangestellten entscheidend ist, können für den FC Augsburg die Gesundheitsämter der
Stadt Augsburg sowie der Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg oder Unterallgäu zuständig sein. Zur generellen Vorgehensweise betonen alle Ämter, dass die sich für Profi-Fußballer nicht von der für den Rest der Bevölkerung unterscheidet – bedeutet: Nach einer Infektion soll die Infektionskette ermittelt werden. In Quarantäne muss jeder, der eine Kontaktperson der Kategorie I ist, also insgesamt mindestens 15 Minuten einen Gesichtskontakt hatte oder in Berührung mit Körperflüssigkeiten gekommen ist. Das kann ein Gespräch sein – oder eben insgesamt 15 Minuten intensiv geführter Zweikämpfe.
Die DFL zeigte sich bei der Vorstellung des Hygienekonzepts zuversichtlich, dass selbst bei einem positiven Test Spieler und Betreuer, die Kontakt mit dem Infizierten hatten, nicht in die Kategorie I einzustufen sind. Das sah das Gesundheitsamt Dresden offenbar anders. Auch das Augsburger Gesundheitsamt ist sich da nicht so sicher. Der Augsburger Gesundheitsreferent Reiner Erben sagte, dass Mitspieler und Betreuer bei einem Infektionsfall möglicherweise, aber eben nicht zwangsläufig in die folgenschwere
Kategorie I fallen: „Es gelten die Regelungen, die Abstand und kontaktloses Training vorschreiben.“Jeder Fall sei eine Einzelprüfung, man stehe mit dem FC Augsburg in regelmäßigem Kontakt. Der Verein bestätigt das. Hauptsächlich telefonisch läuft der Kontakt derzeit ab.
Der FC Augsburg bereitet sich währenddessen auf das Bundesligaspiel gegen Wolfsburg vor. Am Samstag um 15.30 Uhr steigt Spiel eins nach der Corona-Pause. Es wird eine Partie, die so noch keiner der Beteiligten erlebt hat. Die Vorbereitung ist schwierig, vieles muss neu einstudiert werden. Für Trainer Heiko Herrlich wird es die erste Partie mit dem FCA sein. Er hat erst kurz vor der Zwangspause das Amt von Martin Schmidt übernommen. Am Freitag ließ Herrlich das Team nach den Lockerungen der Hygienemaßnahmen erstmals im Stadion trainieren. Elf gegen elf. Es sei ein komisches Gefühl gewesen, sagte Marco Richter hinterher. Schon nach 70 bis 75 Minuten sei ihm die Puste ausgegangen. Nun bleiben noch wenige Tage, um sich optimal auf das Spiel vorzubereiten. Trainingspausen gibt es beim FCA derzeit nicht, auch am Wochenende standen Einheiten an. Mittlerweile aber wieder auf dem Trainingsplatz, im Stadion ist kein weiterer Testlauf mehr geplant. Die Corona-Tests finden nach wie vor statt, der letzte steht am Freitag vor dem Spiel an. Bislang sind beim FCA alle Tests negativ ausgefallen.
Die DFL ist indes schon von Teilen ihres Hygienekonzeptes abgerückt. DFB-Arzt Tim Meyer hatte bei dessen Vorstellung noch gesagt, dass bei allen Vorsichtsmaßnahmen abseits des Platzes alles wie gehabt weitergehen soll, sobald der Ball rollt. Am Donnerstag haben die Profiklubs ein Schreiben mit zusätzlichen Verhaltensregeln erhalten. Dies besagt, dass der Ball mit Desinfektionsmittel eingesprüht wird und gemeinsamer Torjubel doch nicht stattfinden soll. Im Detail heißt es in diesem Papier: „Bei Torerzielung sind gemeinsames Jubeln, Abklatschen und Umarmung zu unterlassen. Kurzer Ellbogen- oder Fußkontakt ist erlaubt.“
Im Stadion fand schon ein Testspiel statt