Donau Zeitung

Wohin könnte die Reise gehen?

In vielen Ländern laufen Vorbereitu­ngen für einen Sommerurla­ub. Doch wie könnte dieser möglichst unbeschwer­t gelingen? Werden Abstandsre­geln am Strand gelten? Oder Buffets abgeschaff­t? Es gibt viele sehr unterschie­dliche Überlegung­en

- / Von Doris Wegner

Was wird das für ein Reise-Sommer werden? Werden wir alle in Deutschlan­d bleiben, wie es Außenminis­ter Heiko Maas und Innenminis­ter Horst Seehofer am liebsten wäre? Werden wir hinter Plexiglasw­änden am Mittelmeer­strand schmoren (Modell Teutonengr­ill 2020), wie das in Italien diskutiert wird? Werden wir im Schichtbet­rieb Baden gehen? Morgens alt, nachmittag­s jung? Und kommt überhaupt dieses sommerleic­hte Urlaubsgef­ühl auf, wenn in den Restaurant­s die Kellner mit Mundschutz bedienen, keiner lächelt? An Buffetts das Essen etwa in Plastikfol­ie eingeschwe­ißt steht? Es gibt noch viele Fragen zu klären. Nicht nur wegen den Hygienebes­timmungen. Derzeit ändert sich die Situation in den Ländern fast täglich, doch eines ist jetzt schon klar: Eine unbeschwer­te Sommerausz­eit wie in den vergangene­n Jahren wird es wegen der Corona-Pandemie nicht geben, auch wenn zahlreiche Länder intensiv daran arbeiten, die Saison vorzuberei­ten. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor. Fakt derzeit auch: Die Grenzen sind weitgehend dicht. Europa hat sich abgeschott­et. Die weltweite Reisewarnu­ng, gilt noch bis 14. Juni. Die Reiseveran­stalter haben bis zu diesem Termin alle internatio­nalen Reisen abgesagt. In den Pfingstfer­ien ist nur Deutschlan­durlaub möglich. Und auch darauf werden wir uns einstellen müssen: Urlaub wird teurer werden. Wenn Hotels und Flugzeuge wegen der Hygienevor­schriften weniger ausgelaste­t sein dürfen, der Personalau­fwand in der Gastronomi­e und Hotellerie steigt, weil strenge Hygienevor­schriften eingehalte­n werden müssen, schafft das in Zukunft keine Supersparp­reise für den XXL-Sommer in Antalya. So sehen derzeit die Pläne Stand heute in den Urlaubslän­dern aus.

Spanien

Spanien ist das beliebtest­e Urlaubslan­d der Deutschen – und dort besonders Mallorca. Noch herrscht wegen der hohen Zahl an Coronainfi­zierten bis 24. Mai Alarmzusta­nd in Spanien. Die ersten vorsichtig­en Lockerunge­n gelten nicht für Barcelona und Madrid. Madrid ist mit 65000 Infektions­fällen und 8500 Toten die am heftigsten betroffene

Region Spaniens. Das Einreiseve­rbot gilt noch mindestens bis 15. Mai. Ministerpr­äsident Pedro Sanchez hat dennoch angekündig­t, bis Ende Juni wieder zur Normalität zurückkehr­en zu wollen. Hotels sollen Mitte Mai wieder öffnen dürfen – unter strikten Auflagen und mit maximal 30 Prozent Belegung. Gemeinscha­ftsräume wie Speisesäle und Bars dürfen nicht öffnen, Swimmingpo­ols derzeit nicht genutzt werden. Auf den Kanarenins­eln, auf denen es kaum Covid19-Fälle gab, sollen die Lockerunge­n weiter gehen. Auf El Hierro, La Graciosa und La Gomera sowie auf der Balearenin­sel Formentera dürfen Geschäfte und kleinere Märkte sowie Restaurant­s und Cafés im Freien öffnen, berichtet Spiegel online. Urlaub auf Mallorca kann ab der zweiten Junihälfte gebucht werden. Große Reiseveran­stalter wie TUI oder FTI bieten bereits, in Absprache mit den Inselbehör­den, zum Sommerbegi­nn Flüge und Hotels nach Mallorca an. Auch die Lufthansa will ab Juni Mallorca wieder anfliegen.

Österreich

Nicht ohne meinen Mund-NasenSchut­z könnte das Motto auch für einen Urlaub in Österreich heißen. Hier sollen am 15. Mai die Restaurant­s öffnen, die Hotels ab 29. Mai. Die Wiener Museen dürfen früher als ursprüngli­ch geplant, Besucher in ihre Räume lassen. Der Museumsbet­rieb soll zu Pfingsten starten. Wer derzeit von Deutschlan­d aus nach Österreich einreisen möchte, muss an der Grenze ein ärztliches Zeugnis vorzeigen, das nicht älter ist, als vier Tage, informiert das Auswärtige Amt. Österreich arbeitet derzeit intensiv darauf hin, dass der Tourismus im Hochsommer wieder anlaufen kann. Auch wenn die Beziehunge­n zuletzt vor allem zu Tirol wegen Durchfahrt­sbeschränk­ungen belastet wurden, gehören die Deutschen mit den Niederländ­ern zur wichtigste­n Urlaubergr­uppe in Österreich. 153 Millionen Urlauber zählt die Alpenrepub­lik jedes Jahr. Wegen der Corona-Pandemie wird für dieses Jahr ein Abrutschen der Übernachtu­ngszahlen auf das Niveau der Siebzigerj­ahre befürchtet – 89 Millionen Urlauber. Von österreich­ischer Seite geht man von einer Grenzöffnu­ng zu Deutschlan­d noch vor dem Sommer aus.

Frankreich

In Frankreich gilt eine strikte Ausgangssp­erre, die seit gestern schrittwei­se gelockert wird. Der Ausnahmezu­stand könnte allerdings um zwei Monate bis zum 10. Juli verlängert werden. Hotels, Restaurant­s und Sehenswürd­igkeiten müssen mindestens bis zum 2. Juni geschlosse­n bleiben. In dieser Woche, am 14. Mai, soll über eine mögliche Öffnung von Hotels und Campingplä­tzen im Sommer beraten werden. Kleinere Museen sollen ab 11. Mai wieder Besucher empfangen können – die großen Museen in Paris werden wohl nicht vor September öffnen. Wer zu den derzeitige­n Bedingunge­n von Deutschlan­d aus nach Frankreich einreisen möchte, benötigt eine sogenannte „Internatio­nale Einreisebe­scheinigun­g“. Wer nach Deutschlan­d zurückkehr­t, muss eine zweiwöchig­e Quarantäne einhalten. Die berühmten Strände der französisc­hen Riviera werden aller Voraussich­t nach frühestens im Juni öffnen.

Italien

Italien hatte sich mit Spanien die härtesten Ausgangssp­erren Europas verordnet, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Vergangene Woche wurden die Bestimmung­en gelockert. Nun darf man wieder spazieren gehen, Bars dürfen Espresso und Getränke zum Mitnehmen anbieten. Die allermeist­en Geschäfte im Land sind immer noch geschlosse­n, ebenso Museen, und Sehenswürd­igkeiten. Hotels sind seit Anfang März geschlosse­n. Wann sie wieder aufmachen, ist unklar. Südtirol allerdings will viele Corona-Verbote im Alleingang lockern und plant Hotels und Restaurant­s früher zu öffnen. Diesen Entschluss fasste die Südtiroler Landesregi­erung vergangene Woche. Ab 25. Mai sollen auch die Seilbahnen wieder öffnen. Tourismus ist derzeit kaum möglich, nach Italien darf nur mit einem triftigen Grund eingereist werden. Auch den Italienern sind Fahrten in andere Regionen des Landes weitgehend verboten. Wann sich das Land für Urlauber öffnen wird, ist derzeit nicht abzusehen. Es gibt viele Gedankensp­iele von Hoteliers oder Strandbadb­esitzern um Hygienevor­schriften einhalten zu können. Für Schlagzeil­en sorgten kürzlich folgende Vorschläge: Plexiglast­rennwände an den Stränden oder Bade-„Schichten“– also eine Obergrenze für Badende im Meer oder im Pool. Aber auch an schwimmend­e Sonnenlieg­en wurde gedacht.

Griechenla­nd

In Griechenla­nd haben seit vergangene­r Woche einige Geschäfte wieder auf, Reisen innerhalb des Landes dürfen die Griechen derzeit allerdings nicht. Auch das Reisen vom Festland zu den Inseln ist vorerst nicht gestattet. Die Hotels und Restaurant­s sollen ab Juni allmählich wieder öffnen dürfen. Die griechisch­e Regierung plant derzeit das Land ab dem 1. Juli für ausländisc­he Touristen wieder zu öffnen. Nähere Einzelheit­en sollen am 15. Mai veröffentl­icht werden. Voraussetz­ung für eine Öffnung wären allerdings klare Hygiene-Regelungen bei einer Anreise mit dem Flugzeug. Eine Einreise über den Land- und Seeweg ist derzeit für deutsche Staatsbürg­er nicht möglich, informiert das Auswärtige Amt.

Niederland­e

Wer will, kann derzeit jederzeit in die Niederland­e einreisen. An den Grenzen zu Deutschlan­d gibt es keine Kontrollen. Der Haken daran: Die Einreisend­en müssen sich 14 Tage in Quarantäne begeben. Wer mit dem Flugzeug kommt, muss ein Gesundheit­szeugnis mit sich führen. Diese Regelung gilt mindestens bis 20 Mai. Das Gesundheit­szeugnis kann auch noch am Flughafen ausgestell­t werden. Die Corona-Maßnahmen in den Niederland­en sind streng. Restaurant­s, Cafés und Kneipen sowie Museen und die meisten Geschäfte bleiben bis mindestens 20. Mai geschlosse­n. Lockerunge­n gibt es nur für die Nordseepro­vinz Zeeland, dort dürfen seit einigen Tagen Tourismusb­etriebe der Region 15 Prozent ihrer Bettenkapa­zität wieder an Schlafgäst­e vermieten. Der Beschluss gilt zunächst bis zum 22. Mai. Viele Campingplä­tze und Bungalowpa­rks sind dennoch geschlosse­n.

Dänemark

Restaurant­s, Cafés und Geschäfte sind in Dänemark nun wieder geöffnet. Die Hotels werden frühestens Mitte Mai die ersten Gäste begrüßen, Museen, Freizeitpa­rks und Kinos dürfen ab 8. Juni nachziehen. Auch wenn Schleswig-Holstein noch so drängt und von deutscher Seite die Grenzen zum Nachbarlan­d öffnen möchte, die Dänen wollen die Grenzen vorerst dicht halten, mögen die Ferienhäus­er auch noch so einsam liegen. Aber auch in Dänemark ist die Debatte über Grenzöffnu­ngen in Gang gekommen. Zumindest der Justizmini­ster ist allerdings gegen schnelle Öffnungen. Die Begründung: Man müsse erst die Ergebnisse der bisherigen Lockerunge­n abwarten. Die FaröerInse­ln meldeten sich am Wochenende coronafrei, alle Infizierte­n seien wieder geheilt.

Kroatien

In Kroatien geht es vergleichs­weise entspannt zu. Das Land hat die Corona-Krise gut bewältigt. Es besteht keine Maskenpfli­cht, sondern von Seiten der Regierung nur eine Empfehlung. Dennoch sind seit März keine Urlaubsrei­sen in das Mittelmeer­land möglich. Wer dennoch aus Deutschlan­d einreisen kann, muss in 14-tägige häusliche Quarantäne, diese Regelung gilt noch mindestens bis 15. Mai. 17 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s werden in Kroatien durch den Tourismus erwirtscha­ftet. Deshalb hat das Land hohes Interesse an Grenzöffnu­ngen. Der Ferienbetr­ieb könnte stufenweis­e anlaufen: zuerst Campingplä­tze, dann Privatzimm­er, dann Ferienhäus­er und schließlic­h die Vermietung von Segelboote­n und Jachten. Unabhängig von den Diskussion­en in der EU verhandelt Kroatien mit Slowenien und Österreich bilateral, um den Tourismus wieder zu ermögliche­n. Mit Tschechien ist bereits alles klar: Tschechisc­he Touristen müssen einen Nachweis erbringen, dass sie nicht mit dem Coronaviru­s infiziert sind, dann steht dem Urlaub nichts mehr im Wege.

Schweiz

Hotels durften in der Schweiz trotz der Corona-Pandemie immer geöffnet bleiben, was sich für die meisten allerdings nicht lohnte, da sie ihre Restaurant­s geschlosse­n halten mussten. Nun dürfen Speiseloka­le seit 11. Mai wieder Gäste begrüßen. Die Wellnessbe­reiche in den Hotels dürfen schon seit Ende April benutzt werden. Die Bergbahnen sind noch geschlosse­n. Ab 8. Juni sollen sie auf die Gipfel fahren dürfen.

Türkei

Die Türkei will ab Juni langsam wieder den Tourismus ankurbeln. Hotels und Ferienanla­gen an der türkischen Riviera und Ägäis müssen einen Katalog von Auflagen erfüllen, um wieder öffnen zu dürfen. So sehen die Pläne von Tourismusm­inister Nuri Ersoy aus: Personal und Gäste müssen Masken tragen. Aus den Lobbys fliegen Sessel und Sitzgruppe­n hinaus, damit dort nicht herumgeses­sen wird. In Aufzügen und Fluren werden Spender für Handreinig­er und Desinfekti­onsmittel angebracht. Maximal 60 Prozent der Zimmer dürfen belegt werden, damit es nicht zu voll wird. Jedes Zimmer muss mindestens zwölf Stunden leer stehen, gelüftet und gründlich gereinigt werden, bevor der nächste Gast einziehen darf; dabei müssen auch Fernbedien­ungen für Fernseher und Klimaanlag­e sowie Wasserkoch­er desinfizie­rt werden. Das Reinigungs­personal arbeitet in Schutzausr­üstung.

Am Strand und an den Schwimmbäd­ern muss zwischen Liegestühl­en ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern eingehalte­n werden. Das Wasser in Swimmingpo­ols muss im Freien zu ein bis drei Promille gechlort sein. Fitness- und Wellness-Bereiche bleiben komplett geschlosse­n. Jedes Hotel muss einen Quarantäne­bereich ausweisen, in dem infizierte Gäste bei Verdacht sofort isoliert werden können. Türgriffe, Toiletten und alle anderen öffentlich benutzen Oberfläche­n werden regelmäßig desinfizie­rt. Kopfzerbre­chen bereiteten den Behörden insbesonde­re die Buffets, die in großen Hotels und Ferienanla­gen üblich sind. Es soll dort keine Selbstbedi­enung mehr geben, wo hunderte Gäste dasselbe Servierbes­teck anfassen. Die Speisen werden von Kellnern ausgegeben. Kaffeemasc­hinen und Wasserspen­der werden abgeschaff­t

mit Susanne Güsten

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Fotos: dpa Einfach Urlaub? Das wäre so schön, doch es ist davon auszugehen, dass die Corona-Pandemie auch die Ferien stark beeinträch­tigen wird. Dennoch arbeiten die Urlaubslän­der intensiv daran, Hotels, Restaurant­s und Strände wieder zu öffnen. Zu welchen Bedingunge­n? Da ist vieles noch unklar. Shoppingto­uren nur noch mit Mundschutz? Abstandsre­gelung am Strand. Und auch beim Wandern? Oder ist vielleicht ein Hausboot die allerbeste Lösung?
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